Elon Musk vereint einige Dinge auf sich, die ihn einzigartig machen. Aktuell etwa den Titel „Richest Person in the World“. Oder dass er als Erster den Einfall hatte, nicht etwa einen Fußballclub zu kaufen, sondern eines der bekanntesten sozialen Netzwerke. Was Musk aber tatsächlich als singulär ausweist, ist der Umstand, dass komplette Werbekampagnen entworfen werden, deren einziges Ziel darin besteht, ein Fitzelchen der Aufmerksamkeit des Unternehmers zu erringen.
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel war die Kampagne der Stadt Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma. Musk hatte in einem Tweet erklärt, er suche eine Fläche irgendwo in zentraler Lage der Vereinigten Staaten, um dort eine Fabrik für den Cybertruck zu errichten. Daraufhin ergriff Tulsa die Gunst des Augenblicks und launchte die „Big F*cking Field“-Website, mit der Elon Musk eine Grundstück in Tesla angedient werden sollte.
Eigentlich hätte die Sache gar nicht schiefgehen können. Denn die von einer Agentur im Auftrag der Stadtverantwortlichen erstellte Website war passgenau auf Elon Musk zugeschnitten. Sie war mit Huldigungen und vielen, zum Teil nur für echte Musk-Insider (oder eben ihn selbst) zu entschlüsselnde Anspielungen überfrachtet. Die Kampagnen-Seite dürfte noch in einigen Bachelor-Arbeiten zu Meme-Marketing analysiert werden.
„Dort wo ich lebe, gibt es jede Menge Elon-Musk-Fans“
Aus dem Clip „Musk City“
Das könnte auch für den Film gelten, den das norwegische Unternehmen Easee vor wenigen Tagen bei YouTube hochgeladen hat. „Musk City“ heißt der Clip, mit dem der Anbieter von Wallboxen und Ladeinfrastruktur für E-Autos Elon Musk einlädt, die Firma einmal zu besuchen. Natürlich, um dort gemeinsam ein Projekt vom muskesquer Dimension anzustoßen: „One coffee to change the world“ lautet der Slogan der Kampagne.
Anlass für den Film ist eine Ankündigung, Musk werde Ende August bei einer Konferenz in Stavanger teilnehmen – wobei völlig unklar ist, ob er überhaupt physisch präsent sein wird. Das wäre nämlich überraschend. Üblicherweise lässt sich Musk bei solchen Gelegenheiten per Video zuschalten. Aber sei es drum. Das wichtigste Ziel, im Windschatten von Musk Aufmerksamkeit für die eigene Marke zu lenken, das ist Easee bereits geglückt. Siehe diesen Artikel.
Der Clip selbst ist eine extrem aufwändig und mit liebevoller Detailtiefe produzierte Zwei-Minuten-Hommage an Musk. Der Firmensitz von Easee wird darin als eine Art St. Musk imaginiert. Sein Porträt hängt beim Bäcker neben dem norwegischen Königspaar an der Wand. Bezahlt wird dort selbstverständlich mit Dogecoin, einer von Elon Musk seit Jahren gepushten Spaß-Kryptowährung. Im Ortszentrum steht eine Musk-Büste, die Bewohner:innen tragen sein Porträt als Tattoo und benennen ihre Kinder – wie der Tesla-Chef eine seiner Töchter – nach obskuren mathematischen Formeln.
Offensichtlich haben sich die Norweger:innen nicht von Tulsas Beispiel entmutigen lassen. Denn die „Big F*cking Field“-Kampagne erwies sich als Flop. Vermutlich, weil Tulsa von Beginn an keine Chance hatte und eine Entscheidung für Austin als Standort bereits gefällt worden war, ehe Musk seinen Hoffnungen schürenden Tweet überhaupt abgesetzt hatte. Das schreibt der Tech-Journalist in seiner Analyse der Kampagne.
Neben schlechtem Timing gab es wohl noch einen Grund, dass Musk das Feld in Tulsa zwar immerhin persönlich in Augenschein genommen hatte, am Ende aber eine andere Kommune den Zuschlag bekommen hat. Austin war wohl bereit, mehr Subventionen in die neue Fabrik zu stecken. Und in dieser Hinsicht ist die Ausnahmeperson Elon Musk dann wohl doch wie die allermeisten seiner Mitmenschen gestrickt: Beim Geld hört der Spaß auf.
Ob Easee mit seinem Clip mehr Erfolg haben wird? Man darf gespannt sein.