„Negative Informationen sind schon catchy“
TUM-Doktorandin Nienke Buters über den von ihr erfundenen "Mobiscore" und die wahren Kosten von Mobilität
Bei ZDF Neo gab es mal die Serie „Eichwald, MDB“. Darin geht es um einen überaus glücklosen Bundestagsabgeordneten. In der Folge „Die Ampel“ erarbeiten Eichwald und sein Team eine Lebensmittelampel – und statt einer Farbskala (wie es sie inzwischen tatsächlich gibt) kommt ein Symbol in Daumen-Hoch-Form mit graublauen Farbflächen heraus. Was das mit Mobilität zu tun hat? Hoffentlich nichts – zumindest in dieser Form.
Denn die neue Episode des FUTURE MOVES-Podcasts dreht sich um genau so eine Ampel. In diesem Fall aber für Mobilität. Host Christian Cohrs hat mit deren Erfinderin Nienke Buters darüber gesprochen, wie ihre Ampel und der zugrundeliegende Mobiscore die Verkehrswende voranbringen können.
„Das Fahrrad ist nicht immer superduper“
Nienke Buters
Hinter der Ampel steht das Projekt Sasim. Das Tools wird gerade im Zukunftscluster MCube entwickelt und ermittelt die sogenannten Vollkosten von Mobilität. Das bedeutet: Welchen Preis es tatsächlich hat, ob man mit dem Auto, der Bahn oder zu Fuß von einem Ort zum anderen kommt. Denn dabei spielen eine Menge in der Regel übersehene Faktoren wie Flächenverbrauch, Lärm und Unfallfolgekosten eine große Rolle.
Diese umfassendere Betrachtung führe zu teilweise überraschenden Einsichten, so Buters. Beim Auto etwa, dass „die direkten und kurzen Strecken gar nicht so schlecht sind“. Die verursachten zwar auch Schadstoffe, aber nicht viele Unfälle. Denn Folgekosten, die durch Verkehrsunfälle entstehen seien ein wichtiger Faktor bei der Berechnung des Mobiscores. „Und da ist das Fahrrad eben jetzt nicht so superduper“, sagt Buters.
Der Mobiscore kann bislang für Verbindungen innerhalb Münchens ermittelt werden. Er wird dann direkt – analog zum Nutriscore, der sich inzwischen auf immer mehr Lebensmittel-Verpackungen findet – in eine fünfstufige Farbskala umgewandelt. Klar kommt das Auto dabei trotz Vorteilen auf mancher Kurzstrecke, die durch den ÖPNV nicht so gut erschlossen sind, eher schlecht weg.
Aber mit Blick auf die Verkehrswende ist das ja an sich auch wünschenswert, wird so doch ein Problembewusstsein geschaffen und bestenfalls die Aufmerksamkeit direkt auf Alternativen gelenkt. Oder, wie Nienke Buters es formuliert: „Negative Informationen sind schon catchy.“
Über diese Themen spricht spricht Nienke Buters im FUTURE MOVES Podcast:
… was man unter Vollkosten von Mobilität versteht (01:34)
… das Konzept hinter dem Vollkosten-Tool der TUM (03:22)
… der praktische Nutzen für die Verkehrswende (08:23)
… Sinn der Visualisierung analog zum Nutriscore (13:31)
… wo sich das Tool wie implementieren lässt (18:23)
… wie Menschen auf ihren Mobiscore reagieren (20:45)
… Incentives, um eine Verhaltensänderung anzustoßen (22:10)
… wie man ein Bewusstsein für die Vollkosten schafft (23:35)
… Tracking des Nutzendenverhaltens und Ausbaustufen (31:13)
… vergleichbare Projekte aus anderen Ländern (33:20)
… ihren „Mix der Woche“ (34:20)
… Tempolimit und Situation in den Niederlanden (36:14)