Robin Engelhardt ist 22 Jahre alt und eine der größten Leidenschaften der Menschen in diesem Land ist ihm die längste Zeit seines Lebens komplett egal gewesen. „Autos waren für mich eigentlich immer nur ein Fortbewegungsmittel“, sagt Engelhardt im FUTURE MOVES-Podcast. Doch dann kam der Moment, als er zum ersten Mal in einem Tesla gesessen hat. Die Faszination für dieses Auto mit dem riesigen Display und der irren Beschleunigung hat die Elektromobilität für Engelhardt zu einem Hobby werden lassen.

Wobei, eigentlich ist es viel mehr als nur ein Hobby. Gemeinsam mit seinem Vater gründete Engelhardt einen Tesla-Verleih und testet seitdem regelmäßig neue E-Auto-Modelle und bloggt darüber. Vor allem aber ist er eine der zentralen Figuren der deutschsprachigen E-Mobility-Bubble bei Twitter. Dort engagiert Engelhardt sich als leidenschaftlicher Befürworter der Antriebs- und Verkehrswende. So überzeugend und konsequent, dass er letztlich sogar einem Dax-CEO auffiel, der ihn kurzerhand als Prakti in die Konzernkommunikation geholt hat. Doch dazu später mehr. 

@Elektro_Robin, wie Engelhardt sich bei Twitter nennt, hat auf der Plattform mittlerweile bald 10.000 Follower:innen gesammelt. Er gehört dort zu einer kleinen Clique, die sich über Branchen-News und neue Modelle austauscht. Zugleich tweetet diese Gruppe unermüdlich gegen E-Auto-Hater, Fake-News und sonstige Aufregerthemen an. Zum Zeitpunkt der Podcast-Aufnahme war das gerade die Crashtest-Show einer Schweizer Versicherung.

„VW auf Tiktok war so ein bisschen mein Baby“

Robin Engelhardt

Die hatte spektakuläre Bilder von einem Tesla veröffentlicht, der nach einem Überschlag Funken sprühte. Die Botschaft: Autos mit Batterien bedeuten höheres Brandrisiko – was so nicht stimmt. Schlimmer noch: Auf Nachfrage musste die Versicherung einräumen, dass man etwas mit Pyrotechnik nachgeholfen hatte. Und, nun ja, dass vor der Stunt-Show die Akkus ausgebaut worden waren – aus Sicherheitsgründen zum Schutz des anwesenden Publikums. Mittlerweile hat sich die Versicherung dafür sogar entschuldigt.

Klar nervt ihn sowas, sagt Engelhardt. Zugleich macht er aber dieselbe positive Beobachtung wie der ebenfalls bei Twitter sehr präsente Energiewende-Blogger Jan Hegenberg (hier im FUTURE MOVES Podcast): Immer mehr Leute auf der Plattform seien mittlerweile informiert genug, dass sie selbst den Trollen entgegentreten. „Ich muss mittlerweile gar nichts mehr selber aktiv widerlegen“, sagt Engelhardt, „da ist immer sofort jemand zur Stelle.“

Das motiviere ihn. Ebenso Nachrichten, in denen ihm Follower*innen danken, dass er sie zur E-Mobilität gebracht habe. Und nicht zuletzt treibe ihn das Wissen an, dass seine Tweets mittlerweile auch in den Konzernen gelesen werden. Das spätestens, seit der damalige VW-Chef Herbert Diess auf Engelhardt aufmerksam geworden war und ihn als Praktikant in seine Kommunikationsabteilung geholt hatte.

Dort durfte Engelhardt dann den Aufbau eines neuen Social-Media-Kanals vorantreiben. „Dass wir VW auf Tiktok gebracht haben, war so ein bisschen mein Baby“, sagt er. Der Kanal „New Auto“ soll strategische Themen von VW in einer künftigen Zielgruppe platzieren. Nicht nur Elektromobilität, sondern auch autonomes Fahren, Vernetzung, Sharing und so weiter – zeigen, dass man inzwischen mehr kann „als nur Autos bauen und Blech biegen“, so Engelhardt.

Über Volkswagen sagt er: „Ich glaube, die haben eine wirklich krasse Aufholjagd hingelegt.“ Als er begonnen hat, sich mit dem Thema Elektromobilität zu befassen, da habe es außer einem dürftigen E-Golf und einer Schnellladefähigkeit, die den Namen nicht verdient hätte, praktisch nichts gegeben, so Engelhardt. Inzwischen sieht er – nicht nur bei VW, sondern bei allen deutschen Konzernen –, dass sie auf E-Mobilität umgeschwenkt sind. Und einmal auf neuem Kurs nicht weniger agil als die Newcomer. „Ich würde nicht sagen, dass Tesla unbedingt schneller ist – sie haben einfach nur früher angefangen und sind deswegen jetzt so weit.“

Trotzdem gebe es natürlich viele Baustellen. Vor allem mit Blick auf Erwartungen seiner Generation, die die Autobauer noch nicht befriedigen könnten. Die Hersteller könnten noch so aufwändige Benutzeroberflächen gestalten – Angehörige seiner Altersgruppe würden direkt ihr Smartphone mit dem Auto koppeln. Noch gebe es eine „Schonfrist“, so Engelhardt, weil die Autokäufer:innen in Deutschland und vielen wichtigen Märkten vergleichsweise alt seien und Software-Schwächen verzeihen. „Aber wenn Leute, die jetzt 20 sind, ihr erstes Auto kaufen, dann muss Software entweder funktionieren oder man muss es sich halt bei jemandem kaufen, der es kann“, sagt Engelhardt. Aber dann werde die eigene Marke halt auch schnell irrelevant.

Weitere Themen dieser Episode des FUTURE MOVES Podcasts mit Robin Engelhardt: Warum am Beginn seiner Karriere als E-Mobility-Twitterer ein genervter Mitschüler stand. Wie gut er die deutsche Autoindustrie gegenüber den chinesischen Herstellern aufgestellt sieht. Und welches für ihn das derzeit beste E-Auto ist (Spoiler: ein Tesla ist es nicht).

Über diese Themen spricht Robin Engelhardt im FUTURE MOVES Podcast:

… den Ursprung seiner Leidenschaft für E-Autos (2:51)

… warum er mit seinem Vater einen Tesla-Verleih gestartet hat (5:35)

… wie er zum E-Autotester wurde (6:29)

… welches Modell, die ihn besonders begeistert hat (7:22)

… chinesische Newcomer auf dem deutschen Markt (8:29)

… die E-Mobility-Bubble und E-Auto-Hater auf Twitter (9:19)

… sein Praktikum im VW-Konzernkommunikation (16:50)

… die Folgen des CEO-Wechsels bei Volkswagen (19:11)

… wo die deutsche Autoindustrie im Vergleich zu Tesla (21:36)

… welche User Experience junge Auto-Kund:innen erwarten (28:26)

… verändertes Denken bei den OEM-Entwickler:innen (31:08)

… kommende Innovationen im E-Auto-Bereich (35:59) 

… Status und Roadmap der Antriebswende (38:48)

… seinen Wunsch-„Mix der Woche“ (43:47)