Wer hierzulande ein E-Auto kaufen möchte, schaut sich gern bei den europäischen Herstellern um – doch die lassen sich mit ihrem Ausstieg aus dem Verbrenner teils ganz schön viel Zeit oder bekennen sich gar nicht erst zu einem Enddatum für Benzin und Diesel. Zumindest hier in Europa ist das Ende jedoch besiegelt: 2035 ist Schluss, so will es die EU. Auch in den USA und in China gibt es starke Tendenzen hin zu Elektro. In Amerika ist vor allem der Bundesstaat Kalifornien Vorreiter, in China darf man in vielen Städten in bestimmte Zonen nur mit E-Fahrzeugen einfahren.

Höchste Zeit also, dass sich die Unternehmen jenseits des Atlantik und aus Fernost auch in Europa positionieren. Und das gelingt schon sehr gut: Im Oktober 2022 haben die Deutschen offiziell den Platz zwei der meisten Autoexporte an China übergeben. Platz eins ist weiterhin in der Hand Japans. FUTURE MOVES hat im Folgenden die spannendsten Challenger-Brands aufgelistet, die du nicht nur kennen, sondern auch im Blick haben solltest. Und alle haben eines gemein: Weil sie keine traditionellen Verbrennerbauer sind, denken sie Autos anders, moderner, digitaler. Deutsche Autos gelten etwa in China deshalb als altbacken.

Der U6 ist ein SUV-Coupé des U5

Aiways

Der U5 kam 2021 in Deutschland als erstes Elektroauto aus China überhaupt auf den Markt. Vertrieben wird er vom Auto-Abo-Anbieter Finn (hier unsere Story über den Trend) und der Elektromarktkette Euronics. Die Chinesen haben große Pläne: Sie wollen eine Fabrik in Europa bauen. Es geht das Gerücht, Deutschland werde als möglicher Standort diskutiert. Mit dem U6 hat man kürzlich erst das zweite Modell präsentiert.

BYD

Spätestens seit Sixt bei „Build your Dreams“ 100.000 Fahrzeuge bestellt hat, sollte man das Unternehmen auf dem Schirm haben. Immer wieder sicherte sich BYD die Nummer eins der chinesischen Zulassungszahlen und bietet mit dem Atto 3, dem Han und dem Tang durchaus gefällige SUVs und Limousinen an. BYD bietet viele Fahrzeuge als Verbrenner oder PHEV an, nicht so hierzulande. Das SUV Tang ist bereits als reines E-Auto vorbestellbar.

Good Cat heißt das erste Modell von Ora, hierzulande: Funky Cat

Great Wall Motor

Der chinesische Autokonzern Great Wall Motor hat bereits vor gut einem Jahr seine Büros der deutschen Niederlassung in München bezogen, nun geht’s ans Eingemachte. Nicht unter der Hauptmarke, sondern dem Namen „Ora“ bringen die Chinesen ihr erstes E-Auto „Funky Cat“. Das kompakte E-Modell ist ab Anfang 2023 zu verhältnismäßig geringen Preisen ab 30.000 Euro mit viel moderner Ausstattung und einer guten Anmutung verfügbar. Die Marke Wey bringt den Coffee 01 – ein Plug-in-SUV. Weitere E-Modelle werden sicher zeitnah folgen.

Human Horizons

Die chinesische Marke zielt auf das Luxussegment. Auf dem Heimatmarkt tut sie das bereits mit Erfolg: In der Preisklasse über 500.000 Yuan (ca. 70.000 Euro) war das Modell HiPhi X​​ das im zweiten Halbjahr 2021 meistverkaufte Auto – vor Tesla. Spannend wird es, wenn demnächst der Gran Turismo HiPhi Z erscheint. Der soll Mercedes EQS und BMWs künftigen i7 sowie die lokale Konkurrenz Nio ET7 beim Absatz hinter sich lassen.

Lucid Motors

Einst arbeitete der Ingenieur Peter Rawlinson am Model S von Tesla mit. Nun führt er das rivalisierende Startup Lucid Motors. Dessen erstes Modell Air wird seit Mitte 2021 in den USA verkauft und als „Tesla Fighter“ tituliert. Deutschlandstart ist in der zweiten Jahreshälfte 2022. Die luxuriöse Limousine könnte der hiesigen Kundschaft eine ihrer größten Sorgen nehmen: Mit einer Akkuladung schafft der über 800 Kilometer – ein echter German Reichweitenangst Fighter also.

Lynk & Co

Die chinesisch-schwedische Marke ist bereits seit 2021 in Deutschland aktiv. Allerdings sind die vor allem im Abo angebotenen Fahrzeuge noch keine Elektroautos. Das soll sich ändern. Die Lynk & Co will in Europa – anders als in der chinesischen Heimat – vollelektrisch werden. Die Umstellung erfolgt aber wohl nicht vor 2023. 

Anders als andere Hersteller setzt Nio auf Austauschbatterien.

MG

Drei Elektroautos hat die britische Marke, die mittlerweile in chinesischer Hand ist, bereits auf dem Markt oder angekündigt. Weiterhin sind auch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Angebot. Ein genaues Aus nennt man bei der Budgetmarke noch nicht.

