Moodley: Super Modalität oder Science-Fiction?
Jedes Verkehrssystem wird für sich alleine optimiert, nicht in Abstimmung mit anderen. Mit “One for all” wollen Siemens Mobility und Moodley Mobilität in die Zukunft retten
Vom Bus in die Bahn, mit der Bahn zum Flughafen und nach der Ankunft denselben Aufwand nochmal betreiben, nur um ans Ziel zu kommen. Anschlüsse checken und Umsteigen gehören zu einer langen Reise dazu und sind mit viel Zeit und Warterei verbunden. Und momentan obendrein mit dem Risiko, den Anschlusszug oder -flug nicht zu erwischen. Das liegt häufig daran, dass jedes Verkehrssystem für sich gedacht und optimiert wird.
Ganz anders macht das Moodley. „One for all“ ist ein Projekt von der Designagentur in Zusammenarbeit mit Siemens Mobility. Eine individuelle Passagierkabine, die einen direkt vor der Haustür einsammelt und bis auf den letzten Zentimeter zur Zieladresse bringt und das alles ohne Aus- und Umsteigen. Vor allem: egal ob über Land, auf der Schiene, über Wasser oder über den Luftweg. Ist das die Zukunft oder doch Science-Fiction?
„Das Konzept ist eine Vision wie die Zukunft aussehen könnte, aber es ist nicht die einzige Vision“
Daniel Huber, Head of Design und Geschäftsführer bei Moodley Industrial Design
„Jedes Verkehrssystem optimiert sich immer selbst – die Flugzeugindustrie die Flugzeuge und Flughäfen, die Autoindustrie die Autos und die Bahnindustrie die Züge und so weiter“, sagt Daniel Huber, Head of Design und Geschäftsführer bei Moodley Industrial Design gegenüber FUTURE MOVES. Digital seien die Mobilitätssysteme bereits miteinander verbunden, die analogen Schnittstellen würden aber noch fehlen. Die hat Moodley erdacht. Schaut man sich das dazugehörige Video auf der Homepage an, hat man das Gefühl man befindet sich in im Jahr 2300 oder auf einem anderen Planeten. Digital scheint das Konzept gut anzukommen, doch wie sieht es in der Realität aus?
„Das Konzept ist eine Vision wie die Zukunft aussehen könnte, aber es ist nicht die einzige Vision“. Die Idee dahinter ist bei einem Frühstück vor einem Messebesuch entstanden. Der Vizepräsident Innovation von Siemens Mobility und Huber haben sich die Frage gestellt, warum die intermodale Mobilität noch nicht so funktioniert, wie sie funktionieren könnte, denn die Technologien sind bereits vorhanden.
„Von der Straße auf die Seilbahn, von der Seilbahn auf die Schiene, bis zur Drohne“
Daniel Huber, Head of Design und Geschäftsführer bei Moodley Industrial Design
Das Ziel sollte also neu gedacht werden und das mit Hilfe von Pods – außen genormt und innen individuell einrichtbar. Die Pods sollen so funktionieren, dass diese dann auf unterschiedliche Carrier Systeme passen: „Von der Straße auf die Seilbahn, von der Seilbahn auf die Schiene, von der Schiene zur Drohne“, so Daniel Huber.
Seit Siemens und Moodley ihr Konzept präsentiert haben, wird über die Umsetzung nachgedacht. Technisch wäre das alles schon heute umsetzbar. Doch dafür braucht es die Zusammenarbeit von allen Verkehrsträgern – und dieser Wunsch ist noch weit von der Realität entfernt, sodass das Moodley-Konzept in der Tat wirkt wie aus dem Jahr 2300. Immerhin: Schon in naher Zukunft sollen Pilotprojekte mit Prototypen umgesetzt werden. Doch mit wem und wo, da hält man sich bei Moodley noch bedeckt.
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Daniel Huber
Der studierte Industrial Designer Daniel Huber gründete 1993 sein erstes Design-Unternehmen. Als er 2018 Moodley Industrial Design gründet, folgt ihm sein Kernteam. Dort verbinden sie Strategie, Design und Technologie unter einem Dach und begleiten Kunden im gesamten Innovationsprozess. Seine Leidenschaft für Innovation und die Zukunft der Mobilität gibt Huber auch gerne weiter, unter anderem als Keynote-Speaker.
Mike Fuisz
Gemeinsam mit Gernot Leonhartsberger hat Mike Fuisz im Jahr 1999 die strategische Designagentur Moodley in Graz gegründet. Außerdem ist Fuisz unter anderem Partner des Fifteen Seconds Festivals, welches sich binnen weniger Jahre zu Europas führendem interdisziplinären Festival für Wirtschaft, Innovation und Kreativität entwickelt hat.