Das Wort „Technologieoffenheit“ wird in Deutschland gerne von Leuten in Stellung gebracht, die sich mit dem Triumph der Elektromobilität über den Verbrenner nicht abfinden mögen. Und sobald es um E-Fuels geht – Lieblingsthema aller Freunde der Technologieoffenheit – folgt ist immer der Verweis auf Afrika: Dort würden ja die ganzen alten Autos aus Europa rumfahren. Und betanke man die künftig nicht besser mit klimaneutralem Sprit? 

Man kann dieser Argumentation folgen. Oder einmal schauen, wie es um die Zukunft der Mobilität in Afrika tatsächlich bestellt ist. Die UN geht davon aus, dass im Jahr 2030 – wenn in Europa also noch immer Verbrenner vom Band rollen – bereits 90 Prozent der zwei- und dreirädrigen Fahrzeuge in Afrika elektrisch fahren. Weil die lokalen Regierungen die Antriebswende fördern. Vor allem aber, weil Strom, der in den Ländern Ostafrikas meist aus Wasserkraft erzeugt wird, nicht nur grüner ist, sondern viel billiger als Benzin.

In jeder Megacity des Kontinents sind inzwischen Zehn- oder Hunderttausende Boda Bodas – so werden Motorradtaxis hier genannt – und dreirädrige Autorikschas unterwegs. Sie könnten mit Strom und Elektromotoren für einen Bruchteil der Kosten betrieben werden. Bis zu 90 Prozent der Ausgaben für Antriebsenergie ließen sich sparen, wenn die Fahrer*innen E-Fahrzeuge zur Verfügung gestellt würden. 

„Die Leute sehen die wirtschaftlichen Chancen der E-Mobilität“, sagt Jochen Moninger, Gast der aktuellen Episode des FUTURE MOVES Podcasts. Er ist sich sicher, dass die Antriebswende in Afrika in den kommenden Jahren eine extreme Dynamik entwickeln wird. Und weil Moninger so ziemlich alle Firmen und Projekte kennt, die sich im Osten des Kontinents mit E-Mobilität beschäftigen, hat er jede Menge Insider-Infos.

Der Deutsche war nach der Schule zunächst als Rucksacktourist durch Asien und Afrika gereist. Später hat er Kulturgeografie studiert, wurde anschließend Entwicklungshelfer und befasste sich bei der Welthungerhilfe mit Innovationsthemen. Darüber fand Moninger, der in mehreren afrikanischen Ländern gelebt hat und in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eine Heimat gefunden hat, schließlich seine heutige Rolle als Unternehmensentwickler und Angel Investor. Außerdem ist er Mitgründer und COO von Impacc, einem spendenbasierten Wagniskapitalgeber aus Hamburg, der mit dem Ziel nachhaltiger Produkte und Arbeitsplätze in afrikanische Gründer*innen investiert.   

„Das Ökosystem ist am Anfang“

Jochen Moninger

Im Podcast berichtet Moninger von Startups, die Elektro-Fahrzeuge speziell für die Anforderungen afrikanischer Straßen entwickeln, und einem Unternehmen, das schon bald schon eine fünfstellige Flotte auf die Straße schicken will. Moninger kennt aber auch die limitierenden Faktoren. So gebe es zum Beispiel die Herausforderung, neue Besitzmodelle zu etablieren, damit die Fahrer*innen sich die aufgrund der Batterien teureren E-Motorräder leisten können. Und auch die Firmen, die solche Fahrzeuge anbieten, hätten Schwierigkeiten, ihre Expansion zu finanzieren. 

„Das Ökosystem ist am Anfang“, sagt Moninger. An Geld zu kommen sei ein Problem – obwohl niemand das gigantische Potenzial des Marktes bezweifelt. Was passieren muss, damit es sich entwickeln kann. Welches Potenzial die Antriebswende in Afrika für Geldgeber aus dem globalen Norden steckt. Und warum Hersteller aus China auch in Afrika der europäischen Konkurrenz voraus sind, das erklärt Jochen Moninger in dieser Folge des New-Mobility-Podcasts von FUTURE MOVES. 

Über diese Themen spricht Jochen Moninger im FUTURE MOVES Podcast

… den Weg vom Kulturgeographen zum Business Developer (3:10)

… die Entwicklung der Mobilität in Afrika (4:42)

… Bedeutung und Potenzial der Elektromobilität (09:56) 

… woher die Elektrofahrzeuge in Afrika stammen (13:12)

… welche Rolle Expats bei den lokalen Startups spielen (16:25)

… Kapitalmangel und Ambitionen lokaler Fahrzeughersteller (18:40) 

… grüne Energie und E-Ladeinfrastruktur (21:08)

… Fahrzeugbesitz und Mietkauf-Modelle (23:41)

… Bedeutung der Umrüstung von Verbrennerfahrzeugen (26:23)

… Afrika als Markt für die europäische Autoindustrie (27:44)

… Sharing-Modelle, E-Bikes und Lastenräder (32:01)

… den Spenden-basierten Wagniskapitalgeber Impacc (39:01)

… seine Angel Investments im E-Mobility-Sektor (42:10)

… den Einfluss der Corona-Pandemie auf das Business (47:10) 

… staatliche Förderung von Mobility-Startups in Afrika (49:52)

… seinen „Mix der Woche“ (50:20)