„Wir können ja nicht von heute auf morgen alle Städte abreißen“
FUTURE MOVES Podcast #27: Carmen Sprus arbeitet für EY und berät Klienten zu Strategien zur Dekarbonisierung. Hier spricht sie über Wege zu CO2-neutraler Mobilität, Smart Cities vom Reißbrett und die Schweiz als Vorbild
„Dekarbonisierung ist die neue Digitalisierung“, sagt Carmen Sprus, Expertin für Strategien zur CO2-Reduzierung und Beraterin bei EY. Hintergrund: Die Aufgabe der Dekarbonisierung ist nicht nur mindestens so gewaltig wie digitale Transformation. Im Angesicht von Klimakrise und drohender Energieknappheit ist sie zudem viel dringlicher, so Sprus im FUTURE MOVES Podcast.
Als Projektleiterin bei EY Sustainability und Mitbegründerin von EY Carbon Schweiz berät Sprus Unternehmen an der Schnittstelle der Themenfelder Dekarbonisierungsstrategien, nachhaltige Geschäftsmodelle und Smart Cities. Anders gesagt: Ihr Job ist es, den Entscheider:innen zu erklären, wie sie massiv CO2 einsparen können.
„Es wird immer einen CO2-Fußabdruck geben“
Carmen Sprus, Project Lead EY
Den Städten kommt bei dieser Herausforderung eine zentrale Rolle zu. Sie sind für 70 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Sprus ist Deutsche, aktuell für EY in Lissabon, aber schon lange in der Schweiz tätig. Und vom Nachbarland lässt sich in Sachen Dekarbonisierung einiges lernen. Gerade beim Thema ÖPNV, aber auch innovativen Logistik-Konzepten, passiere sehr viel. Vor allem die schweizerische Bereitschaft, Dinge einfach mal auszuprobieren, trage dazu bei, dass das Land hinsichtlich Dekarbonisierungsbemühungen vorne mitspielt, so Sprus.
Doch Mobilität ist nur ein Aspekt, der Städte zu CO2-Schleudern macht. In Deutschland sei der Energieverbrauch zum Heizen einer der wesentlichen Faktoren, so Sprus. Und hier braucht die Dekarbonisierung länger. „Wir können ja nicht von heute auf morgen alle Städte abreißen und noch mal neue energieeffiziente Gebäude bauen.“ Zudem entstünden bei jedem Neu- und Umbau ebenfalls Emissionen.
Am Ende hängt die Dekarbonisierung der Städte an vielen indirekten Faktoren etwa CO2-ärmeren Verfahren zur Herstellung von Zement, so Sprus. Auch im Fall von denkmalgeschützten Gebäude seien die Möglichkeiten zur Dekarbonisierung begrenzt. Darum dämpft die Beraterin die Erwartungen bezüglich Null-Emissions-Zielen. „Das heißt, es wird immer einen Fußabdruck geben.“ Es gehe also darum, diesen so gut wie möglich zu reduzieren. Wenn dann noch zehn Prozent der heutigen Emissionen am Schluss übrig bleiben, so Sprus, „dann haben wir schon viel geschafft.“
Über diese Themen spricht Carmen Sprus im FUTURE MOVES Podcast
… die Rolle von Städten beim Thema Dekarbonisierung (2:53)
… Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz (4:49)
… Potenziale zur Dekarbonisierung in der Mobilität (7:09)
… Mobilitäts-Super-Apps und Pilotprojekte für die Verkehrswende (10:33)
… unternehmerische Dekarbonisierungsstrategien für Städte (16:03)
… Push- und Pull-Faktoren der Verkehrswende (19:17)
… Dekarbonisierung als Weg zur lebenswerten Stadt (21:00)
… die Herausforderung einer transparenten Kommunikation (26:25)
… CO2-Tracking des individuellen Mobilitätsverhaltens (28:06)
… Investitionen und nicht monetarisierbare Gewinne (29:22)
… global unterschiedliche Definitionen einer lebenswerten Stadt (31:26)
… Smart-City-Projekte vom Reißbrett (34:25)
… den ÖPNV der Schweiz (38:24)
… ihren „Mix der Woche“ (41:14)
… das Miteinander von Rad- und Autofahrenden in der Schweiz (42:12)