„Das Fahrrad ist nicht das Gegenteil vom Autoverkehr“
Blogger und Radcafé-Betreiber Frank Glanert über Fahrradkultur und Verkehrswende
Im FUTURE MOVES Podcast kommen Menschen zu Wort, die sich professionell dem Thema Mobilitätswende verschrieben haben. Das gilt für den Gast dieser Episode aber nur bedingt. Zwar hat Frank Glanert als Ingenieur beim Oldenburger Energieversorger EWE indirekt mit dem Thema tun – eingeladen wurde er von Host Christian Cohrs aber wegen seiner Leidenschaft: das Radfahren.
Glanert nutzt das Rad nicht nur als erstes Fortbewegungsmittel im Alltag und als Sportgerät. Der Niedersachse lebt Fahrradkultur. Was konkret heißt, dass er diverse Bikes besitzt, einen Szene-Blog betreibt und als Autor in seinem Buch „Life Cycle“ Biographien von Menschen gesammelt hat, deren Leben vom Fahrradfahren geprägt und verändert wurde. Das gilt natürlich auch für Glanert selbst.
Wobei das Internet und die damit mögliche Vernetzung mit Gleichgesinnten kommen musste, damit ihm klar wurde, dass er mit seiner Leidenschaft nicht allein ist. In der norddeutschen Provinz nämlich wird mobile Leidenschaft meist anders ausgelebt: „Wenn ich mich für Autos begeistert hätte, hätte ich hier auf jeden Fall einen Oldtimer Club gefunden“, sagt Glanert. Mit einem Faible für Fahrräder sei das in der Kleinstadt eher nicht so der Fall.
Doch die Minderheitenrolle hielt Glanert nicht davon ab, den Versuch zu unternehmen, seine Leidenschaft mit anderen zu teilen. In Varel am Jadebusen, wo er seit Jahrzehnten lebt, engagiert er sich schon lange für das Thema Fahrrad. Einst veranstaltete er Fahrradtage als Gegengewicht zur lokalen Autoschau. Zuletzt betrieb Glanert neben seinem Job eine zeitlang ein Popup-Rad-Café in der Kleinstadt.
Und genau diese Mischung aus Euphorie und Engagement macht den Fahrrad-Enthusiasten zu einem extrem spannenden Gesprächspartner. Denn sein Beispiel zeigt, dass das Gelingen der Verkehrswende am Ende an Geld und politischem Willen hängen mag. Getragen aber wird es von der Basisarbeit, die Menschen wie Frank Glanert aus innerer Überzeugung leisten.
„Niemand bringt dem Fahrrad negative Emotionen entgegen.“
Frank Glanert
Ein Café als Ort, der alle am Fahrrad Interessierten zusammenbringt – das sei immer sein Traum gewesen, so Glanert. Und den träumt er nun gewissermaßen noch einmal etwas größer: In der Universitätsstadt Oldenburg entsteht derzeit das Franks. Wieder eine Kombination aus Café und Kulturraum – ausgerechnet in einer ehemaligen Tankstelle. Doch gerade diese Symbolik will er nicht missverstanden wissen im Sinne einer feindlchen Übernahme. Sondern eher als eine Art Einladung zum Dialog.
„Das Fahrrad ist nicht das Gegenteil vom Autoverkehr“, sagt Glanert. Sondern eine andere Form der Mobilität, für die er wirbt: eine, die unabhängig macht und neue Perspektiven auf die Welt um einen bietet. Und wenn er sich für Geschwindigkeitsbegrenzungen innerorts und die Umwidmung von Autofahrspuren zu Radwegen ausspricht, tut er das nicht, weil er die Privilegien einer Gruppe zugunsten einer anderen stärken will. Es gehe im darum, Mobilität insgesamt – wieder – am menschlichen Maß auszurichten.
„Auch wenn es im medialen Raum eine Kontroverse zu geben scheint“, sagt Glanert. Am Ende könnten sich alle hinter dem Fahrrad als nachhaltiges und gutes Verkehrsmittel vereinigen. „Es gibt in Wirklichkeit niemanden, der dem Fahrrad irgendwelche negativen Emotionen entgegenbringt.“
Über diese Themen spricht Frank Glanert im FUTURE MOVES Podcast:
… wie das Fahrrad zu seinem Hobby wurde (02:37)
… Radfahrrad zwischen Alltagspraxis und Kulturgut (06:55)
… sein Buch und besondere Fahrradbiographien (08:52)
… welche Rolle das Fahrrad in Glanerts Leben spielt (11:30)
… Unterschiede zwischen Auto- und Fahrradkultur (12:56)
… seinen Fahrrad-Tag und sein Popup-Café (18:56)
… Glanerts Pläne für die Oldenburger Tankstelle (26:40)
… Renaissance des Fahrrads und Mobilitätswende (29:34)
… wie Deutschland zum Fahrradland werden könnte (40:55)
… technische Lösungen für mehr Sicherheit (44:43)
… seinen „Mix der Woche“ (47:41)
… Herausforderung Carsharing auf dem Land (50:21)