„2019 waren wir auf einem Kurzausflug nach Wien. In allen Medien und wirklich auf jedem Gehsteig waren diese Scooter-Sharingdienste und die haben wir ausprobiert“, erklärt Ines Wöckl. Direkt stieß sie auf Herausforderungen: „Wenn man inmitten des Wiener Verkehrs versucht links abzubiegen und auf diesen Geräten die Hand nicht vom Lenker bekommt oder stehenbleiben muss – da ist uns der Need klargeworden.“ Aufgrund dieses Needs wurden sie und ihr Lebenspartner Alexander Rech zu Geschäftspartnern und gründeten Flasher. Das Prinzip ist simpel: einen Armreif um den linken Oberarm, einen um den rechten und mittels einer schwungvollen Bewegung des Ellbogens wird Flasher – daher der Name – zum Blinker. Bei Vollbremsungen wird er zum Bremslicht und bei Nacht fungiert er als zusätzliche Beleuchtung, damit Scooter- oder Radfahrer*innen besser zu sehen sind. Auch ohne Scooter und Fahrrad eignet sich Flasher deshalb als Zusatzbeleuchtung, etwa für Fußgänger*innen, die zu später Stunde Gassi oder Joggen gehen wollen.

Das clevere Konzept überzeugte Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel davon, 150.000 Euro in 20 Prozent der Anteile zu investieren. Doch Wöckl hat mehr vor als nur einen Armreif zum Blinken zu verkaufen: „Als wir Flasher in der Höhle präsentieren durften, war das ganz klar unser B2C-Use-Case. Aber wir arbeiten schon lange auch an Flasher for Business.“ Die österreichische Division eines Scooter-Verleihers konnten Wöckl und Rech als B2B-Kunden gewinnen. „In dem Pilotprojekt geht es um die Mitarbeitersicherheit bei Tier Mobility Austria. Mitarbeiter, die die Flotte warten, werden Flasher tragen, um sicherer unterwegs zu sein.“ Der nächste Step: Angebote rund um Vehicle-to-everything (V2X) zu schaffen.

„Wenn der Mitarbeiter am Gleis arbeitet und ein Zug einfährt, soll er gewarnt werden“

Ines Wöckl, Mitgründerin Flasher

„Bei den Zukunftsthemen geht es auf Unternehmensseite sehr stark um Mitarbeitersicherheit auf Wearable-Basis, das ist unsere Kernkompetenz.“ High Tech Wearable Safety Solutions nennt Wöckl das. Auch bei der zweiten Partnerschaft mit Beleuchtungsspezialist Aspöck und Trailerhersteller Kögel spielt Sicherheit eine große Rolle: „Wir haben gemeinsam daran gearbeitet, dass ein abbiegender Lkw ein Signal versendet und der Träger des Armreifs gewarnt wird vor einer Tote-Winkel-Situation.“ Ein für Flasher wichtiger Schritt eins. Der soll aber noch ausgebaut werden.

Mittels einer schwungvollen Bewegung des Ellbogens aktivieren Flasher-Träger*innen den Blinker, bei Notbremsungen leuchten die Armreifen rot

Ideen für Partnerschaften hat Wöckl viele: „Beispielsweise auf dem Betriebsgelände, wo sich ein Gabelstapler und ein Fußgänger immer wieder kreuzen und gefährliche Situationen entstehen können.“ Der Gabelstapler muss dafür nur noch funken, genau so wie viele Fahrzeuge, auch abseits geteerter Straßen: „Wenn der Mitarbeiter am Gleis arbeitet und ein Zug einfährt, soll er mit High-Performance-LEDs und Vibration direkt am Arm gewarnt werden. Das sind alles Features, die wir zusätzlich angehen können neben dem B2C-Kerngeschäft.“

„Beim autonomen Fahren ist es schon eher in den Köpfen, dass die Autos untereinander kommunizieren müssen“

Ines Wöckl, Mitgründerin Flasher

„Beim autonomen Fahren ist es schon eher in den Köpfen, dass die Autos untereinander kommunizieren müssen, weil Kameras nicht um die Ecke gucken können“, führt Wöckl weiter aus. Auch Flasher soll nicht nur Gefahrenempfänger sein, sondern zum Sender werden. Auto-, Lkw-, Motorrad- oder andere Gabelstapler-Fahrer*innen eine Warnung erhalten, wenn ein*e mit Flasher ausgerüsteter Fahrradfahrer*in sich nähert und übersehen werden könnte. „Aber da sind wir eben noch in Entwicklung. Wir sind immer offen für Partner, damit wir schneller etwas vorantreiben können“, sagt Wöckl.

Auch für Läufer*innen eignet sich Flasher

Eine ganz ähnliche Idee hatte kürzlich Ford: Nach den Vorstellungen des amerikanischen Autobauers könnten sich Radfahrer*innen und Fußgänger*innen eine App installieren, um vor Autos gewarnt zu werden – Ford übersieht dabei den kausalen Zusammenhang zwischen der vom eigenen Produkt ausgehenden Gefahr und dem fehlenden Verantwortungsgefühl der eigenen Kundschaft. Warum sollten andere Verkehrsteilnehmende statt die Verursacher*innen derart in die Verantwortung genommen werden, so die Kritik.

Augenscheinlich geben wir uns mit dem Status quo ab: einer Welt, in der das Auto dominant ist und nicht es, sondern der Fuß- und Radverkehr als Problem wahrgenommen werden. Flasher wirft in zweierlei Hinsicht also ein Licht auf ein Problem, bekämpft dessen Auswirkungen aber mit cleveren Ideen.

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Dr. Ines Wöckl

Dr. Ines Wöckl

Sie ist studierte Betriebswirtin und Doktorin der Finanzwirtschaft. Nachdem Ines Wöckl ihren Doktortitel erhalten hatte, gründete sie zusammen mit ihrem Partner das Start-up Flasher. Ihre akademische Erfahrung bringt sie als CFO ins Unternehmen ein.

Dr. Alexander Rech

Dr. Alexander Rech

Alexander Rech ist Informations- und Kommunikationsingenieur und hat einen Doktortitel der TU Graz. Er ist Mitgründer und Geschäftsführer von Flasher und ist der Kopf hinter der Technik des Armeifs.