Wie IRIS den Kerosinverbrauch im Flugzeug senken soll
Mit "IRIS" will die ESA die Kommunikation im Cockpit digitalisieren. Neu soll über Satelliten gesprochen und Flugpläne ausgetauscht werden. Davon verspricht man sich zahlreiche Vorteile für Reisende, Airlines und die Umwelt
„Climb flight level 380“, ertönt der Funk im Cockpit eines Linienflugzeugs. „Climbing flight level 380“, kommt die Antwort postwendend. Heutzutage kommunizieren die Pilot:innen mit den Fluglots:innen via Funk und via „Controller–pilot data link communications“ (CPDLC), einer Art Whatsapp für Flugzeuge. Schon bald könnte ein neuer Kommunikationsweg dazustoßen.
Die ESA, sonst Raumfahrtorganisation, führt nämlich seit 2012 ein Projekt zur Verbesserung des Luftverkehrsmanagements durch. 2023 soll ihr Programm „IRIS“ in Europa umgesetzt werden. Neu tauschen sich Fliegende und Controller via Satellit aus. Die Kommunikation wird dank sicherer und geschützter Datenverbindung auf bestehender Satelliten-Infrastruktur von Inmarsat, dem britischen Satellitenkommunikations-Unternehmen, aufgebaut. Auf diese Weise können auch Flugpläne ständig aktualisiert und optimiert werden. Mit entscheiden Vorteilen für Reisende, Airlines und nicht zuletzt den Planeten.
„Eine Win-Win-Win Situation für den Planeten, die Airlines und die Konsumenten“
Antonio Garutti, ESA
Denn: „Dadurch können Flugzeiten reduziert, CO2-Emissionen gesenkt und Kosten für Fluggesellschaften verringert werden. Also eine Win-Win-Win Situation für den Planeten, die Airlines und die Konsumenten“, sagt Antonio Garutti, Leiter des Projektbüros für Telekommunikationssysteme der European Space Agency (ESA) und zuständig für IRIS, im Gespräch. Um IRIS zu nutzen, müssen die Fluggesellschaften ein neues avionisches Gerät einbauen. „Die Installation ist technisch keine Herausforderung. Künftig werden die Geräte in den neuen Flugzeugen bereits eingebaut sein. Wir sind bereits in Gespräch mit Airbus als auch anderen Flugzeugbauern und arbeiten an jeweils kompatiblen Lösungen“, so Garutti.
Kürzlich wurde bekannt, dass Easyjet als erste Airline am IRIS-Programm teilnehmen wird. „So können wir IRIS erstmals zu kommerziellen Bedingungen testen, Daten sammeln und Erkenntnisse gewinnen“, meint der ESA-Projektleiter stolz. Ende dieses Jahres starten die kommerziellen Testflüge von Easyjet, welche die IRIS-Lösung dann auch in elf Airbus A320neo nutzen wird. Sie soll ein bedeutender Bestandteil auf dem Weg zum Easyjet-Ziel sein, bis zum Jahr 2035 exakt 35 Prozent weniger CO2 auszustoßen.
„Bis etwa 2026 möchten wir das Programm weltweit ausrollen“
Antonio Garutti, ESA
Das IRIS-Programm soll Flugrouten nicht nur europaweit, sondern auch jenseits des Kontinents verbessern: „Die Unterzeichnung von IRIS global ist ein wichtiger Meilenstein. Bis etwa 2026 möchten wir das Projekt weltweit ausrollen“, sagt Garutti. Das IRIS-Programm ist Teil von SESAR, dem Single European Sky ATM Research Programme. Dieses hat es sich zum Ziel gesetzt, eine möglichst effiziente Routenplanung in der Luftfahrt möglich zu machen. „Zu Beginn waren wir von der großen Anzahl unterschiedlicher Stakeholdern in der Aviatik überrascht“, erzählt Garutti. Die zahlreichen Plätze am Tisch derjenigen, die mitreden möchten, erschwert die SESAR und somit auch IRIS-Mission.
Der europäische Luftraum ist ein Flickenteppich, die direkteste Route selten fliegbar. Beispielsweise vom Militär gesperrte Lufträume machen eine möglichst optimale und somit umweltfreundlichste Route unmöglich. SESAR will diesen Flickenteppich zu einem einzigen Luftraum transformieren. Von der fünf- bis zehnprozentigen geplanten CO2-Reduktion wird IRIS zwischen eineinhalb und drei Prozent beisteuern. „Natürlich haben wir noch viel Arbeit vor uns. Doch gerade, weil unser Projekt eine Win-Win-Win Situation darstellt, sind wir sehr zuversichtlich auf unsere Ziele fokussiert“, meint Antonio Garutti.
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Antonio Garutti
Der Italiener ist Leiter des Projektbüros für Telekommunikationssysteme bei der ESA. Antonio Garutti arbeitet seit 21 Jahren für die European Space Agency. Zuvor war er in der italienischen Raumfahrtindustrie tätig, wo er Leiter der Abteilung für die Entwicklung von Energieversorgungssystemen und -ausrüstung für Satelliten übernahm.
Adina Vălean
Die gebürtige Rumänin ist derzeit Kommissarin für Verkehr der europäischen Kommission. Ihre Aufgabe ist unter anderem die Reduktion der Treibhausgasemissionen der Aviatik. Adina Vălean will diese unter anderem dank des Projektes „Single European Sky“ senken.