Wenige Start-ups treten mit dem Ziel an, ihre Kund:innen zu frustrieren. Auch Dance tut das natürlich nicht. Doch der Berliner E-Bike-Abo-Anbieter kalkuliert zumindest den Frust der Kundschaft ein. Denn je mehr Menschen von unsicheren Radwegen und unübersichtlich gestalteten Kreuzungen genervt sind und ihrem Ärger darüber dann im Bekanntenkreis und in den sozialen Medien Luft machen, umso eher werden diese Wege erneuert. Kurz gesagt: Dance hofft, aus seinen Kund:innen eine Community von Verkehrswende-Aktivist:innen zu machen.

„Wir sehen E-Bikes als das Fahrzeug der Zukunft, das Städte verändern wird“, sagt Dance-Gründer Christian Springub im FUTURE MOVES Podcast. „Die Leute müssen Druck erzeugen, damit die Infrastruktur sich ändert.“ Diese Vision treibt den überzeugten Radfahrer Springub uns seine zwei Mitgründer Eric Quidenus-Wahlforss und Alexander Ljung, Founder der Musik-Streaming-Plattform Soundcloud, an. Das E-Bike-Abo der drei ist nach Berlin und Hamburg gerade in auch München, Paris und Wien an den Start gegangen. Dort wollen sie die urbane, auf Instagram aktive Kundschaft also nicht nur für eine stylische Mobilitätsoption gewinnen – sondern direkt zu Botschaftern der Verkehrswende machen.

Für Springub ist Dance das zweite Start-up. Nach der Schule hatte er mit zwei Freunden den Online-Website-Baukasten Jimdo gegründet. Nach 15 Jahren stieg er dort vor einiger Zeit aus und suchte nach einer neuen Aufgabe. Einer Aufgabe mit „Impact“, wie er sagt. So kam das Gründertrio mit dem sehr digitalen Hintergrund beim Thema E-Mobilität zusammen und der Frage, wie man die möglichst vielen Menschen zugänglich machen kann.

„Wir verkaufen kein Fahrrad, wir verkaufen einen Service“

Christian Springub, Gründer Dance

Alle drei hätten in ihren früheren Unternehmen dieselbe Verschiebung miterlebt: Eigentum wurde weniger wichtig, der einfache Zugang zu einem Produkt rückte in den Fokus. Das gelte auch für Dance, sagt Springub: „Wir verkaufen kein Fahrrad, wir verkaufen einen Service.“ Das Modell ist schnell erklärt. Wie der niederländische Pionier Swapfiets bieten die Berliner Fahrradmobilität im Rundum-Sorglos-Paket an. Die Kund:innen bestellen ihr Bike online und können es jederzeit wieder abholen lassen, wenn sie ihr Abo kündigen. Reparaturen sind im Preis inklusive.

Ihre Zielgruppe bestehe aus Leuten, für die „Besitz und Statussymbole nicht mehr so eine Rolle spielen“, sagt Springub. Es gehe ihnen einfach darum, Mobil zu sein und Zeit zu sparen – angefangen bei der Auswahl des Bikes. Dance hat zwei E-Bike-Modelle im Angebot sowie ein E-Moped. Die beim Kauf übliche, zeitfressende Suche nach dem idealen Zweirad entfällt. 

Bei diesem Gründertrio wenig verwunderlich, spielt die Digitalisierung des Fahrrads eine große Rolle bei Dance. Der komplette Verkaufsprozess findet online statt. Im Fall einer Reparatur ordern die Kund:innen per App den Service, der ohne ihr Beisein das Problem behebt. Auch im Rad steckt jede Menge Technik, unter anderem damit Dance Fehler an Antrieb oder Akku schon feststellen, ehe Techniker:innen das Fahrrad vor Ort untersuchen.     

Dass die Bikes nicht nur schick, sondern auch robust und leicht zu reparieren sind, ist für das Businessmodell von Dance zentral. „Unser Geschäft lohnt sich nur dann, wenn diese Fahrräder auch mehrere Jahre auf der Straße sind“, sagt Springub. Darum sei viel Arbeit in die Entwicklung des eigenen E-Bikes und dessen Erprobung geflossen. Von Schnellschüssen hält er jedenfalls nichts. „Man muss ein Geschäft schon wirklich ernst meinen und vor allen Dingen richtig verstehen.“

Darum glaubt der Dance-Gründer auch, dass manche der diversen neuen Mobility-Konzepte und -Anbieter nur ein sehr begrenztes Potenzial haben, sich dauerhaft zu etablieren. Welche das sind, wo die Chancen in einer Industrialisierung der Fahrradproduktion liegen und warum sich europäische Mobility-Start-ups in den USA aktuell ziemlich gut schlagen – das alles erklärt Christian Sprungbub in der aktuellen Episode des FUTURE MOVES Podcasts.  

Über diese Themen spricht Christian Springub im FUTURE MOVES Podcast:

… wie E-Bikes vom Rentner-Gadget zum Lifestyle-Produkt wurden (3:06)

… Unterschiede zu anderen Bike-Abo-Anbietern (4:58)

… wie er und seine Mitgründer auf das Thema E-Bike kamen (5:50)

… welche Zielgruppe sich für Bike-Abos interessiert (7:48)

… wie Digitalisierung und Sensoren das Fahrrad verändern (9:25)

… warum Dance seine Kund:innen als Community versteht (11:37)

… Marketing und Positionierung der Marke Dance (14:08) 

… Internationalisierung in weitere europäische Städte (20:56)

… warum Mobility-Start-ups aus Europa auch in den USA erfolgreich sind (23:53)

… finanzielle und logistische Herausforderungen (26:11)

… ob Autobauer auch zu Fahrradherstellern werden könnten (29:36)

… Faktoren, die den Launch verzögert haben (31:47)

… neue Businessmodelle (und potenzielle Flops) im Mobility-Sektor (34:11)

… Warum Autohersteller sich beim Thema Subscription schwer tun (35:20) 

… das Fahrrad als digitales Produkt zu verstehen (39:23)

… Bedeutung von Dienstrad und Mobilitätsbudgets für Dance (44:12)

… die nächsten Schritte und weitere Produkte (46:00)

… Christian Springubs „Mix der Woche“ (48:50)

… das Thema Diebstahl und Gegenmaßnahmen (52:01)