„Das Elektro-Lastenfahrrad ist das iPhone meiner Generation“
Agenturgründer Sebastian Kemmler erklärt, wie kulturelle Relevanz das Image des ÖPNV aufwerten kann
Können „Post Ironic Gangsters“ die Verkehrswende voranbringen? Hinter dieser zunächst irritierenden Frage, steckt ein spannender Ansatz, das Image des ÖPNV aufzuwerten. Denn wenn nur die richtigen Tastemaker auf Bus, Bahn und weitere Autoalternativem setzen, dann gewinnt der Modal Shift direkt deutlich an Begehrlichkeit.
Der Gast der neuen FUTURE MOVES Podcasts-Episode hat ein Tool entwickelt, mit dem sich nicht nur herausfinden lässt, wo Verkehrsunternehmen heute imagemäßig stehen, sondern auch, welche Gruppen man als Fans gewinnen muss, damit die U-Bahn ebenso sexy wirkt wie die Fahrzeuge eines Luxus-Autobauers oder die Business Class einer angesagten Airline.
Sebastian Kemmler ist Gründer und Geschäftsführer von Kemmler Kemmler. Die Berliner Agentur hilft Unternehmen dabei, ihr Marketing so aufzustellen, dass ihre Marken „kulturell relevant“ werden. Und um sich dabei nicht allein auf Bauchgefühl und gute Ideen verlassen zu müssen, hat Kemmler Kemmler die „Cultural Connectivity Toolbox“ entwickelt.
Mit der Software lässt sich ein Wert ermitteln, der die Relevanz von Marken für die wichtigsten Influencer*innen ausdrückt. Normalerweise geht es dabei um Brands aus der Fashion- und Luxus-Branche. Doch für den FUTURE MOVES Podcast hat Kemmler sich exklusiv einmal Verkehrsverbünde, Airlines sowie New-Mobility-Player wie beispielsweise E-Bike-Startups angeschaut.
„Das Elektro-Lastenfahrrad ist das iPhone meiner Generation“, sagt Kemmler im Podcast und nennt so direkt einen Case, in dem es eine Form der nachhaltigen Mobilität geschafft hat, die kulturelle Relevanz zu entwickeln, die es in einer Konsumgesellschaft braucht, wo jeder Kaufakt als Ausdruck des individuellen Lifestyles empfunden wird.
„New Mobility Player schaffen es noch nicht, in der gesellschaftlichen Imagination einen Ort einzunehmen“
Sebastian Kemmler
Diese Strahlkraft müsse folglich auch der ÖPNV entwickeln, wenn er Kund*innen nicht nur allein über Vernunft-Argumente wie Preis und Ökologie gewinnen will. Doch, so Kemmler, es gelinge ihm wie auch den meisten Shared-Mobility-Anbieter bislang nicht, „in der gesellschaftlichen Imagination einen Ort einzunehmen“. Darum würden die vordersten Plätze in Sachen kulturelle Relevanz im Mobility-Bereich bislang von Automarken und Airlines besetzt. Abgesehen von dem über Jahre kultivierten Ausnahme-Phänomen Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), das im Podcast ausführlich besprochen wird.
Die Analysen ausgewählter Player der Mobility-Branche (hier gibt es mehr Infos dazu) sind Ausgangspunkt eines Gesprächs über die Frage: Wie können sich Bahn und ÖPNV aufstellen, um kulturell relevant zu werden? Ein paar Spoiler vorweg: Es reicht definitiv nicht, einfach das Playbook der BVG zu kopieren. Die Deutsche Bahn verschenkt aktuell ihr Potenzial zur echten Lovebrand zu werden. Und mit der richtigen Story können selbst kleine Player Branchengrößen, die finanziell viel besser ausgestattet sind, überflügeln.
Über diese Themen spricht Sebastian Kemmler im FUTURE MOVES Podcast:
… kulturelle Relevanz in Werbung und Marketing (02:30)
… Konnektivität zu Influencer*innen (05:21)
… kulturell relevante Mobility-Player (08:47)
… die herausragende Position der BVG (12:41)
… woran andere Verbünde und Anbieter scheitern (15:19)
… den Aufbau eines eigenen Playbooks (17:01)
… wie man passende Influencer*innen identifiziert (27:20)
… warum Scheitern von Kollaborationen okay ist (31:16)
… Kollaborationen mit relevanten Micro-Communities (34:07)
… Konsum auf Basis von kultureller Relevanz (37:39)
… neue Storytelling-Ansätze bei Airlines (41:33)
… die Deutschen Bahn als Lovebrand (44:21)
… seinen „Mix der Woche“ (47:01)