Autonome Mobilität ist eines der großen Zukunftsversprechen der Gegenwart. Sobald Algorithmen statt Menschen unsere Fahrzeuge lenken, wird es nicht nur weniger nervig, von A nach B zu kommen. Mobilität soll durch selbstfahrende Fahrzeuge zu einem Service werden. Der ist nicht nur immer und überall verfügbar, sondern zudem billiger. Schließlich macht die Person hinter dem Steuer heute rund zwei Drittel der Kosten aus. 

Ob diese Versprechen eintreten, ist noch nicht auszumachen. Doch wir werden es in absehbarer Zeit wissen. Bis Ende des Jahres startet Sixt in München einen Robo-Taxidienst. Und Anfang der Woche haben Deutsche Bahn und der Rhein-Main-Verkehrsverbund angekündigt, ab 2023 selbstfahrende On-Demand-Shuttles in den ÖPNV einzubinden. Mit beiden Projekten eng verbunden ist der Gast der neuen Episode des FUTURE MOVES Podcasts.

Johann Jungwirth ist seit August 2019 Vice President of Mobility-as-a-Service beim AV-Pionier Mobileye. Der Ingenieur und Manager gilt als Wegbereiter der autonomen Mobilität. Wie viel Anlauf diese Technologie nehmen musste, um endlich Realität zu werden, das zeigt nicht zuletzt seine eigene Karriere, durch die sich das Thema selbstfahrende Autos als roter Faden zieht.

Als Jungwirth Mitte der 90er-Jahre in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Mercedes-Benz anheuert, habe er noch die Ausläufer des 1986 gestarteten paneuropäischen Forschungsprojekt Prometheus erlebt, erzählt er im Podcast. „Da gab es eine S-Klasse, die fuhr von München nach Paris, selbst fahrend, basierend auf Computer Vision.“ Doch dann sei das Thema wieder eingeschlafen und nur in der Forschung „ein bisschen hemdsärmelig“ weitergetrieben worden, sagt Jungwirth. Der Vorsprung der europäischen Konzerne schmolz dahin.

Erst als die US-Tech-Giganten – namentlich Google – mit Macht und reichlich Kapital in die Entwicklung des autonomen Fahrens einstiegen, nahm die Sache wieder Fahrt auf. Auch die deutschen Autobauer widmeten sich dem Thema AV schließlich wieder verstärkt. Mittendrin dabei: Johann Jungwirth, der sich seit 30 Jahren mit der Digitalisierung des Autos und der Entwicklung neuer Mobilitätsdienste befasst. Zwei Jahrzehnte stand er im Dienst von Mercedes, später folgten nach kurzem Gastspiel bei Apple dreieinhalb Jahren Volkswagen.

Doch Jungwirth musste aus der Autoindustrie zum israelischen Tech-Start-up Mobileye wechseln, um endlich in die Lage zu kommen, die Mobilitätskonzepte und Technologien, mit denen er sich seit Jahrzehnten befasst, vom Labor auf die Straße zu bringen. Umso sicherer ist er aber nun: Das autonome Fahren wird sich bald mit Macht durchsetzen. Zunächst in Bereich der Shared Mobility, später auch in privaten Pkw. „Irgendwann kann man das Lenkrad dann abbestellen, dann ist das sozusagen eine Sonderausstattung“, sagt Jungwirth.

„Es wird eine Diskussion um bedingungslose Mobilität geben“

Johann Jungwirth

Doch das wirklich revolutionäre Potenzial der Selbstfahr-Technologie steckt Jungwirth in deren Auswirkungen im Bereich Mobility-as-a-Service. Das macht auch der Titel seines kürzlich erschienenen Buchs deutlich: „Mobilität für alle … auf Knopfdruck“.

Dort führen er und seine beiden Co-Autor aus, wie die vollständige Digitalisierung des Personenverkehrs und die damit verbundenen geringeren Kosten neue Möglichkeitsräume eröffnen. „Ähnlich wie wir es beim bedingungslosen Grundeinkommen haben“, so erklärt Jungwirth auch im FUTURE MOVES Podcast, werde es „dann auch irgendwann eine Diskussion um bedingungslose Mobilität geben“. 

Weitere Themen dieser Podcast-Episode mit Johann Jungwirth von Mobileye: Wie gut ist Deutschland beim Thema autonomes Fahren tatsächlich aufgestellt? Was heißt es für die Autoindustrie, dass sich die Wertschöpfungsketten in der Branche gerade neu ausrichten? Und wo auf der Welt ist unsere Zukunft der Mobilität bereits zur Gegenwart geworden.

Über diese Themen spricht Johann Jungwirth im FUTURE MOVES Podcast:

… seine Vision einer „Mobilität auf Knopfdruck“ (2:51)

… den aktuellen Stand im Bereich autonomes Fahren (5:27)

… Mobilieyes Projekte mit Sixt und der Deutschen Bahn (7:30)

… Deutschlands Position im Bereich AV-Mobilität (10:54) 

… Automobilzulieferer als Pioniere und neue Wertschöpfungsketten (15:02) 

… Multimodalität als Sprungbrett für neue Mobilitätsmarken (17:32)

… den Effekt von über AVs generierte Daten (20:31) 

… in Sachen Verkehrswende vorbildhafte Städte (26:22)

… Kund:innen, Kosten und Schlüsselmärkte des autonomen Fahrens (32:32)  

… das Konzept bedingungslose Mobilität und Barrierefreiheit (43:52)

… seinen „Mix der Woche“ (48:44)

… Verkehrsregeln und autonome Mobilität (50:34)