„Entweder nimmst du es hin und fährst nach Hause – oder du kämpfst!“ Das sei ihm damals durch den Kopf gegangen, sagt Daniel Tykesson. Auf der wichtigsten Branchenmesse hatte der Weltmarktführer Piaggio sämtliche E-Scooter des Start-ups aus Remagen beschlagnahmen lassen. Die Kumpan-Gründer entschieden sich zu kämpfen und zeigten bei ihrer Pressekonferenz am folgenden Tag Ausdrucke ihrer Modelle – und erklärten der versammelten Fachpresse, wie es dazu gekommen ist.

Die David-gegen-Goliath-Story ging um die Welt und verschaffte dem Elektro-Newcomer enorme Aufmerksamkeit. Sie hätten nie ausgerechnet, welchen Gegenwert ihre improvisierte #freekumpan-Kampagne hatte, sagt Tykesson im FUTURE MOVES Podcast. Aber der Eklat habe bewiesen, dass der Gigant der Branche den Angreifer ernst nimmt: „Das war natürlich auch ein Ritterschlag irgendwo, dass die unser Produkt, unser Design und unser Konzept als so wettbewerbsfähig eingestuft haben“, sagt Tykesson.

„Die Zweiradhändler hatten damals alle Benzin im Blut“

Daniela Tykesson, Mitgründer von Kumpan

Die drei Tykesson-Brüder, die Kumpan 2010 gemeinsam gegründet haben und leiten, gehörten zu den Ersten, die erkannt haben, dass die Antriebswende vor den Zweirädern nicht halt machen wird. Und so sehr sie die Ikone Vespa schätzen – zunächst wollten sie ihre Roller Hummel nennen –, sie haben kein Problem damit, dem Konkurrenten Marktanteile abzujagen. 

Dass das immer besser gelingt hat unter anderem auch damit zu tun, dass Kumpan sein Vertriebsmodell radikal umgestellt hat. Zum Start wollten sie mit ihren Rollern in den klassischen Einzelhandel. Doch dort seien sie reihenweise abgeblitzt, so Tykesson. „Die Zweiradhändler hatten damals alle Benzin im Blut.“ Offener reagierte der Autohandel, dessen Verkäufer:innen letztlich aber doch vor allem Pkw verkaufen wollte. So kam Kumpan zum Direktvertrieb über das Internet und eröffnete ein erstes eigenes Geschäft in Köln.  

„Ich bin nicht so anmaßend, dass ich sage: Wir sind da, wo Tesla heute ist“, so Tykesson. Allerdings eint das Roller-Start-up aus Remagen und den E-Mobility Pionier eine Legacy als rein elektrische Marken. Und dazu eine Agilität, die sich die großen Player des Verbrenner-Zeitalters gerade mühsam anzutrainieren versuchen. „Die Frage ist, wie viele alte Hersteller und Marken schaffen es, diesen Transformationsprozess gut zu moderieren“, sagt Tykesson. „Das ist halt nicht nur Marketing.“

Bei Kumpan haben sie diesen Ballast nicht. Allerdings stellten sich dem Start-up eigene Herausforderungen, über die Tykesson berichtet. So wollte die Marke sich ursprünglich auf Design und Vertrieb konzentrieren, gefertigt wurde in Asien. Mit der Zeit jedoch hätten sie gemerkt, dass dieses Modell nicht zu ihrer Philosophie passt, Verbesserungen des Produkts möglichst schnell von der Entwicklung in die Produktion zu bringen, so Tykesson. Heute stammen 95 Prozent der Teile von europäischen Zulieferern. Montiert werden die Roller mittlerweile in Deutschland. 

Wie nimmt man es mit einem alles dominierenden Marktführer auf? Welchen Anteil hat Kumpan im wachsenden E-Scooter-Segment? Und warum ist die aktuelle Subventionspolitik in den Augen es Kumpan-Mitgründers unfair? Die Antworten gibt es in dieser dieser Episode des FUTURE MOVES Podcasts mit Daniel Tykesson.

Über diese Themen spricht Daniel Tykesson im FUTURE MOVES Podcast:

… wie sich das Segment E-Scooter entwickelt (2:36)

… die Idee und die Gründung von Kumpan (5:01)

… warum Kumpan die Produktion von Asien nach Deutschland geholt hat (10:32)  

… das Marktpotenzial für E-Scooter (11:41)

… den Streit mit dem Vespa-Hersteller Piaggio (13:17) 

… die Kund:innen von Kumpan (21:36)

… den Schwenk zu einem DTC-Vertriebsmodell (22:30)

… Pläne zur Internationalisierung der Marke (24:22)

… die Bedeutung von Subventionen (26:23)

… Schnittmengen mit der E-Bike-Branche (30:22)  

… wie viele Roller Kumpan im Jahr produzieren kann (33:38)

… woher der Name Kumpan kommt (35:41)

… die Bedeutung von Marke und Design bei der Antriebswende (36:52)

… die Übernahme des Tretroller-Start-ups Scrooser (42:19)

… Sharing und weitere Wachtumsfelder (43:27)

… seinen „Mix der Woche“ (47:01)

… den Ausbau der Ladeinfrastruktur und größere Zweiräder (48:55)