Pünktlich zum Produktionsbeginn im Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide gelang Miles Mobility neulich ein hübscher PR-Erfolg: Die Berliner kündigten an, als erster Carsharing-Anbieter überhaupt Tesla-Pkw einzuflotten. Ein cleverer Hack. Strahlte doch so ohne großen Mehraufwand ein wenig Teslamania-Glam auf Miles ab.  

Doch nicht nur mir Blick aufs Marketing, auch im Tagesgeschäft spiele die gewissenhafte Zusammenstellung der Flotte eine große Rolle, sagt Miles-CEO Oliver Mackprang im FUTURE MOVES Podcast. Betriebskosten und Verbrauch sind wichtige Faktoren, aber auch die „Kundenakzeptanz“. Die hänge nämlich auch an Ausstattung wie Assistenzsystemen, so Mackprang. Ob sich Carsharing als ökologisch wie ökonomisch nachhaltige Alternative zum Privat-Pkw etablieren kann, hängt allerdings nicht an Schiebedächern oder dem Spritpreis, erklärt Mackprang. 

„Da ist eine Schräglage zwischen gewollten Zielen und der Bereitstellung von Geldern“

Oliver Mackprang

Der größte Kostenblock der Berliner sei nämlich weder die Ausgabe für Treibstoff oder Strom und auch nicht die Abschreibung der Fahrzeuge, so Mackprang. Das mit Abstand meiste Geld gebe Miles nämlich für Parkgebühren aus. In Berlin etwa würden Carsharing-Anbieter monatlich über 100 Euro pro Auto an die Kommunen überweisen. Ein Anwohnerparkausweis koste dagegen gerade einmal 80 Cent im Monat, rechnet der Miles-CEO vor.

Diese extreme Ungleichbehandlung nervt Mackprang. Ebenso, dass privater Autobesitz nach wie vor massiv subventioniert werde – etwa durch die E-Auto-Prämie. Es gebe aber keine Prämie für Leute, die auf neue neue Mobilität umsteigen. Alle Politiker:innen seien sich einig, dass Privatautos schädlich für den öffentlichen Raum sind, gleichzeitig subventioniere man es weiter. Das sei „skurril“, sagt Mackprang. „Da ist eine Schräglage zwischen den gewollten Zielen und der tatsächlichen Bereitstellung von öffentlichen Geldern und wie das besteuert wird.“

Darum spricht er sich immer wieder – und natürlich im FUTURE MOVES Podcast – für den Abbau von Privilegien privater Pkw aus. Ihm gehe es nicht darum, dass privater Autobesitz beispielsweise durch eine extreme Besteuerung unattraktiv gemacht werde, so Mackprang. Allerdings fordert er „Parität“, also faire Bedingungen zu schaffen, damit die Kund:innen tatsächlich eine freie Wahl treffen können, wie sie von A nach B kommen wollen.  

Neben der Erläuterung seiner Forderungen für mehr Chancengleichheit für neue Mobilitätskonzepte gewährt Mackprang in dieser Podcast-Episode spannende Einblicke in eine Branche, die nach wie vor gegen jede Menge Vorteile und Mythen ankämpfen muss. Er erläutert, warum der Berliner Carsharer an das Konzept der Multimodalität glaubt und dennoch ausschließlich auf Autos setzt. Und warum er autonomen Fahrzeugen gelassen entgegen sieht. Außerdem verrät Mackprang, warum es ihn gar nicht stört, dass Miles anders als die Konkurrenz keinen großen Konzern im Rücken hat und glaubt: „Uns tut diese Ressourcenknappheit ganz gut.“

Über diese Themen spricht Oliver Mackprang im FUTURE MOVES Podcast:

… den vergleichsweise hohen Transporter-Anteil der Flotte (3:27)

… die Idee hinter der kilometerbasierten Abrechnung (6:20)

… Profitabilität und „nachhaltiges Wirtschaften“ auf allen Ebenen (9:09)

… Kritik am Carsharing, die ihn „auf die Palme bringt“ (11:14)

… tendenziöse Interpretationen von Carsharing-Studien (13:26)

… die Bedeutung des Spritpreises (16:34)

… Parkgebühren und die Benachteiligung gegenüber Privat-Pkw (17:23)

… warum es die typische Carsharing-Nutzerin nicht gibt (21:47)

… Neukund:innengewinnung und Loyalität (24:09)

… Miles-Strategie mit Blick auf autonomes Fahren (26:14)

… Größen von Flotten und Geschäftsgebieten (29:11)

… die Bedeutung der Ausstattung der Fahrzeuge (34:21)

… Multimodalität und Präsenz in anderen Mobility-Apps (36:17)

… Shared Mobility als Teil des ÖPNV (39:16) 

… die Unabhängigkeit ohne einen Konzern im Rücken (41:07)

… Transformation der Flotte in Richtung E-Antriebe (43:00)

… Kommunen als Gestalterinnen der Verkehrswende (45:20)

… seinen „Mix der Woche“ (50:48)