So geht die perfekte Tüftler-Story: Vom Autoreifenhändler und Lohndrescher auf der Schwäbischen Alb zum Pionier einer der Schlüsseltechnologien für das autonome Fahren. Die Geschichte von Roland Arnold und seiner Firma Paravan wird garantiert irgendwann verfilmt. Und den ersten Satz, den der Schauspieler in der Rolle Arnolds dann aus dem Off sprechen wird, den liefert der Paravan-Gründer in der aktuellen Episode des FUTURE MOVES Podcasts direkt selbst: „Ich wusste: Irgendwann wirst du Automobilgeschichte schreiben.“

Vor 25 Jahren kam es zu einer schicksalhaften Begegnung. Beim Stopp auf einem Autobahnrastplatz half Arnold einer Frau, ihren hochgradig gelähmten Ehemann auf den Beifahrersitz ihres Autos zu setzen. Denn die Frau wollte nicht, dass ihr Mann in seinem Rollstuhl im Laderaum des Fahrzeugs mitreist. In den Worten Arnolds: „Wie einen Hund im Kofferraum.“ Während der Weiterfahrt nach diesem Erlebnis dachte Arnold dann, das müsse besser zu lösen sein. Und mehr als das: Er verschrieb sich der Mission, Menschen mit hochgradiger körperlicher Behinderung selbst Autos steuern zu lassen.

„Keiner wollte das Risiko eingehen, dass schwerstbehinderte Menschen auf der Straße fahren“

Roland Arnold, Gründer Paravan

Bei den Kund*innen von Paravan handele es sich ja nicht um Menschen, die aufgrund eingeschränkter kognitiver Fähigkeiten nicht mehr in der Lage sind, ein Fahrzeug zu steuern, sondern um körperlich behinderte Menschen. „Die können einen Rollstuhl steuern“, so Arnold. „Warum sollen die dann nicht auf der Straße fahren können?“ So simpel diese Einsicht ist, als umso komplizierter erwies sich die Umsetzung.

Zentrale Komponente ist die sogenannte Steer-by-Wire-Technologie. Die ist als Fly-by-Wire in der Luftfahrt seit Jahrzehnten im Einsatz. Arnolds Unternehmen Paravan hat sie für Straßenfahrzeuge adaptiert und verkauft das System heute unter dem Namen Space Drive. Steer-by-Wire bedeutet, dass die Lenkung ohne mechanische Verbindung zwischen Rädern und Lenkrad auskommt. Und im Grunde auch ohne Lenkrad, weil die Impulse, die die Räder verstellen elektronisch übermittelt werden. Mehr als 12.000 Fahrzeuge hat Paravan bis heute umgerüstet, rund 1,2 Milliarden Kilometer hätten die Fahrer*innen mit diesen bereits zurückgelegt, so Arnold. 

Doch diese Zahlen dürften verblassen, sobald die Steer-by-Wire-Technologie den Sprung in die Serienproduktion konventioneller Autos schafft. In der Vergangenheit habe seine Firma seine Space-Drive-Lösung bereits in Concept Cars von unter anderem Audi, Mercedes und BMW verbaut, so Arnold. Mit Blick auf die Massenproduktion gründete Arnold ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Zulieferer Schaeffler. Denn auch dessen Mitbewerber sind auf dem Feld mittlerweile aktiv. Gerade hat der Zulieferer ZF einen Deal mit dem chinesischen Autobauer Nio verkündet. 

Arnolds Idee, die Steer-by-Wire-Technologie ins Auto zu bringen, hat einen langen Weg hinter sich. Denn zunächst stieß er vor allem auf Kopfschütteln bei Tüv-Prüfer*innen und Zweifel bei Entscheider*innen in der Industrie. „Keiner wollte das Risiko eingehen, dass schwerstbehinderte Menschen auf der Straße fahren“, erinnert sich Arnold. Dass es trotzdem dazu kam, ist maßgeblich der Willensstärke von Roland Arnold zu verdanken. 

Welche Rolle dabei ein Hubschrauber gespielt hat, wieso Arnold eine eigene Rennserie gekauft hat, um die Praxistauglichkeit von Space Drive zu beweisen und warum die Antriebswende eine große Herausforderung für die inklusive Mobilität bedeutet, darum geht es in der aktuellen Episode des FUTURE MOVES-Podcasts mit Paravan-Gründer Roland Arnold.

Über diese Themen spricht Roland Arnold im FUTURE MOVES Podcast:

… seinen Werdegang vom Kfz-Azubi zum Unternehmer (2:53)

… eine folgenschwere Begegnung auf einem Autobahnrastplatz (5:14)

… die Herausforderung eine Joystick-Lenkung fürs Auto zu bauen (7:58) 

… warum seine Technologie eine Schlüsselkomponente für AVs ist (16:43)

… den Einstieg seinen Unternehmens in den Motorsport (20:39)

… die aktuellen Stand auf dem Weg in die Großserie (25:09)

… Folgen der Antriebswende für inklusive Mobilität (30:30)

… seinen Mobility Campus auf der Schwäbischen Alb (34:04)

… Rahmenbedingungen und Notwendigkeit autonomer Fahrzeuge ()

… Deutschlands Potenzial als AV-Standort (36:02)

… seinen „Mix der Woche“ (40:05)