Nio

Der Hersteller aus Shanghai wird seit Jahren als Tesla-Rivale bezeichnet und ist in China eine der führenden Marken im E-Segment. Nio setzt auf Wechselakkus, die erste Tauschstation gibt es bereits an der Autobahn A8. Am 7. Oktober erfolgte der Deutschlandstart, dessen Gelingen ungewiss, aber vielversprechend ist. Mit zwei Limousinen und einem SUV ist das Angebot zum Marktstart größer als bei anderen Anbietern. In Norwegen, wo die Autos seit 2021 zu haben sind, zeichnet sich Nio eher als Nischenanbieter ab.

Das E-SUV Polestar 3 wird in den USA gebaut – taugt es auch zum Bestseller?

Polestar

Die an Volvo angedockte Marke ist der bislang konsequenteste Versuch, europäisch anmutende (gleichwohl in China gefertigte) E-Autos zu bauen. Sie werden über Showrooms und einen Online-Store verkauft. Nach dem Hybrid Polestar 1 wird seit 2020 der Polestar 2 als erstes rein elektrisches Auto verkauft. Im Jahr 2021 wurden vom Polestar 2 in Deutschland 1.000 Fahrzeuge verkauft. 2022 kommt der Polestar 3 auf den Markt, 2023 und 2024 soll jeweils ein weiteres Modell folgen. 

Tesla

Schon 2003 wurde Tesla gegründet, aber anders als viele vermuten, nicht etwa von Elon Musk. Er kam ein Jahr später als einer der ersten Risikokapitalgeber hinzu und leitete fortan die Geschicke. Ab 2008 feiert ein auf einem Modell des britischen Autobauers Lotus basierender Sportwagen sein Debüt, später folgten Luxusfahrzeuge namens Model S und X. Der Durchbruch gelang mit dem Model 3, das 2021 selbst in Deutschland häufiger verkauft wurde als viele Verbrenner traditioneller Hersteller. Ein 25.000-Dollar-Auto ist angedacht, doch aktuell habe man aufgrund der Entwicklung autonomer Fahrsysteme genug zu tun, so Musk.

2023 wird Vinfast E-SUV nach Deutschland bringen

Vinfast

Der sprechende Name der vietnamesischen Marke hat etwas charmant altmodisches. Dabei drängt der Hersteller konsequent nach vorn: 2022 wollte man mit zwei Elektro-SUVs nach Deutschland kommen, langsam wird es mit Blick auf den Kalender eng. Es sieht so aus, dass die Vietnamesen in Europas wichtigstem Automarkt im größeren Stil Fuß fassen wollen: Der Bau oder die Übernahme einer bestehenden Fabrik in Thüringen wurde bereits zu Jahresbeginn diskutiert.

X-Peng

Der Elektroautobauer wächst in seiner Heimat China bereits schneller als Platzhirsch Nio. Logisch, dass X-Peng ebenfalls in ausländische Märkte strebt. 2021 erfolgte der Launch in Norwegen, gerade wird der Markteintritt in Schweden, Dänemark und den Niederlanden vorbereitet. Dass künftig auch Deutschland eine zentrale Rolle für X-Peng spielen könnte, liegt nahe. Seit Ende 2021 befindet sich die Europazentrale der Chinesen in München.  

Zeekr

Unter dem Dach des chinesischen Geely-Konzern tummelt sich mehr als ein Dutzend Automarken. Neben Polestar und Lynk & Co gehört dazu auch Zeekr. Deren erstes Modell mit dem großem Erwartungen weckenden Namen „001“ kam in China im Oktober 2021 auf den Markt. In den ersten 100 Tagen habe man 10.000 Autos produziert, ließ Zeekr wissen. Die hoch automatisierte Fertigung sei aber auf bis zu 120.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt. Als mögliches Startdatum in Deutschland wird Anfang 2023 gehandelt.  

Fazit

Man darf durchaus damit rechnen, dass amerikanische und fernöstliche Autobauer erfolgreich in Europa Fuß fassen werden. Nicht nur, weil sie ihren europäischen Konkurrenten durchaus das Wasser reichen können, sondern sie in vielerlei Hinsicht sogar übertreffen. Wer glaubt, dass er das Rennen wegen Spaltmaßen entscheidet, durfte sich spätestens durch den Erfolg von Tesla eines besseren belehren lassen. FUTURE MOVES glaubt: Günstige und gute Konkurrenz tut dem aufgeblähten europäischen Automarkt ganz gut. Wir hoffen auf viele kleine und niedrigpreisige E-Autos nach dem initialen Push hochpreisiger Limousinen und SUVs.

Wir haben diese Übersicht sorgfältig recherchiert. Sollte uns dennoch ein Fehler unterlaufen oder ein Update durchgerutscht sein, schreib uns an redaktion@futuremoves.com. Melde dich auch, wenn du der Ansicht bist, dass eine Marke, die hier fehlt, unbedingt auf unsere Liste gehört.