„Der Gegner bleibt ganz sicherlich das Auto“
Clevershuttle-CEO Bruno Ginnuth über den Pivot vom Angreifer zum Partner des öffentlichen Nahverkehrs und erste autonome Shuttles seiner Firma
15 Euro Subvention für eine einzige Busfahrt – pro Person! Das ist eine Menge Geld, zumindest, solange man die Summe einem konventionellen Bus gegenüber stellt. Anders sieht die Rechnung jedoch aus, wenn man als Vergleichsgröße eine Taxifahrt heranzieht. Denn On-Demand-Ridepooling bewegt sich irgendwo in der Mitte zwischen Bus und Taxi. Shuttles fahren ohne feste Routen und Fahrpläne, sondern nur dann, wenn wirklich jemand von A nach B kommen muss. Und im besten Fall sammelt das Shuttle unterwegs noch weitere Mitfahrende ein.
Ursprünglich wurden diese Idee für die Stadt entwickelt. Und dort startete vor 10 Jahren auch Clevershuttle, der Ridepooling-Anbieter, den FUTURE MOVES-Podcast-Gast Bruno Ginnuth vor zehn Jahren gegründet hat. Das Business war wirtschaftlich immer eine Herausforderung. Nur in einer Stadt gelang es Clevershuttle, kostendeckend zu arbeiten. Und als die Corona-Pandemie kam, nicht mal mehr das. Es folgte jedoch nicht das Ende von Clevershuttle, sondern ein Neustart.
„Der Auftrag des Nahverkehrs ist nicht, Profit zu generieren“
Bruno Ginnuth
Statt den ÖPNV-Anbietern Konkurrenz zu machen, will das Startup nun deren Verbündeter sein. Darum wurde das Konzept von der Stadt aufs Land verfrachtet, wo Clevershuttle nun im Auftrag von mehreren Verkehrsverbünden Ridepoling anbietet. „Der Gegner bleibt ganz sicherlich das Auto“, sagt Gunnith im FUTURE MOVES-Podcast. Denn es geht darum, Gegenden mit einem ÖPNV-Angebot zu versorgen, wo sich eine Erschließung mit klassischen Linienbussen bislang nicht lohnt und die Bewohner*innen darum keine Alternative zum, Auto haben.
Dieser Ansatz ist natürlich noch weniger kostendeckend als das ursprüngliche Innenstadt-Modell. Allerdings sind ÖPNV-Angebote in den seltensten Fällen profitabel. „Der Auftrag des Nahverkehrs ist nicht, Profit zu generieren“, sagt auch Ginnuth. Vielmehr müssten wir als Gesellschaft uns die Frage stellen, was uns die Verkehrswende wert ist. In Anbetracht der aktuell verfehlten Klimaziele ist das nicht nur eine finanzielle Frage.
In wenigen Wochen steht ein wichtiger Meilenstein für Clevershuttle bevor. Dann starten die ersten Pilotprojekte mit Fahrzeugen, die in der Lage sind, vollständig autonom zu fahren. Sollte dieser Test gelingen, woran Ginnuth im Podcast-Gespräch keinen Zweifel lässt, können die Shuttles wenige Monate später komplett autonom unterwegs sein – und die Rechnung in Sachen Ridepooling noch einmal neu aufmachen. Denn die Fahrer*innen sind der mit Abstand größte Kostenfaktor.
Wie sich Ridepooling in den ÖPNV integrieren lässt, ab wann Shuttles das Auto ersetzen könne und wie es um Pläne für eine internationalen Expansion des Services steht – unter anderem das sind die Themen der neuen Episode des FUTURE MOVES-Podcasts mit Clevershuttle-CEO Bruno Gunnuth.
Über diese Themen spricht Bruno Ginnuth im FUTURE MOVES-Podcast:
… den Launch eines Piloten für autonomes Ridepooling (03:01)
… Clevershuttles Start als B2C-Ridepooling-Service (12:58)
… wie sie vom Gegner zum Partner des ÖPNV wurden (16:15)
… relevante Faktoren, um Autos zu ersetzen (18:55)
… wie Ridepooling aktuell in den ÖV integriert wird (22:29)
… welche Rolle Daten und Analytics spielen (26:16)
… das Businessmodell von Clevershuttle als B2G-Dienstleister (29:54)
… Finanzierbarkeit von Ridepooling-Diensten (31:49)
… Kostenbeteiligung durch die Nutzenden (38:45)
… wo Clevershuttle in zehn Jahren stehen will (44:38)
… Überlegungen zur internationalen Expansion (46:30)
… seinen „Mix der Woche“ (48:03)