Seit 20 Jahren befasst sich Björn Bender mit der Frage, wie man die Bahn besser machen kann. Nach Stationen bei der Deutschen Bahn und der schweizerischen SBB hat er nun frisch bei Rail Europe angeheuert. Das Unternehmen verkauft seit 90 Jahren Bahnfahrkarten. Die Kundschaft sind vor allem Tourist*innen aus Übersee, die Europa per Zug erkunden wollen.
Bei der SBB hat Bender zunächst als Head of New Mobility Services und später in der Rolle des Head of Innovation, Research and Incubation an autonomen Shuttles und Konzepten für Bahnhöfe als Hubs für multimodale Mobilität gearbeitet – was treibt ihn nun zu einer Ticketing-Plattform? „Mir sind die vielen Experimente irgendwann fast zu viel geworden“, sagt Bender. Denn so viel Spaß das Ausprobieren von Mobilitätskonzepten der Zukunft auch macht. Letztlich müssen Innovationen vom Experiment zum realen, dauerhaften Angebot werden, damit es in Sachen Verkehrswende tatsächlich vorangeht. Darum nun also der Neustart bei Rail Europe.
„Bahnreisen ist aus Kundenperspektive viel zu komplex“
Björn Bender, CEO Rail Europe
Tatsächlich ist der für Bender zugleich ein kleines Zurück zu den Anfängen. Vor seiner Zeit bei der SBB war er im Auslandsvertrieb der Deutschen Bahn tätig. Er kann darum ganz gut einschätzen, wie groß der Vorsprung seines neuen Arbeitgebers in Sachen Distribution grenzüberschreitender Tickets vor den Staatsbahnen ist. „Bahnreisen ist aus einer Kundenperspektive immer noch viel zu komplex“, sagt Bender.
Auf nationaler Ebene habe man ja im Zuge der Debatten um das 9-Euro-Ticket erlebt, wie zentral das Thema Ticketing für die Verkehrswende ist. Und wie wünschenswert eine simple Alternative zu dem Wirrwarr aus Verkehrsverbünden, Tarifzonen und Fahrkartenvarianten. Aber man hat auch gesehen, wie schwer der Weg dorthin ist. „Im internationalen Verkehr ist es noch noch viel herausfordernder“, sagt Bender.
Gerade darum sehe er im Wechsel zu Rail Europe so viel Potenzial, die Zukunft der Mobilität nicht nur auszuprobieren und zu evaluieren, sondern im großen Maß zu gestalten. Die ehemalige SNCF-Tochterfirma gehört inzwischen einem Private-Equity-Unternehmen, bei dem man entsprechende Wachtumserwartungen pflegt. Bender sieht in der „Tech Company“ Rail Europe die Voraussetzungen dafür gegeben.
Technisch sei man den Plattformen der Bahnen weit voraus. Bereits heute stecke die Software der Pariser in vielen Travel-Management-Systemen. Das wachsende Bedürfnis nach klimafreundlicheren Angeboten für Geschäftsreisende stecke hier immenses Potenzial, so Bender. Er sagt aber auch, dass die aktuell beschworene Renaissance des komfortablen Business-Bahnreisen Erwartungen weckt, die schwer zu matchen sind. „Wir wünschen uns, dass wir das eigentlich morgen spüren. Und es wird an vielen Stellen nicht der Fall sein“, sagt Bender. Dafür brauche es neue Züge und Bahnhöfe die Orte seien, an denen man sich gerne aufhalte. Die Realität an vielen Bahnhöfen sehe jedoch anders aus.
Was passieren muss, um Businessreisende vom Flugzeug in den Zug zu bekommen, was Deutschland von der Schweiz lernen kann und wie man Innovationen auf und neben der Schiene verstetigt – das sind nur einige der Themen der Episode des FUTURE MOVES Podcasts mit Björn Bender.
Über diese Themen spricht Björn Bender im FUTURE MOVES Podcast:
… den aktuellen Interrail-Boom (3:00)
… seine Karriere in der Bahnbranche (4:01)
… wo klappt die Modernisierung der Bahn und wo nicht (7:00)
… Wertschätzung des ÖVs in der Schweiz und Deutschland (11:56)
… die Herausforderung, Mobility-Innovation zu verstetigen (14:53)
… das 49-Euro-Ticket als Basis für neue Angebote (21:21)
… Rail Europe und seine Pläne als neuer CEO (24:05)
… wie man Businessreisende vom Flugzeug in die Bahn kriegt (31:13)
… positive Reise-Erfahrungen in aller Welt (37:49)
… international unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse (43:43)
… seinen „Mix der Woche“ (47:11)