Wie ein von Elon Musk enttäuschter Bäcker zum Ladepark-CEO wurde
Warum Elon Musk einen Bäcker in NRW dazu brachte, sich ein ambitioniertes Ziel zu setzen: ein eigenes Ladepark-Unternehmen zu gründen
Roland Schüren ist Bäckermeister und der Inhaber der Bäckerei „Ihr Schüren Bäcker“. Sie wurde 1905 gegründet und befindet sich seit vier Generation in der Familie. Dem Unternehmer ist Nachhaltigkeit sehr wichtig, weshalb Schüren schon früh anfing seinen Betrieb CO2-neutral umzubauen. Also ließ er Photovoltaikanlagen installieren.
Die gesamte Gebäudeenergie ohne den Backwaren-Produktionsprozess, erzeugt er seither bilanziell über das Jahr selbst und speist noch ein wenig ins öffentliche Netz ein. Schüren, der schon vor zehn Jahren begeisterter E-Fahrer war und vor dem Trend herfuhr, wollte sie jedoch unmittelbar für die eigene Flotte nutzen oder der Kundschaft zur Verfügung stellen. Mit leckeren Backwaren, frischem Kaffee und schnellem Strom lockte er schnell neue Kundschaft an. Weil Elon Musk nicht auf das Konzept ansprang, packte er es selbst an.
Mittlerweile gibt es zwei Ladeparks in Hilden: den Ladepark Backstube und Seed & Greet. Der erste Ladepark bietet 14 Typ-2-Ladepunkte und eine 50-kW-Schnellladestation. Er richtet sich vor allem an jene, die ihre Einkaufstour bei umliegenden Läden mit einer Ladung verbinden wollen – und auf dem Weg zum Auto noch eine Brezel oder ein Laib Brot mitnehmen. Am zweiten Ladepark „Seed & Greet“ ist Elon Musk dann zumindest indirekt Thema: Hier stehen sage und schreibe 40 Supercharger von Tesla, zwölf Fastned-Schnellladestationen sowie 40 AC-Ladeplätze bereit. Das und die strategisch günstigen Positionierung an einem Autobahnkreuz zeigt, dass man hier eher auf Reisende setzt.
Lucas Mertin ist Geschäftsführer des Ladeparks und seit Stunde eins dabei. Er erklärt: „Die Autos stehen unter Solar-Carports, die nicht nur vor Wind und Wetter schützen, sondern dank Solarmodulen Strom erzeugen. Außerdem befinden sich auf dem Gelände Wechselstrom-Ladestationen mit 11 kW Leistung sowie eine Gleichstrom-Ladestation. Der meiste Strom wird von uns produziert. Fällt der Bedarf mal höher aus, speisen wir grünen Strom ein.“ Ein 2 MWh fassender Batteriespeicher soll den Bedarf nach fremden Grünstrom möglichst gering halten – ganz im Sinne des Nachhaltigkeitsgedanken.
Und der spielt bei Schüren eine wachsende Rolle: Seine Lieferfahrzeuge fahren bereits ausschließlich elektrisch, die Öfen werden mit Holzpellets und Biomasse beheizt. Zudem werden die Lagerräume durch Wasser gekühlt, das aus tieferen Erdschichten stammt. Unterm Strich produziert die Bäckerei so mehr Energie als sie selbst verbraucht. Doch Schüren und Mertin haben sich gerade erst warmgelaufen.
„Auch bei der Qualität der Lebensmittel setzen wir auf Nachhaltigkeit. Wir verarbeiten ausschließlich Bio-, regionale und saisonale Produkte und arbeiten mit Familienbetrieben aus dem Umland zusammen“, erklärt Mertin. Gemeinsam mit Schüren hat er ein neues Konzept für ein Bürogebäude entwickelt, mit dem sie zwei Sektoren koppeln wollen. Im geplanten Gebäude soll die Lebensmittelherstellung in den Fokus rücken: In der vertikalen Farm beispielsweise transportiert ein Paternoster abwechselnd Salate zum Fenster, sodass diese ausreichend belichtet werden. Dadurch können mehr Salate auf kleinem Raum und mit möglichst geringem Aufwand produziert werden.
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Roland Schüren
Roland Schüren hat schon ein Interesse an Nachhaltigkeit gehabt, bevor es en vogue war. Früh installierte er PV-Systeme, Ladestationen und reduzierte den CO2-Ausstoß. Später trat er bei der Bundestagswahl für die Grünen an.
Klaus Emler
Roland Schüren und Lucas Mertin betrieben Europas größten Ladepark, wurden jedoch mittlerweile abgelöst von Sortimo. Das von Klaus Emler geführte Unternehmen hat an der A8 72 Ladepunkte installiert.