„Tiefenintegration“ – ein eher sperriger Begriff und zugleich ein großes Versprechen für Nutzer*innen von Mobility-Apps. Denn je tiefer unterschiedliche Verkehrsmittel in eine Plattform eingebunden sind, desto besser wird die User Experience. Ziel ist es, alle Schritte von der Suche über die Anzeige mehrerer alternativer Optionen bis zur direkten Buchbarkeit des kompletten Trips zu ermöglichen, ohne dass die App dafür verlassen werden muss.

Genau das ist auch die Idee hinter Omio, einer vor zehn Jahren in Berlin – damals noch als GoEuro – gestarteten Mobilitäts-Metasuchmaschine und Buchungsplattform. Gründer Naren Shaam hatte es bei einer Reise durch Europa als wahnsinnig kompliziert empfunden, alle benötigten Fahrkarten zu buchen und sich gedacht: Da werde ich nicht der Einzige sein.

In der neuen Episode des FUTURE MOVES Podcasts erklärt Catharina Rijstenbil, VP Brand & Creative bei Omio, wie nah die Berliner inzwischen ihrer Vision eines One-Stop-Shops für multimodale Reiseketten gekommen sind. Sie berichtet von den wichtigsten To-Dos auf dem Weg dorthin – und den größten Hürden.

„Daten müssen zu fairen Bedingungen an die Plattformen gehen“

Catharina Rijstenbil

Einige davon stellen ausgerechnet die Firmen auf, denen Omio und verwandte Plattformen mehr Kund*innen verschaffen wollen. Denn manche Verkehrsunternehmen verwenden viel Kreativität darauf, ihren direkten Zugang zu den Reisenden zu verteidigen. So auch die Deutsche Bahn, mit der Omio und eine Reihe weiterer Anbieter seit vier Jahren darum zanken, besseren und billigeren Zugang zu Daten und Angeboten der Bahn zu gelangen.  

Die seien nämlich nötig, um den Kund*innen ebenfalls preisattraktive Angebote zu machen und außerdem im Zuge der Reise über unerwartete Veränderungen zu informieren und gegebenenfalls Alternativen anbieten zu können, erklärt Rijstenbil. Spanien und Italien, wo der Zugang zu anders als in Deutschland geregelt ist und zugleich mehr Wettbewerb auf der Schiene herrscht, mache es vor. Dort registriere Omio aufgrund preiswerter Bahn-Angebote eine leichte, aber sichtbare Verschiebung vom Flugzeug zur Schiene.   

Rijstenbil sagt darum: „Wenn man wirklich die Services für die Kunden verbessern und nachhaltiges Reisen fördern möchte, müssen die Daten zu fairen Bedingungen an die Plattformen gehen.“ Und langsam kommt auch in Deutschland Bewegung in die Sache. Kürzlich entschied das Bundeskartellamt zugunsten von Omio und dessen Mitstreitern. Die Deutsche Bahn müsse Daten künftig preiswerter zur Verfügung stellen und zudem die Provisionen für vermittelte Ticketkäufe anheben, heißt es in der rund 400 Seiten starten Begründung.    

Gleich an mehreren Stellen begründen die Kartellwächter ihre Anordnung mit dem Wunsch nach einer Verkehrswende. Denn die erfordere Innovationstreiber wie Omio, denen darum faire Bedingungen eingeräumt werden müssten, um ihre Vision einer multimodalen, internationalen  One-Stop-Buchungsplattform mit einem tragfähigen Businessmodell zu untermauern.  Dass dieser Ansatz sich am Ende durchsetzen wird und die Zeit des mühsamen zusammensuchen und -buchens einzelner Verbindungen zu Ende geht, daran lässt Rijstenbil keinen Zweifel: „Die Zukunft des Reisens ist nahtlos.“

Über diese Themen spricht Catharina Rijstenbil im FUTURE MOVES Podcast

… die Bedeutung hochwertiger Echtzeitdaten für Omio (02:18)

… welche Kundengruppen die Reise-Plattform nutzen (06:41)

… Unterschiedliche Wettbewerbsbedingungen in Europa (08:10)

… den Disput mit der DB zu Datenzugang und Provisionen (11:47) 

… für welche Services Omio Echtzeitdaten verwendet (15:15)

… eine Verschiebungen vom Flugzeug zur Bahn (17:18) 

… die Komplexität multimodaler Reiseketten (20:11)

… Warenkörbe und typische Use-Cases (25:39)

… das Businessmodell hinter Omio (26:44)

… nach der Entscheidung des Bundeskartellamts (28:47)

… warum sich die Bahn gegen Newcomer wehrt (30:33)

… die Faszination fürs Reisen und ihre Karriere (33:06)

… ihren „Mix der Woche“ (37:05)

… die Bedeutung von Partnerschaften für Omio (39:58)