Ulrich Prediger und Holger Tumat haben die wohl größte Erfolgsgeschichte der Fahrradbranche der vergangene Jahre geschrieben. Aus der simplen Frage: „Warum gibt es Dienstwagen, aber keine Dienstfahrräder?“ ist ein Unternehmen entstanden, das heute – 15 Jahre nach dem Start – über eine 1 Mrd. Jahresumsatz macht. Und nicht nur das: „Jobrad“ ist zum Synonym geworden für eine neue Form des Fahrrad-Besitzes, bei dem sich Bikes über den Arbeitgeber und steuerlich begünstigt finanzieren lassen.
Ein Business, das offensichtlich gut in die Zeit passt. Inzwischen gibt es zahlreiche Anbieter, die das von Jobrad erfundene Modell kopieren. Und auch die zunächst skeptischen Händler spüren inzwischen das revolutionäre Potenzial von Ulrich Predigers Idee: bis zu zwei Drittel des Umsatzes Mancher Fahrradhändler läuft über Jobrad.
„Eine Mischung aus Mut und Naivität“
Ulrich Prediger
„Ich muss von etwas 100 % überzeugt sein, damit ich Vollgas gebe“, sagt Prediger. Und dieses Commitment war auch nötig. Am Anfang von Jobrad habe „eine Mischung aus Mut und Naivität“ gestanden, so Prediger. Und im Rückblick sei er froh, dass er keine Ahnung hatte, was auf ihn zukommen sollte, bis er ein funktionierendes Businessmodell für gefunden Jobrad haben würde.
Denn nach dem Start sei ihm bald klar geworden: Die Idee vom Arbeitgebern, der den Fahrradbesitz seiner Mitarbeitenden unterstützt, das würde nur Funktionieren, wenn es steuerliche Anreize – analog zum Auto – gibt. Durch emsige Lobbyarbeit, vor allem auf Landesebene, gelang dann 2012 die Gleichstellung von Fahrrädern mit Kraftfahrzeugen. Der wirkliche Durchbruch des Modells erfolgte dann analog zum Aufstieg der E-Bikes.
Denn deren vergleichsweise hohe Kosten, machen das Dienstrad-Modell attraktiv, weil es die Anschaffungskosten für die Kund*innen um bis zu 40 Prozent senkt. Spätestens mit dem durch die Corona-Pandemie ausgelösten Fahrrad-Boom wurde Jobrad dann zum unumgänglichen Player der Branche.
Auch wenn der zuletzt steile Anstieg, der Jobrad 2022 über die Umsatzmillliarde katapultiert hatte, gerade abflacht und die Fahrradbranche mit abnehmender Nachfrage und vollen Lagern kämpft, herrscht bei Jobrad keine Krisenstimmung. Nach wie vor wickelt das Unternehmen täglich im Schnitt 1.200 bis 1.500 Verträge ab.
Wie die Gründer mehrmals der Insolvenz vorbeigeschrammt sind, bis ihre Lobbyarbeit in Sachen Dienstrad endlich bei Politiker*innen verfing, welche Rolle Corona und der E-Bike-Boom am Aufstieg ihrer Firma hatten, und welche Pläne und Busienssideen die beiden verfolgen, um die Radwende weiter voranzubringen, das sind die Themen der dieser Episode des FUTURE MOVES Podcasts. Die ist in Kooperation mit dem OMR Podcast von Philipp Westermeyer entstanden, der auch das Gespräch mit Ulrich Prediger und Holger Tumat geführt hat.
Über diese Themen sprechen Ulrich Prediger und Holger Tumat:
… die Erfindung des Leasingmodells von Jobrad (01:58)
… Umsatz und aktuelle Unternehmensgröße (07:50)
… wie Dienstfahrrad-Leasing funktioniert (08:46)
… täglicher Kundenzuwachs bei Jobrad (12:37)
… Steuerrecht, Lobbyarbeit und EU-Expansion (15:02)
… Profitabilität und Wachstum aus dem Cashflow (19:43)
… Aufbau eines Marktplatzes für Second-Hand-Bikes (22:00)
… die Bedeutung von E-Bike-Boom und Corona (23:49)
… Kritik am neuen Provisionsmodell von Jobrad (25:54)
… Struktur des Fahrradmarkts und Innovationen (32:51)
… erste Jahre im Schatten der Insolvenz (37:41)
… die Entwicklung des Businessmodells mit den Kunden (40:30)
… Marge, Mitbewerber und Marktgröße (42:55)
… Gründung eines Fahrrad-Branchenverbands (53:42)
… das Zusammenkommen der beiden Jobrad-Gründer (55:19)
… Firmenwert, Exit-Ausschluss und Nachfolgefrage (59:35)
… weitere Firmen, die Prediger gegründet hat (1:04:37)
… gelebte Fahrradkultur bei Jobrad (1:05:32)
… Sponsoring FC Freiburg und Marketing (1:07:15)
… die Story hinter der unüblichen Domain jobrad.org (1:12:13)
… Jobrads Inkubator für neue Mobilitätskonzepte (1:13:01)
… was der Erfolg von Jobrad für sie persönlich bedeutet (1:15:21)
… regionale Verteilung der Kundschaft (1:17:53)