„Könnten Sie mir bitte beschreiben, was mit NFT genau gemeint ist?“, fragte ein Airline-Sprecher, nachdem ich ihn zu geplanten NFT-Projekten befragen wollte. NFT steht für Non-Fungible Tokens, also nicht ersetzbare Wertmarken. Sie basieren auf Blockchain-Technologie,sind eindeutig erkennbar und nicht austauschbar. NFTs sind geschaffen für digitale oder physische Güter, die einmalig, selten oder personalisiert sind. Und während die einen Airlines noch nicht wissen, was sie genau sind, haben andere bereits teure Projekte lanciert.

Die lettische Airline Air Baltic war 2021 die erste, welche eigene NFTs herausgab. Man konnte NFTs von Airbus A220-300 oder Kunstwerken lettischer Städte erwerben. Inzwischen gibt es gar eine ganze Kollektion von 10.000 einmaligen Tokens. Die Fluggesellschaft nennt ihre Kunstwerke „Planies“ und man erhält nach deren Kauf Vorteile im Loyalitätsprogramm von Air Baltic. Die Kundschaft hat davon zwei Vorteile. Einerseits besitzen Erwerbende das digitale Recht am Planie und können es zu kommerziellen Zwecken verwenden, zum Beispiel auf eine CD brennen oder ähnliches. Andererseits ist das Token handelbar und könnte somit in der Zukunft an Wert gewinnen. Vereinzelte NFTs von Kunstwerken wechseln teilweise für Millionenbeträge den Besitz. Air Baltic erhofft sich, dadurch mehr Kundschaft an ihr Loyalitätsprogramm und somit an sich selbst zu binden. Gegenüber FUTURE MOVES gibt Air Baltic weitere Vorteile an: „Der gesamte Krypto-Markt öffnet neue Möglichkeiten in Sachen Sicherheit, Transparenz und sicherer Netzwerke.“ Doch ist das alles eine Spielerei oder was steckt dahinter?

„Wir erreichen Aviatik- und Digitalkunst-Enthusiasten“

Stephanie Tully, Qantas
Mit „Planies“ will die Airline Qantas Luftfahrt- und Digitalkunst-Enthusiasten gleichermaßen erreichen

Ob ausgerechnet Fluggesellschaften, die ihren ökologischen Fußabdruck in den kommenden Jahren sowieso senken müssen, NFTs herausgeben sollten? NFT sind keineswegs Klimalämmer. Beim Mining eines NFTs wird haufenweise Energie benötigt. Die australische Airline Qantas, welche in vergangenen März die Lancierung einer NFT-Kollektion bekannt gab, will ihre Kollektion deshalb nettonull herausgeben. Dies ist möglich dank CO2-Kompensation und den Verkauf über umweltfreundlichere Plattformen. Auch bei Qantas erhält man nach dem Kauf des NFTs Punkte im Frequent-Flyer-Programm. „Wir wissen, wie gerne unsere Kundschaft einzigartige Stücke unserer Fluggesellschaft sammelt. Dank der NFT-Kollektion erreichen wir Aviatik- und Digitalkunst-Enthusiasten“, lässt sich Stephanie Tully, Chefin Kundendienst bei Qantas, zitieren. Demnach erhofft sich Qantas Kund:innenakquisition dank NFT.

Eine andere Nutzungsidee für NFT hat Air Europa. Die spanische Fluggesellschaft gibt neuerdings NFT-Flugtickets heraus. Nach dem Erwerb des NFTs kommt dieses in einem gesicherten Wallet, gegen Vorweisung des NFTs erhält man dann die normale Bordkarte beim Check-in.

„Die Beispiele aus der Praxis und die zunehmende Verbreitung zeigen die Relevanz von NFTs“

Edelweiss Air
Im eigenen NFT-Innovationszentrum entwickelt Emirates auch Virtual-Reality-Anwendungen

Noch weiter geht die Fluggesellschaft Emirates. Ihr Pavillon der diesjährigen Expo wird in ein NFT-Innovationszentrum umgenutzt. Doch damit nicht genug, der ehemalige Expo-Pavillon soll gleich als Zentrum für das Metaverse von Emirates darstellen. Mehrere „Zehn Millionen Dollar“ kostet das Vorhaben. In die Emirates-App sind inzwischen auch Virtual-Reality-Tools eingebaut. „Wir investieren in die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, die den Umsatz, das Markenerlebnis und die Geschäftseffizienz steigern werden“, begründet Ahmed bin Saeed Al Maktoum, Vorsitzender von Emirates, die Investition gegenüber dem Onlinemagazin Simpleflying. Zudem will man der Kundschaft künftig schlicht Inhalte per Virtual Reality anbieten, ähnlich wie es Holoride zusammen mit den Autobauern versucht.

Andere Fluggesellschaften lassen den derzeitigen NFT-Trend aus. Darunter die gesamte Lufthansa-Gruppe. „Derzeit sind uns keine solchen Projekte bekannt“, heißt es. Zur Gruppe gehört auch die Schweizer Airline Edelweiss. „Aktuell sind NFTs vielleicht ein Hype. Die Beispiele aus der Praxis und die zunehmende Verbreitung zeigen deren Relevanz“, so der Edelweiss-Sprecher. Doch die erheblichen Energieaufwendungen sprächen gegen NFTs und Krypto-Zahlungssysteme.