Im Jahr 2019 begann Easyjet damit, das von seiner Flotte ausgestoßene CO2 komplett zu kompensieren. Damit war der Lowcost-Carrier Pionier der Branche. Doch Ende 2022 stoppten die Briten das Programm, für das laut Deutschlandchef Stephan Erler jedes Jahr ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag aufgewendet worden war. Weil das Problem erledigt ist? Sicher nicht. Aber warum dann? Das erläutert Erler in der neuen Episode des FUTURE MOVES Podcasts.

Wenn man als Airline CO2-Emissionen kompensiert, bewege man sich „irgendwo in diesem Graubereich“ zwischen echtem Engagement und Greenwashing, so Erler. Entscheidender als diese angreifbare Positionierung ist am Ende, dass klimaschädliche Emissionen in der Luftfahrt möglichst gar nicht entstehen. Darum, und weil es durch eigene Programme von Firmenkunden und Reiseanbietern zu doppelter Kompensation gekommen sein, habe sich Easyjet für einen anderen Weg entschieden.

„Ein Elektro-A320 würde nur von Berlin nach Dresden fliegen“

Stephan Erler

Die Airline will bislang für Kompensation aufgewendete Mittel künftig in Partnerschaften stecken, die die Dekarbonisierung der Luftfahrt voranbringen. Dabei steht ein Aspekt im Zentrum: der Treibstoff. Denn dieser Faktor entscheidet darüber, ob die Luftfahrtbranche das Ziel einer echten Klimaneutralität überhaupt erreichen kann.

Die klimafreundlichste Variante – batterieelektrische Flugzeuge – scheidet allerdings ab einer gewissen Distanz aus. Würde man einen Jet von den Dimensionen eines A320 auf E-Motoren umrüsten, könne man damit aufgrund der benötigten Akkus „von Berlin nach Dresden fliegen“, so Erler. 

Darum ist Wasserstoff der Kerosinersatz für die Mittel- und Langstrecke. Und hier engagiert sich Easyjet in Form einer Partnerschaft mit dem Triebwerkshersteller Rolls-Royce. Kürzlich stellten beide zusammen den Prototypen einer Turbine vor, die mit grünem Wasserstoff befeuert wird.

„Wir wollen uns weiterentwickeln“, sagt Erler, der seit 2019 Country Manager von Easyjet in Deutschland ist, im FUTURE MOVES Podcast. Und dabei spielten nicht allein ökologische Beweggründe eine Rolle. Kerosinpreise und die Kosten für CO2-Zertifikate werden weiter steigen, so Erler. Es mache also auch in ökonomischer Hinsicht Sinn, zu einem Wegbereiter der Antriebswende am Himmel zu werden.

Über diese Themen spricht Stephan Erler im FUTURE MOVES-Podcast:

… warum Easyjet die CO2-Kompensation beendet hat (3:15)

… die Suche nach alternativen Klimaschutz-Ansätzen (7:41) 

… eine wachsende Bedeutung von Sustainable Aviation Fuels (11:15)

… Wasserstoff als Alternative zu Kerosin (13:41)

… Kooperationen zwischen Easyjet und Startups (20:02) 

… Zyklen bei der Flottenerneuerung (21:27) 

… Einsparpotenzial durch optimierte Flugrouten (24:05) 

… Kriterien, nach denen Destinationen ausgewählt werden (28:22) 

… warum Easyjet seltener ab Deutschland fliegt (33:15) 

… Flughäfen als multimodale Hubs (38:01)

… Positionierung neben den großen Airline-Allianzen (42:24)

… seinen „Mix der Woche“ (47:24)