„Mit Brezeln fängt man Autofahrer*innen“ – so könnte man die altbewährten Kammerjägerformel vom Speck und den Mäusen modulieren, um die Idee hinter Lynes zu illustrieren. Die App trackt, mit welchen Verkehrsmitteln von Rad, Bus und Bahn bis Auto die Nutzenden gerade unterwegs sind. Nachhaltiges Mobilitätsverhalten sowie Fußwege werden mit Punkten belohnt. Diese können die User von Lines anschließend gegen Prämien eintauschen. Tolle Idee. Aber wie macht man daraus ein Business?
Hinter Lynes stecken zwei Brüder aus Detmold. Einer von ihnen, Sven Hubbes hat Fahrzeugtechnik studiert, aber irgendwann leine Lust mehr gehabt, das x-te Elektroauto zu konzipieren, das am Ende eh nie auf die Straße kommt. Er wollte etwas mit spürbarem Impact auf die Dekarbonisierung der Mobilität machen. Die Gelegenheit kam mit der „Smart Mobility Challenge“, einem Studienprojekt seiner Uni.
„Die Infrastruktur für klimaschonende Mobilität ist eigentlich vorhanden“
Sven Hubbes
„Da ging es darum, wie man klimaschonende Mobilität smarter gestalten kann“, sagt Hubbes im FUTURE MOVES Podcast. Die für einen Fahrzeugtechniker naheliegende Idee, einen kleinen Elektro-Pkw zu entwerfen schied aus – siehe oben. Hinzu kam eine Beobachtung Hubbes, dass es nicht darum geht, bei den Fahrzeugen anzusetzen, sondern bei deren Nutzung. „In vielen Städten ist die Infrastruktur für klimaschonende Mobilität ja eigentlich schon vorhanden“, sagt er.
Also eine App, die die User belohnt, lassen diese ihr Auto stehen. Hubbes und sein Bruder sind beide begeisterte Nutzer von Bonusprogrammen wie Payback und Miles & More. Da war der Weg nicht weit, dieses Konzept für die „Smart Mobility Challenge“ zu adaptieren.
„Ein Payback für klimaschonende Mobilität“ nennt Hubbes die App, die seit dem Uni-Projekt zu einem echten Produkt geworden ist. Um die technische Seite kümmert sich sein Bruder, bei Sven Hubbes liegen die Vermarktung sowie die zentrale Aufgabe, Partner-Unternehmen für Lynes zu akquirieren. Denn jedes Bonussystem ist nur so attraktive wie seine Prämien.
Aktuell beliebteste Prämie ist ein Rabatt von einem Brezelbäcker, dessen Filialen sich meist in unmittelbarer Nähe zu U- und S-Bahnstationen befinden. Solche Kooperationen mit bundesweit aktiven Filialisten ist gewissermaßen das ideale Szenario. In erster Linie können gesammelte Punkte gegen Rabattcoupons von Online-Shops getauscht werden. Nicht zuletzt aus praktischen Gründen. Kooperationen mit Anbietern, die bereits bestehende Affiliate-Modelle haben, sind für ein Zwei-Mann-Startup einfacher zu stemmen.
Mit dem Wachstum der App soll sich das jedoch ändern. Seit dem Start im November 2021 hat Lynes 22.000 User gefunden. Vor allem durch einen Auftritt in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Bis Ende des Jahres wollen die Brüder 75.000 Nutzende erreichen. Gelingen soll dies attraktive Prämien, ein wachsendes Umweltbewusstsein von Pendler*innen und über Partnerschaften mit Unternehmen und Kommunen, die Lynes in ihre Verkehsrwende-Aktivitäten einbinden.
Über diese Themen spricht Sven Hubbes im FUTURE MOVES Podcast:
… vom Studium Fahrzeugtechnik zum App-Projekt (01:53)
… Funktionsweise und Businessmodell von Lynes (03:52)
… den Launch der App ohne Marketing-Budget (06:25)
… Partner und am stärksten nachgefragte Prämien (09:34)
… warum auch Autofahrten getrackt werden (12:53)
… Nutzer*innenzahl und Rückschlüsse aus Daten (15:25)
… Der Auftritts von Lynes bei „DHDL“ (16:47)
… Kommunen und Unternehmen als Partner (20:28)
… Dokumentation von CO2-Emissionen (25:44)
… lokaler Einzelhandel als Prämien-Partner (26:46)
… User-Feedback und Iteration der App (29:27)
… Mobilitätskonzepte, die er spannend findet (31:02)
… Zusammensetzung der User von Lynes (32:29)
… Integration des Deutschlandtickets in die App (33:56)
… seinen „Mix der Woche“ (35:44)