Wo bleibt die Super-App für Mobilität? Also die eine Anwendung, die alle Dienste in sich vereint und somit den Wechsel zwischen den Apps einzelner Anbietern überflüssig macht. Klar gibt es die sogenannten Aggregatoren, die unterschiedliche Carsharing-Anbieter und Scooter-Verleiher in einer App buchbar machen. Doch das ganze Mobilitätsangebot einer Stadt in einer einzigen App? Gibt es nicht.

Muss es auch nicht geben, sagt Sophia Rödiger im FUTURE MOVES Podcast. Denn die Gründerin des Start-ups Bloxmove ist überzeugt, dass es eine schlauere Lösung gibt. Ihr Gegenvorschlag: Jeder solle die App des Anbieters nutzen, die ihr oder ihm am besten gefällt. Damit man trotzdem die Fahrzeuge der anderen Dienste und den ÖPNV nutzen kann, werden die einzelnen Anbieter im Hintergrund verknüpft.

„Vielleicht haben wir in 20 Jahren gar keine Apps mehr“

Sophia Rödiger

Statt sich bei jedem Dienst verifizieren zu müssen und Zahlungsdaten zu hinterlegen, ermöglicht Bloxmove den automatischen Austausch dieser Informationen über eine Blockchain. „Roaming für Mobilität“ nennt Rödiger diesen Ansatz. Im Unterschied zu den sogenannten Aggregator-Apps, die bereits heute mehrere Dienste vereinen, sei die Verbindung der Angebote einfacher umzusetzen – und billiger, so Rödiger. Denn Aggregatoren würden von Anbietern Provisionen verlangen, die bis zu 30 Prozent des Umsatzes betragen und zugleich die Schnittstelle zu den Kund:innen ersetzen.

Dabei sieht Rödiger Apps ohnehin nur als Zwischenschritt auf dem Weg in eine Zukunft, in der Mobilität viel nahtloser in den Alltag integriert ist. „Vielleicht haben wir in 20 Jahren gar keine Apps mehr“, sagt die Bloxmove-Gründerin. Ein Chip in einer Brille oder Uhr könnte dann ausreichen, um die Nutzer:innen automatisch ein- und auszuchecken. Die Abrechnung erfolgt dann komplett automatisiert.

Nach rund viereinhalb Jahren Vorbereitung ist Bloxmove vor etwa einem Jahr offiziell gestartet. Die größte Aufgabe bestehe gerade darin, eine ausreichende Zahl von Unternehmen für die Lösung zu gewinnen, so Rödiger. Der fragmentierte Mobilitätssektor ist dabei Herausforderung und Chance zugleich. „Wir können in Deutschland mit mehr als 500 Parteien sprechen, und die sind alle relevant in dem Netz der Mobilität“, sagt die Bloxmove-CEO.

Dass diese Parteien vom Scooter- und Fahrradverleiher bis zum Verkehrsverbund in der Regel offen für den Pitch von Bloxmove sind, hat sicher auch mit der großen medialen Aufmerksamkeit zu tun, die das Thema Blockchain in der jüngeren Vergangenheit erfahren hat. Bei allen neuen Möglichkeiten, die die Technologie bietet, warnt Rödiger jedoch, sie zu überschätzen. „Ich sehe gerade in vielen Diskussionen, dass Blockchain als goldenes Rezept für alles genutzt wird, als wenn es die Welt heilt und rettet“, sagt Rödiger. Das tue sie nicht. Und als Instrument, das Prozesse automatisiert, bei denen es um Verifizierung und Transaktionen geht, sei sie immer nur so gut, wie die Daten, die man einspeisen würde. Wenn jemand falsche Daten auf die Blockchain spielt, dann seien die zwar fälschungssicher, aber im Kern eben immer noch falsch.

Die Episode des FUTURE MOVES Podcasts mit Sophia Rödiger liefert spannende Einblicke in eine Technologie, die das Potential hat, Businessmodelle der Mobilität zu nachhaltig verändern. Sie erklärt außerdem, warum die Radikalität eines Blockchain-Start-ups nicht mit den Strukturen von Konzernen vereinbar sind. Außerdem: Wieso man Blockchain-Anwendungen in der Mobilität voraussichtlich eher in Asien und Afrika sehen wird als in Deutschland. Und wieso Rödiger trotzdem glaubt, dass deutsche Start-ups das Potenzial haben, auf dem Feld führend zu werden.

Sophia Rödiger auf dem FUTURE MOVES – New Mobility Summit:

Wer die Bloxmove-Gründerin live erleben möchte, hat die Gelegenheit dazu am 17.05.2022 in Hamburg. Dann wird die Gründerin auf der Bühne über das Potenzial und die Herausforderungen sprechen, die mit der Blockchain-Technologie für die Mobilitätsbranche verbunden sind. Hier findet du alle Infos, Tickets und die weiteren Speaker.

Über diese Themen spricht Sophia Rödiger im FUTURE MOVES Podcast:

… wie Bloxmove die Blockchain-Technologie für Mobilität einsetzt (2:09)

… die Entstehung der Idee und die Anfänge als Projekt von Daimler Mobility (4:34)

… die Gründe Bloxmove zum eigenständigen Start-up zu machen (7:05)

… den konkreten Nutzen, den Bloxmove den Kund:innen liefert (8:58)

… Vorteile von Mobilitäts-Roaming gegenüber Super-Apps (12:40)

… wo Bloxmove gerade steht und wann das Produkt launchen wird  (17:10)

… welche Player das höchste Interesse an der Lösung haben (19:18)

… Vorteile ihres persönlichen Backgrounds in einem Konzern (21:28)

… warum man die Blockchain nicht verstehen muss, um damit zu arbeiten (23:32)

… erste praktische Blockchain-Anwendungen in der Wirtschaft (27:02)

… ihren Weg als Psychologin in die Mobilitätsbranche (31:36)

… das Geschäftsmodell und die Bedeutung des eigenen $BLXM-Tokens (34:16)

… warum Community-Management bei Blockchain-Companies zentral ist (40:14)

… Blockchain-Businessmodelle im Konzernkontext (42:03)

… Szenarien von Mobilitätsnutzung ohne App (43:34)

… ihren „Mix der Woche“ (47:34)

… Ressourcen zum Einstieg in die Blockchain-Welt für Mobility-Macher:innen (50:35)