Katja Diehl gehört zu den entschiedensten Kritiker:innen des Autos. In ihrem Podcast She Drives Mobility und den sozialen Medien, vor allem auf Twitter, trommelt sie für ein Umdenken in Sachen Mobilität. Sie hat den Hashtag #autokorrektur zum Schlagwort einer Bewegung gemacht und nun auch zum Titel ihres Buchs. Darin fordert sie eine Abkehr von der Fixierung auf den Pkw und erklärt, wie sich Mobilität gerechter und inklusiver gestalten ließe.   

Darum überrascht ihre anfängliche Bekenntnis im FUTURE MOVES Podcast schon ein bisschen: „Ich mag das Auto“, sagt Diehl. Es sei nun einmal die im wortwörtlichen Sinne „schlüsselfertige Mobilität vor der Haustür“. Was sie allerdings ablehne, sei die derzeitige Privilegierung dieser Form der Fortbewegung. Diehl stört sich daran, dass Städte noch immer weitgehend an die Bedürfnisse von Autonutzer:innen angepasst seien. Sie erkennt an, dass gerade viel in Bewegung geraten ist. Die Maßnahmen, die gerade von Kommunen bis zu Autoherstellern angeschoben werden, hält Diehl jedoch für unzureichend.

„Ich glaube, die Verkehrswende ist vor allem durch Kommunikation machbar und nicht durch Technik“, sagt Katja Diehl. Natürlich ist es besser, wenn unter dem Blech ein E-Motor statt eines Verbrenners steckt. Doch das ist nicht Diehls Thema. Ihr gehe es nicht darum, überzeugte Autofahrer:innen zu bekehren. „Meine Adressaten sind die, die Auto fahren, obwohl sie es nicht wollen, aber keine Alternative haben“, sagt Diehl. „Wenn Menschen ein Lenkrad in der Hand halten, heißt das noch lange nicht, dass sie es freiwillig tun.“

Darum gliedert sich ihr gerade erschienenes Buch in zwei Teile. Im ersten legt sie ausführlich dar, warum sie ein Problem mit dem privilegierten Auto hat und wieso sie nach 15 Jahren, in denen sie selbst in verschiedenen Unternehmen aus dem Mobilitätssektor gearbeitet hat, zur Aktivistin geworden ist. 

„Mobilität ist die am krassesten im Leben verankerte Routine“

Katja Diehl

Im zweiten Teil gibt es ausführliche Interviews mit Menschen, die auf das Auto angewiesen sind und damit ein Problem haben. Etwa weil es für People of Color und Transpersonen oft der einzige Ort sei, an dem diese sicher unterwegs sein könnten. Oder weil sie Angst haben, in existenzielle Not zu geraten, weil sie nicht mehr zur Arbeit kommen würden, sollten sie sich kein Auto mehr leisten können oder aus anderen Gründen nicht mehr in der Lage sein, es zu benutzen. Mitunter seien sich Autonutzer:innen gar nicht bewusst, wie groß der Zwang zum Auto sei, so Diehl. Darum stellt sie jedem dieselbe Frage, in der ein Schlüssel zur Verkehrswende stecken könnte: „Denkt mal über die Frage nach: Willst du oder musst du Auto fahren?“

Diese Episode des FUTURE MOVES Podcasts regt dazu an, das eigene Mobilität – diese so Diehl „am krassesten im Leben verankerte Routine“ – einmal kritisch zu hinterfragen, ohne direkt in reflexhafte Abwehrhaltung zu verfallen. Außerdem gibt es hier jede Menge konkrete Ideen, wie sich Orte gerechter für alle Verkehrsteilnehmer:innen gestalten ließen. Und auch ein paar unerwartete Einblicke in das Leben von Katja Diehl, die sich lange schwer tat, sich selbst als Aktivistin zu sehen – und mittlerweile sogar Groupies hat. 

Über diese Themen spricht Katja Diehl im FUTURE MOVES Podcast: 

… den Vorwurf, sie sei eine Autohasserin (2:28)

… die starke Abwehrhaltung, die mit Kritik am Auto einhergeht (3:38)

… ihre Motivation, auf Kritiker:innen immer wieder einzugehen (5:51)

… wie sie zu ihrer Rolle als Ikone der Verkehrswende steht (11:21)

… ihren Weg von der Managerin in der Mobilitätsbranche zur „Aktivistin“ (13:53)

… die Entstehung ihres Buchs „Autokorrektur“ (17:09)

… warum die Verkehrswende in erster Linie keine Frage neuer Technologien ist (21:58)

… welche positiven Entwicklungen Katja Diehl beobachtet (27:10)

… Ideen zum Stadtumbau wie das Hamburger Projekt Superbüttel (29:57)

… die Bereitschaft der Bewohner:innen zur Veränderung (34:10) 

… juristische Schritte als Hebel, um die Verkehrswende voranzutreiben (38:26)

… welche Schritte Diehl sich von der aktuellen Bundesregierung verspricht (40:27)

… wie der Blick von Kindern auf die Mobilität geprägt wird (43:07)

… die Ziel einer „Geheimgesellschaft für die Mobilitätswende“ (46:31)

… ihren „Mix der Woche“ (50:22)