Kaum eine künftige Form der Mobilität polarisiert mehr als Flugtaxis. Die einen sehen in den Drohnen für den Transport von Personen die ultimative – weil lokal emissionsfreie und geräuscharme – Lösung urbaner Verkehrsprobleme. Für die anderen sind Flugtaxis abgehobene Luxus-Gadgets, deren Nutzung sich am Ende eh nur Superreiche werden leisten können. Die Wahrheit? Liegt wie so oft vermutlich irgendwo in der Mitte.  

Unbestritten gilt Volocopter aus dem baden-württembergischen Bruchsal als Poster-Child der Branche. In zwei Jahren will das Flugtaxi-Start-up seinen Service erstmals in Paris launchen. Anschließend sollen die Flugtaxis in rascher Folge in weiteren Metropolen ihren Dienst aufnehmen. Zunächst noch mit Pilot:in an Bord, bald darauf ferngesteuert – und irgendwann komplett autonom. Welche Meilensteine Volocopter auf dem Weg dorthin bereits überwunden hat – und welche Herausforderungen noch zu bewältigen sind, das erklärt CEO Florian Reuter in dieser Podcast-Episode. 

„Wir bauen Fluggeräte, die in der Vergangenheit nicht umsetzbar waren“

Florian Reuter, CEO Volocopter

Wie auch immer man zu den Flugtaxis steht – die Technologie hat etwas faszinierendes. Volocopter-Chef Reuter spricht von einer „Kambrischen Explosion“ der Mobilität. Wie vor 540 Millionen Jahren das Leben auf der Erde innerhalb einer kurzen Zeitspanne eine extreme Vielfalt angenommen habe, so verhalte es sich gerade mit der Luftfahrt durch Entwicklungssprünge auf den Feldern der Drohnen-Technologie und der zugehörigen Software. „Plötzlich können wir heute ganz unterschiedliche Fluggeräte bauen, die so in der Vergangenheit überhaupt nicht umsetzbar waren“, sagt Reuter. 

Volocopter hat inzwischen mehr als 500 Millionen Euro bei Investor:innen eingeworben. „Das klingt nach unheimlich viel Geld, ist aber im Vergleich mit der großen Luftfahrt immer noch vergleichsweise überschaubar“, sagt Reuter. Dass Volocopter mit dieser Summe ein Luftfahrzeug entwickelt habe, dass quasi bereit für den kommerziellen Einsatz sei, zeige, wie effizient Volocopter arbeite.   

Davon zeugt auch die Bewertung des Start-ups, die zuletzt mit 1,5 Milliarden Euro angegeben wurde. Sollte Volocopter tatsächlich sein Versprechen einlösen und in ein paar Jahren einen Flugtaxidienst anbieten können, der preislich nicht wesentlich teurer als eine Fahrt mit einem klassischen Taxi ist, dabei aber deutlich schneller – dürfte die Bewertung sich noch vervielfachen. Erst recht, sollte Reuter mit seiner Prognose richtig liegen, dass von den über 100 Projekten, die global an Flugtaxis arbeiten, letztlich nur eine Handvoll übrig bleiben sollte, denen die Entwicklung der Luftfahrzeuge und eine profitable Kommerzialisierung des Services gelingt.   

Der Volocopter-CEO ist guter Hoffnung, dass das von ihm seit acht Jahren geführte Unternehmen dazu gehören wird – was viel mit dem Standort Deutschland zu tun habe. Nicht nur gebe es hier die Ingenieurkultur, so ein neuartiges Fluggerät zu entwickeln und in Großserie zu bauen. Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA sei sehr fortschrittlich. Und letztlich profitiere Volocopter auch vom Label „made in Germany“, so Reuter. Immer wieder bekomme das Start-up von potenziellen Kund:innen entsprechende Rückmeldungen. „Deshalb glaube ich, dass wir mit deutschen Lufttaxis einen Nerv treffen und die Leute uns unheimlich viel Vertrauen schenken, was wir natürlich auch auf jeden Fall erfüllen wollen.“ 

Wie Volocopter die Sicherheit seines Produkts garantierten will, was ein beispielhafter Flug vom Zentrum zum Flughafen kosten soll und welcher bekannte deutsche Verein bereits zwei Volocopter geordert hat, das verrät Florian Reuter in dieser FUTURE MOVES Podcast-Episode, die in Kooperation mit dem OMR Podcast von Philipp Westermeyer entstanden ist, der auch das Gespräch geführt hat. 

Über diese Themen spricht Florian Reuter im FUTURE MOVES Podcast:

… den Begriff „Flugtaxi“ und wie er CEO von Volocopter wurde (3:10)

… Größe, Kund:innen und Umsatz des Unternehmens (7:34)

… den Markteintritt 2024 und Mitbewerber (13:03)

… die Nachfrage nach Personenbeförderung per Drohne (17:59)

… wie viel der Service kosten soll (19:49)

… Test-Zulassungen auf dem Weg zur kommerziellen Flotte (22:49)

… die benötigte Infrastruktur für den Lufttaxi-Betrieb (24:22)

… Unterschiede zum Mitbewerber Lilium (25:50)

… Flugtaxis als potenzielles Angriffsziel für Terroristen (27:00)

… Finanzbedarf von Volocopter und warum das Start-up nicht an der Börse ist (28:52)

… die Enttäuschung der frühen Crowd-Investoren (33:52)

… den Volocopter-Investor Lukasz Gadowski (38:01)

… die aktuelle Unternehmensbewertung und Profitabilität (40:32)

… seine Gründe, den CEO-Posten bei Volocopter abzugeben (41:57) 

… in welchen Städten und Staaten Volocopter zuerst starten wird (45:12)

… den richtigen Zeitpunkt für einen Börsengang und den CEO-Wechsel (46:44)

… die Zusammensetzung des Beirats von Volocopter (49:16)

… mögliche Größe des Unternehmens und Deutschland als Standort (51:10)

… Dorothee Bärs „Flugtaxi“-Tweet (52:42)