Die Realität ist: Die meisten Menschen fahren gerne Auto, beschleunigen, lenken und bremsen in der Regel selbst und die wenigsten tanken etwas anderes als Benzin oder Diesel. Nicht nur wir bei FUTURE MOVES sind davon überzeugt, dass sich das sehr bald ändern wird. Denn: Die Klimakrise lässt uns im besten Fall noch fünf Jahre Zeit, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen und sektorübergreifend zu dekarbonisieren. 

Das Ziel müssen wir auch deshalb schnellstmöglich erreichen, um als eine der führenden Industrienationen möglichst früh weltweite Abstrahleffekte zu erzeugen. Vor allem auf den Verkehr und die Energieerzeugung schaut die FUTURE MOVES-Redaktion deshalb besonders, aber auch auf die nachhaltige Gewinnung und Nutzung von Rohstoffen. Was nicht allen Menschen klar ist: Unser Mobiliätsverhalten wird sich auch ändern, weil es technisch überhaupt möglich wird. Und genau hier kommt Apple ins Spiel.

Das Unternehmen gilt weltweit als Beispiel dafür, wie man Produkte baut, die attraktiv und innovativ sind. Vielleicht bringt man nicht den ersten MP3-Player, das erste Smartphone oder den ersten Kopfhörer auf den Markt, aber dafür wirken die Produkte in der Regel durchdacht und verkaufen sich gut. Folglich ist das Interesse der Allgemeinheit groß, wenn bekannt wird, dass Apple überlegt in das Geschäft der Mobilität einzusteigen oder gar ein eigenes Auto zu entwickeln.

Wie sieht das Apple Auto von außen aus?

Die meisten Renderings zum Apple Auto sind bislang eher skurril: Von flachen Flitzern in Flunderform, die eher an eine Maus erinnern und wahlweise mit und ohne Fenster (siehe Video) zu bekommen sind bis hin zu kantigen Kisten, die anmuten als habe sich jemand 1973 überlegt wie Autos 2003 aussehen könnten. Ideen und Überlegungen zum möglichen Design gibt es viele. Natürlich sind sie alle falsch. Das ist kein Wunder, denn noch dient nur die Phantasie als Quell für Spekulationen. Prototypen sind – falls sie überhaupt schon unterwegs sind – noch nicht in Originalverpackung auf der Straße. 

Wie könnte ein Apple Auto innen aussehen?

Am ehesten wird ein Apple Auto einem kleinen Minivan entsprechen. Dafür gibt es auch immer wieder recht solide Hinweise. Rufen wir uns die Apple-Psyche nochmal ins Gedächtnis: Wenn man in Cupertino jedes Produkt ein wenig anders denkt als es alle anderen tun, dann wird das Apple Auto wohl kein SUV und auch keine Limousine. Ein Sportwagen schon zweimal nicht. Wahrscheinlich wird nicht das Produkt Auto, sondern die Mobilität in den Fokus rücken. Wir stellen uns einen luftigen und hellen Raum voll klarer Linien und mit viel Raum für Menschen vor. Große Displays, auf denen man Apple-Inhalte abrufen kann? Klar, ein „carOS“ ist wohl in der Mache. Schon seit Jahren lernt Apple mit „CarPlay“ wie Nutzer:innen-Erfahrung und -Oberflächen im Auto funktionieren. Um eine Mischung aus Komfort und Raumnutzung hinzubekommen, wird das Apple Auto wahrscheinlich ein Sechssitzer sein, eventuell mit drei Sitzreihen à zwei Einzelsitzen, um von jedem Platz aus einen möglichst komfortablen Ein- oder Aussteig zu ermöglichen. 

Was ist das Apple Auto für ein Auto?

Als Basis könnten die Konzepte von Canoo dienen. Spätestens seit Apple im vergangenen Jahr den Canoo-Gründer Ulrich Kranz verpflichtet hat, mutmaßlich, um das Autoprojekt anzuleiten, wird spekuliert, ob Apple sich nicht gleich das Start-up krallen wird. Und es wäre ein philosophischer Match, denn auch Canoo erdachte das Auto ganz anders als alle anderen: Das strauchelnde Start-up aus Arkansas wirbt mit einem kapselartigen Minivan, der – ähnlich wie ein VW Bulli – in unterschiedlichen Varianten verfügbar sein soll: als „Peoplemover“, als Transporter, als größerer Lieferwagen oder auch als Pick-up-Truck. Insbesondere das Peoplemover-Konzept dürfte für Apple interessant sein. Fertig ist die Basis für einen Ridehailing-Dienst.

So stellt sich der britische Leasinganbieter Vanarama das Apple Auto vor. Foto: Vanarama

Wann kann ich ein Apple Auto kaufen?

Und der wird wohl im Fokus stehen, egal ob Peoplemover von Canoo oder nicht: Ein Auto mit Apple-Anspruch brächte einen zu hohen Kaufpreis mit sich, in einem immer härter umkämpften Business mit vielen neuen Konkurrenten, auch im Luxussegment. Apple wird wohl auch deshalb kein Auto verkaufen, weil weltweit für die Wartung Servicepartner angeworben werden müssten, die dem Apple-Anspruch gerecht werden – ein aussichtsloses Unterfangen, wenn man schnell skalieren möchte. Macht nichts: In den letzten Jahren rücken digitale Verkäufe und Abos ohnehin immer stärker in den Fokus, gerade in Cupertino. Denkbar ist also, dass neben Apple Music, TV und Fitness ein Mitfahrdienst kommen könnte, im Einzelabruf oder im Abonnement. Doch das lohnt sich erst, wenn das Apple Auto autonom fahren kann und Personalkosten weitgehend entfallen – das zeigt auch das MOIA-Beispiel in Hamburg. Und das wird vor 2025 nicht der Fall sein.

Warum sollte man auf das Apple Auto hoffen?

Für uns alle wäre es wohl am besten, wenn das Apple-Auto möglichst schnell kommt. Denn Apple ist einer der wenigen globalen Player, der die Macht hat, die Verkehrswende inklusive aller Herausforderungen zu packen. Nicht weil die „nahtlose Verbindung mit Apple-Produkten“ so attraktiv ist, sondern weil Menschen Apple Vertrauen entgegenbringen und ohne zu Zögern in ein autonomes Apple-Auto einsteigen würden. Frauen und marginalisierte Gruppen wie Menschen mit Migrationshintergrund, trans Menschen oder Menschen mit Behinderung würden Apple zutrauen, eine für sie zugängliche und sichere Umgebung zu schaffen. Eine schwere Aufgabe, die kaum ein anderes Mobilitätsunternehmen bislang stemmt, wie Raul Krauthausen kürzlich im FUTURE MOVES Podcast erklärte. Dabei ist Inklusion der Schlüssel für den Verzicht aufs eigene Auto – und damit für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels.

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Ulrich Kranz

Ulrich Kranz

Er gilt als geistiger Vater der i-Familie von BMW, also dem kompakten BMW i3 und dem sportlichen PHEV i8. Nach seiner Münchner Zeit ging Ulrich Kranz kurz zu Faraday und gründete dann Evelozcity, das Unternehmen, das später in Canoo umgetauft wurde. Vor einem knappen Jahr ging er zu Apple. 

Tim Cook

Tim Cook

Der aktuelle Apple-CEO hält sich bislang bedeckt, erkennt Autonomie jedoch öffentlich als Kernthema an: „Wir werden sehen, was Apple damit anstellt“, sagte Tim Cook zur New York Times. Außerdem erforsche man bei Apple viele Dinge, die nie das Licht der Welt erblicken.