„Ich finde, wir benutzen das Auto falsch“
FUTURE MOVES Podcast #58: Mobilitätsforscherin Kathrin Karola Viergutz über Experimente, eine bessere betriebliche Mobilität und Science Slams
„Gerade jetzt ist eigentlich die Zeit für Experimente in Sachen Mobilität.“ Das sagt Kathrin Karola Viergutz. Und genau diese Experimente sind ihr Daily Business. Zu Gast in der neuen Episode des FUTURE MOVES Podcast ist die Mobilitätsforscherin, die am Braunschweiger Institut für Verkehrssystemtechnik des DLR mit dem Schwerpunkt Digitalisierung von Mobilität arbeitet.
In Viergutz Forschung geht es viel um Simulationen, mit denen ihre Abteilung untersucht, wie sich bestimmte Eingriffe in die Verkehrsplanung auf die späteren Verkehrsströme auswirken. Praktisches Beispiel: Wo und wie zahlreich Quartiersgaragen platziert werden müssen, um den Verkehr innerhalb von Wohngebieten massiv zu senken.
Wenn man die Verkehrsströme nachhaltig verändern will, ist der Pkw-Verkehr als nach wie vor dominierende Form der Fortbewegung der erste Ansatzpunkt. „Wir benutzen das Auto falsch“, sagt Viergutz. Pkw stünden im Schnitt 23,5 Stunden ungenutzt rum. „Sehr schade dafür, dass es so eine sehr nützliche Maschine ist“, sagt die Wissenschaftlerin. Und sie sagt: Sie wolle das Auto nicht abschaffen, aber wir sollten es effizienter nutzen.
„Wenn das Auto vor der Tür steht, wird man es nicht infrage stellen“
Kathrin Karola Viergutz
Ein Hebel dafür könnte eines von Viergutz Forschungsthemen sein: betriebliche Mobilität. Denn viele Menschen würden vor allem deshalb ein Auto besitzen, um damit zur Arbeit zu kommen. „Und wenn der Schlüssel im Flur liegt und das Auto steht vor der Türe, dann wird man diese Art von Mobilität auch nicht in Frage stellen, sondern nutzt das Auto einfach auch im Alltag“, sagt Viergutz.
Im Gespräch mit Podcast-Host Christian Cohrs berichtet die Forscherin von mehreren Ansätzen, wie Unternehmen die Mobilität ihrer Mitarbeitenden besser managen können. „Wenn es uns gelingt, Arbeitswege umweltgerechter zu machen und andere Mobilitätskonzepte auf dem Weg zur Arbeit zu ermöglichen“, sagt Viergutz, „dann denke ich, ist es für viele Leute auch relativ einfach, das Auto abzuschaffen.“
Der Bandbreite des Themas Mobilität entsprechend, ist dieser Episode des FUTURE MOVES-Podcasts ein ziemlicher Rundumschlag: Es geht um die Veränderungen der Mobilität durch die Pandemie, den Effekt des 49-Euro-Tickets, um autonome Autos und die Verkehrswende auf dem Land. Viergutz ordnet diese Hot-Topics der vergangenen und der kommenden Monate aus wissenschaftlichen Perspektive ein.
Außerdem geht es um den „Umwegfaktor“ als entscheidende Kennzahl für die Akzeptanz von Ridepooling-Angeboten und Icebreaker, mit dem Viergutz ihr Publikums bei Science Slams für das Thema Verkehrswende gewinnt.
Über diese Themen spricht Kathrin Viergutz im FUTURE MOVES-Podcast:
… aktuell beobachtbare Mobilitätstrends (2:11)
… private und öffentliche Shared-Mobility-Angebote (5:10)
… das 9-Euro-Ticket als Türöffner für ÖPNV-Experimente (9:04)
… autonomes Fahren und Fachkräftemangel (10:27)
… die Verkehrswende auf dem Land (11:54)
… ihre Forschung zu betrieblichem Mobilitätsmanagement (13:02)
… wie Simulationen helfen, Szenarien zu prüfen (19:10)
… das übersehene Potenzial des Zufußgehens (23:15)
… die in Zukunft veränderte Nutzung des Autos (26:24)
… Shared-Mobility-Algorithmen und den „Umwegfaktor“ (30:09)
… Austausch zwischen Forschung und Mobilitäts-Providern (33:07)
… wie ihre Ergebnisse den Weg in die Praxis finden (34:09)
… Neubaugebiete als Experimentierfelder (36:40)
… die Freiheit innerhalb von Simulationen (40:30)
… Transfer der Forschung in kommunale Politik (43:11)
… der Faktor Klima in den Simulationen (47:47)
… ihren „Mix der Woche“ (49:50)
… den Weg in die Verkehrsforschung (51:09)
… die Vermittlung ihrer Arbeit über Science Slams (53:03)