Vom Enfant Terrible der Mobilität zum Poster Child der Branche in nur fünf Jahren – der Imagewandel, den Wunder hingelegt hat, sagt viel über die Dynamik der Mobilitätswende aus. Wunder-Gründer und -CEO Gunnar Froh hat erlebt, welchen Widerstand neue Mobilitätskonzepte erzeugen können, trotzdem nicht aufgegeben und sein Geschäftsmodell so gedreht, dass sein Startup nun global eine nachhaltige Verkehrswende vorantreibt. Kurz gesagt: Gunnar Froh ist der ideale Gast für die erste Ausgabe des Podcasts von FUTURE MOVES.

Premierengast: Gunnar Froh, CEO von Wunder Mobility

2014 startete Froh in Hamburg und Berlin einen Ride-Hailing-Dienst, mit dem er das Konzept von Uber und Lyft auf den deutschen Markt bringen wollte. „Es hat sehr schnell massiven Widerstand gegeben“, erinnert sich Froh im FUTURE MOVES-Podcast. Nach Gegenwind von Taxi-Lobby und Kommunen verließ Wunder zunächst den Heimatmarkt. Bald darauf drehte das Start-up sein komplettes Geschäftsmodell. Statt Fahrten zu vermitteln, bauen die Hamburger heute die Software, mit der Shared-Mobility-Anbieter wie Emmy und Felyx ihre E-Roller-Flotten betreiben. Langfristig könnte sich dieser Pivot vom Bad zum Good Guy der Branche noch als äußerst lohnend erweisen.

Analyst:innen von McKinsey prognostizieren, dass sich der weltweite Umsatz im Bereich Shared Mobility im Jahr 2030 auf mindestens 450 Mrd. Dollar belaufen wird. Ein auskömmlicher Teil davon dürfte am Ende in der Kasse des Unternehmens landen, über dessen Betriebssystem die Flotten gemanagt werden. Aktuell habe Wunder einen globalen Marktanteil von zehn Prozent, so Froh. Klingt  nach nicht viel. In einem sehr fragmentierten Markt bedeute es allerdings die Marktführerschaft, sagt der Wunder-Chef.

Mutmachende Perspektiven und ein funktionierenden Geschäftsmodell sind nichts, auf das man sich verlassen sollte. Das weiß niemand besser als Gunnar Froh. „Es gibt ein großes Beharrungsvermögen in der Industrie“, sagt er. Auch wenn die Pandemie ein Fenster zum Ausprobieren neuer Konzepte wie Pop-up-Radwegen geöffnet habe, die Mobilitätswende hänge an Ende davon ab, ob neue Konzepte auch akzeptiert würden. Von den Kund:innen und Verkehrsteilnehmer:innen; vor allem aber von den Behörden.

„Viele Städte fangen an, deutlichere Zukunftsbilder zu formulieren“

Gunnar Froh

So gehe es etwa darum, ob die Städte Mobilität stärker als ein Element der Daseinsvorsorge verstehen würden, so Froh. Und ob in der Folge Shared Mobility als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs begriffen wird. „Es verschwimmen gerade die Grenzen, was ganz klar ÖPNV ist und was diese neuen Sharing-Modelle sind“, sagt Froh. Und löse man sich von der Idee, Mikromobilität müsse profitabel werden, würden sich neue Möglichkeiten ergeben. So könnten kommunale Verkehrsbetrieb bislang unterversorgte Gebieten über E-Scooter bei geringeren Kosten und besser bedienen als durch eine neue Buslinie. Froh ist darum sicher, es werde Fälle geben, wo „die öffentliche Hand stark in dieses Spiel reingehen wird“. Generell habe Corona dazu geführt, das viel ausprobiert werde, etwa Popuop-Radwege, so Froh. „Viele Städte fangen an, deutlichere Zukunftsbilder zu formulieren.“ 

In welchem Sektor der Mobilität Gunnar Froh außerdem lange als unüberwindbar geltende Grenzen wackeln sieht, warum er autonomes Fahren als Chance für seine Firma sieht und ob warum Wunder mittlerweile eigene Scooter und E-Bikes produzieren lässt – das erfährst du in der Premieren-Folge von FUTURE MOVES – dem New Mobility Podcast.  

Über diese Themen spricht Gunnar Froh im FUTURE MOVES Podcast:

… seinen Plan, das „deutsche Uber“ zu bauen – und dessen Scheitern (3:10)

… den Pivot zum B2B-Softwareanbieter für die Shared Mobility (9:15)

… die Entscheidung, Wunder-Scooter und -Bikes produzieren zu lassen (12:45)

… die Frage, ob Shared Mobility profitabel sein muss (12:20)

… über eine neue Generation von Entscheider:innen im Mobilitätssektor (18:19) 

… wie Corona die Verkehrswende und Frohs Unternehmen beeinflusst (19:40)

… wie sich der Markt für Shared Mobility entwickeln wird (24:16) 

… urbane Mobilität und wachsenden Gestaltungswillen in der Politik (26:51)

… autonomes Fahren und Features als mögliche Erlösquellen 28:42)

… eine mögliche Rückkehr ins B2C-Geschäft (30:34)

… die in seinen Augen spannendsten New-Mobility-Projekte (33:10)

… Mobilität als Element der Daseinsvorsorge (35:05)

… Trends im New-Mobility-Bereich, die 2022 relevant werden (37:00)

… seinen “Mix der Woche” (39:29)

… aktuelle Projekte bei Wunder und das Potenzial der Shared Mobility (43:38)