„Autoteppiche sind Gift für die Phantasie“
FUTURE MOVES Podcast #45: Wie bringt man die Verkehrswende ins Kinderzimmer? Aus dieser Frage hat Marc-Philipp Päper ein Business gemacht
„Mama“, „Papa“, „Auto“ – die klassischen ersten drei Worte lassen tief blicken, wie ummittelbar präsent der motorisierte Individualverkehr schon im Leben von Kleinkindern ist. Entsprechend groß erscheint die Herausforderung, dieser Alltagsprägung etwas entgegen zu setzen. Wer mit der Verkehrswende zumindest sympathisiert dürfte schließlich ein gewisses Interesse haben, dass der eigene Nachwuchs beim Thema Mobilität an mehr als nur Auto denken.
Marc-Philipp Päper befasst sich schon länger mit der Frage, wie an die Verkehrswende ins Kinderzimmer bekommt. Wobei am Start eine Leidenschaft stand, die nur eine sehr geringe Schnittmenge mit der Zukunft der Mobilität aufweist: Päper liebt Classic Cars. Als er und und ein Freund fast zeitgleich Väter wurden, erwuchs daraus die Frage, ob es von denen eigentlich auch Holzmodelle gibt. „Unsere Kinder waren noch lange gar nicht in dem Alter, dass sie überhaupt mit Spielzeug spielen konnten“, sagt Päper im FUTURE MOVES Podcast.
Fündig wurden die beiden dann schließlich bei einem kleinem Label in New York. Nach uns nach entdeckten sie weitere Anbieter. Vor allem aber erkannten Päper und sein Freund, dass sie nicht die einzigen jungen Väter mit Faible für alte Autos waren. Sie entschieden, ihre inzwischen große Expertise und ihr Netzwerk in der Nische nachhaltiges Mobilitätsspielzeug in ein Geschäft zu verwandeln. Gemeinsam gründeten sie die Firma Petrol Dads und starteten den Online-Shop holzflitzer.de
Was vor ein paar Jahren als Moonshine-Startup neben dem Job begann, ist inzwischen Hauptberuf der beiden. Mehrere Hundert Pakete verschickt das Startup pro Monat. Das Sortiment besteht aus – natürlich – Holzautos, aber auch aus stylischen Spielzeug-Garagen und Verkehrsteppichen, die denkbar wenig mit den bekannten Asphaltwüsten gemein haben.
„Autoteppiche, stellen Verkehrskonzepte von vor 20, 30 Jahren dar“, sagt Päper. Ein Konzept aus den Siebzigern, als man die Stadt um das Auto herum konzipiert hat. Das eigentliche Problem sei aber der Hyperrealismus, mit dem viele dieser Teppiche die autogerechte Stadt darstellten, so Päper. „Das ist Gift für die Phantasie und das Abstraktionsvermögen von Kindern in dem Alter.“
„Wir feiern Hersteller, die moderne Mobilitätskonzepte in ihre Produkte bringen“
Marc-Philipp Päper, Geschäftsführer Petrol Dads
Sie hätten darum selbst lange gezögert, Autoteppiche in ihr Sortiment aufzunehmen, sagt Päper. Mittlerweile führen sie welche, die allerdings sehr reduziert seien und viel Raum für die eigene Gestaltung böten. Noch lieber sind ihm allerdings Straßensets, die von den Kinder frei kombiniert werden könnten. Es gebe einen niederländischen Hersteller, der inzwischen sogar ein Set mit Fahrradstraßen, Shared Spaces und Stellplätzen für das Lastend anbietet. „Wir feiern es, wenn Hersteller versuchen, moderne Mobilitätskonzepte in ihre Produkte reinzubringen“, sagt Päper. Da sei noch viel Luft nach oben.
Und wie steht es um die entscheidende Frage: Ändert sich mit dem Spielzeug auch das, was Kinder unter Verkehr verstehen? Genau das habe er vor kurzem seinen bald sechsjährigen Sohn gefragt, so Päper im Podcast. „Und seine Antwort war tatsächlich Stau.“
Warum Modelle von Fahrrädern im Kinderzimmer Mangelware sind, weshalb Spielzeug umso besser ist, je abstrakter es gestaltet ist, und warum Autohersteller zunehmend auf dem Trend Holzspielzeug setzen – das sind nur einige der Themen der neuen Episode des FUTURE MOVES-Podcasts.
Über diese Themen spricht Marc-Philipp Päper im FUTURE MOVES-Podcast:
… wie er auf das Thema Holzautos kam und daraus ein Business wurde (2:23)
… die Verkehrswende im Kinderzimmer (9:34)
… seine eigene Leidenschaft für Classic Cars (12:21)
… Spielzeug, das moderne Mobilitätskonzepte aufgreift (16:33)
… die zentrale Rolle des Autos in Deutschland (23:04)
… die Shop-Community und deren Mobilitätsverhalten (21:55)
… Autohersteller und Spielzeug (26:45)
… wie Kinder den Blick auf Mobilität verändern (34:16)
… seinen „Mix der Woche“ (36:14)
… Spielzeug-Fahrräder, -U-Bahnen und Multimodalität (39:00)
… seine eigenen Ideen für neuen Spielzeuge (46:35)