„Für nachhaltige Mobilität ist eine kritische Masse nicht so relevant“
Lina Mosshammer und Albert Vogl-Bader über ein Projekt, das Wege sucht, Gewerbegebiete mit Autobahnanschluss aus der Pkw-Fixierung zu befreien
Vermutlich haben die wenigsten Hörer*innen dieses Podcasts je vom Campus21 gehört. Warum auch? Der langgestreckte Gewerbepark, der diesen Namen trägt, befindet sich südwestlich von Wien, könnte aber überall sein: ein grau-funktionaler Unort mit Autobahnanbindung wie es ihn in jeder Großstadt gibt. Und genau darum ist spannend, was aktuell im Campus21 vor sich geht.
Ein Konsortium aus Forschenden, Berater*innen und Startups will dort herausfinden, wie man einen auf die Bedürfnisse von Auto-Pendler*innen hin optimierten Ort multimodal macht. Praktisch heißt das: Wie sich die dort tätigen Menschen dazu bewegen lassen, für ihren tagtäglichen Arbeitsweg statt den eigenen Pkw das Fahrrad, den Bus oder zumindest eine Fahrgemeinschaft zu nutzen.
„Wenn wir es dort schaffen, dann schaffen es woanders auch.“
Lina Mosshammer
Was es dazu braucht, erklären in dieser Episode des FUTURE MOVES Podcast zwei der Beteiligten. Zum einen ist das Lina Mosshammer, Gründerin und CEO des Beratungsunternehmens Punkt vor Strich. Das hilft Institutionen und Kommunen bei der Entwicklung nachhaltiger und digital gestützter Mobilitätslösungen. Zum anderen: Albert Vogl-Bader, Cofounder und CEO von Carployee, einem österreichischen Startup, das Unternehmen unterstützt, ihre Mitarbeitenden in Fahrgemeinschaften zu organisieren.
Sie geben einen offenen, ungeschönten und darum extrem lehrreichen Einblick in den aktuellen Status des Vorhabens. Was schon einige Monate vor Abschluss des Projekts klar wird: Pendelgewohnheiten sitzen tief und sind hart zu knacken – erst recht, wenn man es mit der zersplitterten Zielgruppe in einem Gewerbepark zu tun hat, die für unterschiedliche Unternehmen verschiedenster Größe arbeiten.
Doch wenn es gelingt, die Leute zu erreichen – sei es über engagierte Mitstreiter*innen in den ansässigen Firmen oder durch direkte Ansprache auf dem Weg vom Parkplatz ins Office – stößt das Vorhaben auf reichlich Zuspruch. Und es müssten nicht einmal alle mitmachen, so Vogl-Bader.
„Für nachhaltige Mobilität generell ist eine kritische Masse gar nicht so relevant“, sagt er. Und berichtet von im Schnitt 80 bis 90 Prozent der Autofahrer*innen, die sofort Carpooling anbieten würden. Das Problem dabei: nur 10 bis 20 würden auf das eigene Auto verzichten und bei jemand anderen mitfahren.
Dieses Mismatch ist nur einer von vielen Stolpersteinen am Campus21. Und zugleich im Sinne der Projektpartner. „Wir haben ganz klar gesagt: Wir wollen wirklich ein herausforderndes Beispiel“, sagt Mosshammer. Denn: „Wenn wir es dort schaffen, dann schaffen es woanders auch.“
Über diese Themen sprechen Lina Mosshammer und Albert Vogl-Bader:
… ihren jeweiligen beruflichen Hintergrund (03:01)
… das Pendelmobilitäts-Forschungsprojekt Emp2Emp (04:18)
… den typischen Modal Split in Gewerbegebieten (07:25)
… die Bereitschaft Fahrgemeinschaften zu bilden (10:41)
… Carpooling und Shuttles als ergänzende Angebote (15:12)
… Mobilitätsroutinen knacken mit Incentives (18:38)
… die Herausforderung, Teilnehmende zu erreichen (21:34)
… generelle Erkenntnisse über Pendelmobilität (28:24)
… die Rolle der Arbeitgeber und der Finanzierung (35:52)
… die zentrale Bedeutung von Kommunikation (43:01)
… ihren „Mix der Woche“ (46:27)