„Wir wollen nicht warten, bis in 15 Jahren eine U-Bahn gebaut worden ist“
FUTURE MOVES #51: Kay Axhausen ist Kopf des Forschungsprojekts E-Bike-City. Die radikale Idee dahinter: Was, wenn die Hälfte aller Straßen den Radfahrer*innen gehören würde?
Pure Provokation – oder eine echte Vision für die innerstädtische Mobilität der Zukunft? Am Departement Bau, Umwelt und Geomatik der ETH Zürich ist vor wenigen Wochen ein gemeinsames Forschungsvorhaben von sieben Professuren gestartet, das urbane Mobilität im Erfolgsfall so radikal verändern könnte wie zuletzt die Idee der „autogerechten Stadt“.
E-Bike-City heißt das Projekt, das mit einem verführerischen Gedanken spielt: Was wäre, wenn man eine Hälfte aller Straßen einer Stadt exklusiv für Zweiräder reserviert und den motorisierten Individualverkehr samt ÖPNV auf der anderen Seite – als Einbahnstraße – bündelt?
„Um Fahrradfahren zu fördern, muss es als sicher wahrgenommen werden“
Kay Axhausen, Professor für Verkehrsplanung und Transportsysteme an der ETH
Denn das aktuelle Vorgehen beim Thema Verkehrswende sei zu langsam, um die erforderlichen CO2-Einsparungen zu erzielen, so Axhausen in der neuen Episode des FUTURE MOVES-Podcasts. Der Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur sei zu langsam. Die Antriebswende beim Auto führe zwar zu lokal emissionsfreier Mobilität, in den Fahrzeugen stecke aber jede Menge grauer Energie.
Darum setzt der Alternativentwurf einer E-Bike-City konsequent auf Zweiräder in Kombination mit dem ÖPNV und die Umnutzung der vorhandenen Infrastruktur. „Um das Fahrradfahren wirklich zu fördern, muss das Fahrradfahren von allen Beteiligten als sicher wahrgenommen werden“, sagt Axhausen. Die zentrale Idee der E-Bike-City besteht darum darin, je eine Fahrspur aller Straßen für Zweiräder (in beide Richtungen) zu reservieren. Dem motorisierten Verkehr verbleibt nur eine Fahrspur, die entsprechend zu einer Einbahnstraße wird.
In den kommenden Monaten soll die Idee einer Stadt, in der elektrische Zweiräder statt Autos das Rückgrat der Mobilität darstellen, zunächst simuliert wird. Parallel dazu ermitteln die Forscher die praktischen Herausforderungen und testen die Akzeptanz einer E-Bike-City. Denn letztlich ist das Ziel die praktische Umsetzung – ob in Zürich oder einer anderen Stadt. Eine Projekt-Website informiert über die Zwischenergebnisse.
Was genau die Zürcher Forscher*innen wissen wollen, wie dazu vorgehen und welche deutschen Städte als mögliche Testfelder einer E-Bike-City infrage kommen, darum geht es in dieser Episode des FUTURE MOVES-Podcasts mit ETH-Professor Kay Axhausen.
Über diese Themen spricht Kay Axhausen im FUTURE MOVES-Podcast:
… den Anstoß für das Projekt E-Bike-City (2:33)
… wie eine Stadt mit dem Fahrrad als Zentrum aussehen würde (7:05)
… den Ansatz, vorhandene Infrastruktur umzuwidmen (11:10)
… Reaktionen auf die Vorstellung des Projekts (12:12)
… die Begrenzung auf den städtischen Raum (14:43)
… warum die Stadt Zürich bewusst nicht beteiligt wurde (16:36)
… deutsche Städte mit Potenzial zur E-Bike-City (18:25)
… Umfang und Teilbereiche des Forschungsprojekts (19:14)
… die Bedeutung von positiven Visionen und Bildern (22:01)
… wie man so ein Projekt finanziert (24:00)
… seinen „Mix der Woche“ (26:50)