Senator für Verkehr und Mobilitätswende – bereits im Titel des Gasts der neuen Episode des FUTURE MOVES Podcasts steckt die Spannung zwischen der Wirklichkeit auf den Straßen Hamburgs und dem Wunsch, Mobilität in der autogerechten Metropole radikal zu verändern. Seit bald zweieinhalb Jahren leitet der Grünen-Politiker Anjes Tjarks die Behörde und deren Track-Record lässt viel Gestaltungswillen erkennen.

Aktuell werden in der Hansestadt mehrere U- und S-Bahn-Linien verlängert und komplett neu gebaut. Weitere Schieneninfrastruktur-Projekte sind in der Planungsphase. In den vergangen Jahren ist der Busverkehr ausgebaut worden, demnächst sollen Ridepooling-Shuttles helfen, vom ÖPNV vernachlässigte Stadtgebiete zu erschließen. Radfahrende und Fußgänger*innen genießen inzwischen eine höhere Priorität und bekommen mehr Raum. Doch all diese Maßnahmen bedeutet nicht zwangsläufig, dass Hamburg in wenigen Jahren ein Verkehrswende-Paradies sein wird. 

„Wir haben seit fast 40 Jahren kaum in dieses System und dessen Erweiterung investiert“, sagt Anjes Tjarks mit Blick auf Hamburgs S- und U-Bahnen. Zunächst gelte es darum, mehrere Jahrzehnte des Nichtstuns aufzuholen. Klar würden die aktuellen und kommenden Großprojekte wie der geplante Verbindungsbahn-Entlastungstunnel, der eine oberirdische S-Bahntrasse ersetzen wird, zu massiven Beeinträchtigungen führen, so Tjarks. Aber es würden anschließend eben auch Generationen davon profitieren. 

„Kein Verkehrsmittel wächst in Hamburg schneller als das Fahrrad“

Anjes Tjarks

Deutlich weniger gravierend, aber ebenso folgenschwer für die Neuordnung der Verkehrsströme in der Stadt sind die Maßnahmen, mit denen Tjarks Behörde die Fahrrad-Infrastruktur ausbaut. Das ist auch nötig, denn obwohl die Radwege wie in vielen deutschen Städten auch in der Hansestadt lückenhaft, oft extrem schmal und in schlechtem Zustand sind, boomt der Radverkehr. „Es gibt kein Verkehrsmittel, das in Hamburg schneller wächst als das Fahrrad. Und zwar schon seit über 20 Jahren“, sagt Tjarks, der keinen Dienstwagen hat und selbst zu Terminen in entfernteren Stadtteilen mit dem Rad fährt. 

Das Ziel der Verkehrswende ist die nachhaltige Veränderung der Gewichtung zwischen den unterschiedlichen Mobilitätsformen. Damit geht eine Neuverteilung von Flächen einher. Die natürlich auch Verlierer*innen produziert. Mit jeder neuen Popup-Bikelane, Busspur und durch die massive Ausweitung von Anwohnerpark-Zonen wird die Nutzung des Autos wird in Hamburg unbequemer – und teuerer. Entsprechend groß ist der Gegenwind, der dem Senator aufgrund dieser Maßnahmen entgegenschlägt. Aber, entgegnet dieser: „Wenn du nichts änderst, finden es auch viele doof.“

Also stößt seine Behörde gefühlt im Wochentakt neue Projekte an: Im Kleinen wie bei der ersten sogenannte Bettelampel, die so umprogrammiert, dass nun Fahrräder freie Fahrt haben und Autos auf Grün warten müssen. Oder im Großen wie beim umfassenden Ausbau der Schiene bis weit über die Stadtgrenzen hinaus.   

Wie man solche Großprojekte und das damit verbundene jahrelange Verkehrschaos vermittelt, weshalb Tjarks gegen ein pauschales Tempo-30 in der Stadt ist und wieso sich seine Behörde für smarte Fahrradhelme stark macht – das sind nur einige der Themen des FUTURE MOVES Podcasts mit Hamburgs Verkehrs- und Mobilitätswende-Senator Anjes Tjarks.

Über diese Themen spricht Anjes Tjarks im FUTURE MOVES-Podcast

… Widerstand gegen Veränderung der Mobilität einer Stadt (3:02) 

… die wichtigsten Ansatzpunkte der Mobilitätswende (6:37)

… seine Erwartungen an das 49-Euro-Ticket (10:16)

… Ausbau von Kapazitäten im ÖPNV (15:38)

… Vermittlung und Akzeptanz von Großprojekten (21:11) 

… große Vision und tatsächliche Veränderungen (23:38)

… Forderungen nach einer komplett autofreien Stadt (29:14)

… die neue Verteilung von Verkehrsflächen (34:02) 

… das Vorgehen beim Ausbau der Fahrradinfrastruktur (37:29)

… seinen Ansatz, Tempo-30-Zonen auszubauen (42:17)

… die Bedeutung der Digitalisierung von Mobilität (46:58)

… seinen „Mix der Woche“ (53:41)

… Hamburgs Mobilität im internationalen Vergleich (55:38)

… die Mobilitätswende als Generationenfrage (59:14)

… privatwirtschaftliche Mobilität als Innovationstreiber (1:01:18)