Eines der großen Versprechen der autonomen Mobilität: endlich mehr Zeit haben. Aber wofür eigentlich? Denn beim Blick auf die Rücksitze sieht man heute schon, dass aus Tatenlosigkeit und Mobilität schnell Langeweile entstehen kann. Dieses allen Eltern bekannte und angesichts selbstfahrender Autos immer drängendere Problem geht Nils Wollny an. Holoride, das von ihm mitgegründete Tech-Startup wird in den kommenden Monaten eine App launchen, die VR-Brillen mit Auto verknüpft. 

Das bedarf einer etwas genaueren Erklärung: Holorides App hat Zugriff auf Sensordaten des Fahrzeugs, kennt also Beschleunigung, Tempo und Kurvenwinkel. Diese Parameter werden dann mit Umgebungsdaten verknüpft in Echtzeit in interaktive Gaming-Welten übersetzt. Die Spieler:innen bewegen sich somit durch Landschaften oder Weltraumweiten, die sich exakt so verhalten wie die Umgebung des Autos. Der Vorteil bestehe in weniger Motion Sickness, ein großes Problem im VR-Bereich, und einem extrem immersiven Erlebnis, so Wolllny.

„Wir bieten ein Modell, wie man Fahrzeugdaten monetarisieren kann“

Nils Wollny

Holoride, das von Wollny und ein paar Kollegen 2015 als kleines Forschungsprojekt innerhalb von Audi gestartet und später zum ein eigenständigen Startup ausgegründet wurde, gehört zu den Pionieren eines neuen Geschäftsfelds: Die „passenger economy“ dürfte in den kommenden Jahren explodieren. Unter dem Schlagwort werden Konzepte zusammengefasst, die sich tatenlos im Auto sitzenden Menschen verkaufen lassen. Am Beginn von Holoride habe entsprechend die Frage gestanden: “Wie können Autohersteller zukünftig noch Teil einer Wertschöpfungskette sein, wenn wir autonome Fahrzeuge haben und jeder im Zweifel sein Personal Device dabei hat?”

Neben Entertainment sieht Wollny vor allem in den Bereichen Wellness und Produktivität immenses Potenzial für seine Technologie. Dass die Münchner bereits unterschiedliche Projekte unter anderem mit Porsche, Hyundai und natürlich Audi umsetzen konnten, zeigt die wachsende Relevanz der Passagier-Ökonomie. Ein gewichtiges Argument von Holoride: „Wir bieten den Herstellern ein Modell, wie man Fahrzeugdaten monetarisieren kann“, sagt Wollny.

Aber nicht nur die Autobranche will künftig an der Unterhaltung an Bord mitverdienen. Auch die Entertainment-Konzerne drängen in Richtung Mobilität. Etwa Sony, das jüngst einen erneut einen Prototypen für ein Auto vorgestellt hat oder das Apple-Car, an dem der Konzern gerüchteweise seit Jahren baut. Die Konkurrenz fürchtet Wollny nicht. Auch nicht die großen Tech-Player aus dem Silicon Valley. „Du kannst ja mal die Autohersteller fragen, wie viele bereit sind, Meta ihre Daten zu geben“, sagt Wollny. 

Mit guten Kontakten zu den OEMs und einer Reihe von Patenten sieht er Holoride gut aufgestellt als Firma, die die passenger economy prägen könnte. Im Podcast deutet er bereits ambitionierte Ziele als VR-Entertainment an. So sei es durchaus denkbar, Holorides eigenen Cryptocoin namens $RIDE über Transaktionen innerhalb der Plattform abgewickelt werden, auch auf anderen Feldern der Mobilität einzusetzen.

Auch wenn der Holoride-CEO sich an dieser Stelle nicht mehr entlocken lässt, so teilt er in dieser Episode des FUTURE MOVES-Podcasts viele extrem spannende Einsichten und verrät, wieso Holoride schon lange vor dem Hype auf die Themen NFT, Kryptowährungen und Metaverse gesetzt hat.

Über diese Themen spricht Nils Wollny im FUTURE MOVES Podcast:

… was es konkret bedeutet, “Autos zu Freizeitparks” zu machen (2:42)

… die Funktionsweise der Technologie von Holoride (4:10) 

… wieso Autohersteller auf die “Passenger Economy” wettet (6:16)

… erste Inhalte, die Holoride den Kund:innen anbieten wird (12:49)

… das Businessmodell und welche Rolle Blockchain dabei spielt (17:19)

… wie man richtigen Zeitpunkt für den Markteinstieg findet (26:39)

… potenzielle Konkurrenten aus dem Silicon Valley (33:40)

… den Einstieg von Sony ins Autogeschäft (38:06)

… seinen “Mix der Woche” (42:32)

… das Thema Produktivität im Auto (45:44)