Zwei Jahre noch, dann will Mercedes-Benz sein eigenes Betriebssystem MB.OS ausrollen. In einem Zeitalter, in dem Autos bekanntlich rollende Smartphones sind, ist das zwangsläufig das wichtigste Konzernprojekt überhaupt. Tausende Programmierer*innen und IT-Expert*innen sind an der Entwicklung von MB.OS beteiligt. Verantwortet wird die Mammutaufgabe von Magnus Östberg. Seit etwas mehr als einem Jahr ist der Schwede Chief Software Officer von Mercedes-Benz.

Mercedes-Benz ist sichtlich stolz auf das Projekt und hat auch einigen Grund dazu. Denn ähnliche Vorhaben der Mitbewerber geraten immer wieder ins Straucheln, während die Stuttgarter am Launch-Termin 2024 festhalten. Aber Mercedes-Benz ist auch Autokonzern genug, dass Östberg sich nicht allzu tief in die Karten schauen lassen möchte. Oft bittet er im Gespräch genau dann, wenn es gerade konkret wird, freundlich um Geduld bis zu offiziellen Vorstellung dieses oder jenes Features. Einiges lässt er sich aber doch entlocken. 

Alles selber machen, das geht nicht“

Magnus Östberg, CSO Mercedes-Benz

Im Podcast erklärt Östberg, wie sehr ein Projekt wie MB.OS dazu beiträgt, einen Kulturwandel im Konzern zu vollziehen. Vorüber die Zeiten, in denen man alles habe selbst machen wollen und dann auch gleich besser als die Tech-Giganten aus den USA. Mittlerweile denke man in Kooperationen mit Partnern, gemischte Teams seien Normalität, so Östberg. Anders sei es nicht möglich mit der enormen Geschwindigkeit von Entwicklung und Innovation im Tech-Bereich Schritt zu halten. „Alles selber machen, das geht nicht“, sagt der CSO. Man müsse eine hohe Software-Kompetenz im Haus haben, das ja. Aber vor allem deshalb, weil diese neue Art von partnerschaftlicher Zusammenarbeit nur so funktioniere.

Greifbar wird die Dynamik dieser Entwicklung beispielsweise anhand der künftigen Human-Machine-Interfaces. Was als „Navi“-Display in der Fahrzeugmitte begann, wächst seit Jahren und ist auf dem Weg zum alles dominierenden Gestaltungselement im Auto. Einen Blick in die Zukunft des HMI gewährte der Mercedes-Benz EQXX. Ein Technologieträger, mit dem die Stuttgarter vor allem zeigen wollen, wie weit sich Effizienz in der E-Mobilität aktuell treiben lässt, aber auch, wie Cockpits kommender Modelle aussehen könnten. 

„Luxus“ – dieser Begriff fällt im Zusammenhang mit den radikal erweiterten Möglichkeiten zur visuellen Gestaltung durch Displays, die von Tür zu Tür reichen, immer wieder. Mercedes wolle diesen der aktuellen Ausrichtung des Konzerns auf das obere Premiumsegment entsprechend auch digital neu definieren, so Östberg. Software, vor allem künstliche Intelligenz spielen darum die Schlüsselrolle in der Konzernstrategie.

Einblicke in die konkrete Anmutung dieses Luxus werde man gegen Ende des Jahres gewähren, so Östberg. Doch über einige wesentliche Elemente spricht er bereits. So werde es künftig einen digitalen Butler geben. Dessen Gestaltung sei abhängig vom jeweiligen Kulturraum, in dem das Auto verkauft wird. In China etwa, wo die Gaming-Kultur bei jüngeren Kund*innen eine sehr große Rolle spielt, werde er beispielsweise ein künstliches Gesicht erhalten; in Europa und den USA eher dezenter auftreten. Vor allem aber werde es künftig nicht mehr so sein, dass man ein Auto als fertiges, unveränderliches Produkt kauft. „Das Auto bleibt nicht statisch“, sagt Östberg. Es werde immer wieder neue Funktionen oder auch Designs geben, die per Over-the-Air-Update aufgespielt werden.

Außerdem geht es im FUTURE MOVES-Podcast mit Magnus Östberg um Kooperationen mit Luxusmarken, das Verhältnis von neuer Technologie und Sicherheit sowie die Frage, wie man die sehr unterschiedlich langen Innovationszyklen von Tech- und Automotive-Branche zusammenbringt.

Über diese Themen spricht Magnus Östberg im FUTURE MOVES Podcast:

… seinen Job als Chief Software Officer von Mercedes (3:18)

… die Aufholjagd der deutschen Autobauer im IT-Bereich (3:58)

… den Launch von das Mercedes-eigenen Betriebssystems MB.OS (4:48)

… den Einsatz von Software, die aus dem Gaming-Bereich stammt (8:37)

… wie Mercedes-Benz digitalen Luxus definieren will (9:55)

… wie das eigene UX gegen Apple und Google bestehen soll (16:43)

… Vertrauen in die Sicherheit von AVs und V2X-Kommunikation (18:57)

… digitale Services und neue Wege Geld zu verdienen (22:50)

… die Bedeutung von Partnerschaften mit Tech-Giganten (27:26)

… Warum es mit einem herstellerübergreifenden OS nicht geklappt hat (29:26)

… die wachsende Bedeutung von Personalisierung des Autos (30:18)

… immer kürzere Innovationszyklen in der Autoindustrie (34:10)

… „Skins“ für Autos und Kooperationen mit Modemarken (39:16)

… das Potenzial von Augmented Reality im Auto (43:20)

… seinen „Mix der Woche“ (45:23)