On-Demand-Busse könnten helfen, eine der größten Herausforderungen der Verkehrswende zu lösen: kleinere Fahrzeuge und flexiblere Routen würden Orte besser ans ÖPNV-Netz anbinden, wo aktuell nur zweimal am Tag der Bus hält. „Es wird eine viel flexiblere Anwendbarkeit vom ÖPNV geben“, sagt Lars Abeler von DB Regio Bus in der neuen Episode des FUTURE MOVES Podcasts über das Potenzial des Ansatzes. „Das ist ein komplett neues System, das man sich vielleicht so noch gar nicht vorstellen kann.“

Aktuell laufen mehrere Modellprojekte dazu. Die offenbaren allerdings eine bislang ungelöste Aufgabe: Wie kriegt man die Kosten auf ein vertretbares Maß gedrückt? Der Betrieb von On-Demand-Shuttles muss derzeit noch massiv subventioniert werden. Es kursieren Zahlen zwischen 15 und 60 Euro Zuschuss pro transportierter Person und Fahrt. Im Rahmen von gut finanzierten Reallaboren kann man sich das leisten. Aber ein Dauerbetrieb von On-Demand-Verkehren ist zu diesen Konditionen nicht machbar.  

„Wir können die Kosten durch Standardisierungen reduzieren“

Lars Abeler

Die große Hoffnung liegt darum auf autonomen Fahrzeugen. Denn die Person hinter dem Lenkrad ist der größte Kostenblock. Aber nicht der einzige, wenn es um den künftigen Betrieb von autonomen On-Demand-Verkehren geht. Zwar gibt immer mehr Modelle von dafür benötigen Fahrzeugen – sogenannte People Moves mit Platz für acht bis zwölf Mitfahrende. Doch die Hersteller gehen bislang oft ihren eignen Weg.    

Praktisch heißt das dann etwa: Die pro Kilometer meist mehrere Tausend Euro teuren HD-Karten müssen für jede Strecke und jedes Fahrzeugmodell neu erstellt werden. Die Vielzahl von technologischen Lösungen, die zum Einsatz kommen, macht es praktisch unmöglich, Fahrzeuge unterschiedlicher Anbieter in einem Betrieb zu kombinieren.

Das soll sich nun ändern. Ultimo heißt ein im Oktober 2022 offiziell gestarteter europaweiter Modellversuch, der von der Bahn-Tochter DB Regio Bus koordiniert wird. Es geht darum, künftige Generationen der People Mover gewissermaßen auf eine gemeinsame Plattform zu stellen – und damit den finanziellen Aufwand für Kommunen und Verkehrsbetriebe dramatisch senken. 

„Wir können die Kosten durch Standardisierungen und durch größere Fahrzeugflotte reduzieren“, sagt Lars Abeler von DB Regio Bus. Bei Ultimo werden an drei Modellstandorten jeweils 15 Fahrzeuge eingesetzt, um durch die größeren Flotten Wege für ein besseres Miteinander zu entwicklen und die Erkenntnisse direkt an die Hersteller zurückzuspielen. Insgesamt 23 Partner sind an Ultimo beteiligt.

Wie viel billiger der Betrieb durch Ultimo werden kann, da mag sich Abeler zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht festlegen. „Aber es wäre schon mal gut, wenn wir es im Laufe des Projektes schaffen können, dass wir gleich teuer sind wie Fahrer-basierte Angebote.“ Wenn das bis Projektende im Herbst 2026 gelingt, bleibt also noch einiges zu tun. Doch sobald autonome Shuttles in großer Stückzahl produziert werden, dürften auch hier Skaleneffekte greifen.

Was Lars Abeler und seine Kolleg*innen genau planen, weshalb autonomes Fahren im ÖPNV früher zum Standard werden dürfte als beim Auto, und wie sich Verkehrsbetriebe bereits heute auf die autonome Zukunft einstellen – darum geht es in der neuen FUTURE MOVES Podcast-Episode.

Über diese Themen spricht Lars Abeler im Podcast:

… Status Quo autonomer Personentransport auf der Straße (02:16)

… sein Weg zum Thema autonomer ÖV (03:56)

… Ziele des EU-Projekts Ultimo, das Abeler koordiniert (4:42)

… wie DB Regio Bus zur Führungsrolle bei Ultimo kam (12:57) 

… wann die benötigten Level-4-Fahrzeuge zur Verfügung stehen (14:41)

… das geplante Modellprojekt in Herford (16:21)

… angestrebte Kosten und neue Erlösmodelle (21:04) 

… unterschiedlicher Ansatz bei AV-Shuttles in Asien (23:10) 

… Level 4 und der Wegfall der Begleitperson (24:42)

… wie autonome Shuttles das ÖPNV-Netz ergänzen (29:58)

… Prävention von Missbrauch (33:27) 

… On-Demand-Betrieb und zuverlässige Anschlüsse (35:03)

… unterschiedliche Fahrzeugkonzepte (38:29)

… wie Verkehrsbetriebe sich auf die Shuttles vorbereiten (39:10)

… Start der ersten Testbetriebe des Ultimo-Projekts (42:05)

… internationale Bemühungen um Standardisierung (43:19) 

… seinen „Mix der Woche“ (45:55)