In Deutschland gibt es weit über 1,5 Millionen Rollstuhlfahrer:innen und zahlreiche -modelle. Vom Greifreifen- über den Motor-, bis hin zum Rennrollstuhl. Er bringt seinen Fahrer:innen Unabhängigkeit, braucht jedoch Platz – im Auto, der Bahn oder dem Flugzeug. Doch konventionelle Modelle benötigen viel Stauraum. Ein kleiner Mini oder ein Smart reichen nicht aus, oft müssen Rollstuhlfahrer:innen größere Autos wählen.
Auch das Fliegen gestaltet sich schwer, denn das ist mit dem Rollstuhl nur mit langer Wartezeit, hohen Kosten und häufig auch Beschädigungen verbunden. „Airlines beschädigen jedes Jahr Tausende Rollstühle“, so Andrea Mocellin. Der Gründer von Revolve-Wheel will schon bald einen Rollstuhl verkaufen, der weniger Platz braucht und seinen Besitzer:innen so mehr Freiheit und Selbstbestimmtheit geben soll.
„Airlines beschädigen jedes Jahr Tausende Rollstühle“
Andrea Mocellin, Gründer Revolve Wheel
Der Fahrzeugdesigner Andrea Mocellin hat den Rollstuhl fürs Handgepäck erfunden. Das innovative Fortbewegungsmittel ist made in Germany: „Alles wurde im 37 Quadratmeter großen Studio in München erfunden, entworfen und produziert.“
Der lange Weg bis zur Serienreife begann 2014 mit der ursprünglichen Idee, das kompakteste Rad zu bauen, das es jemals gab. Inspirieren ließ er sich von zeitlosen, faltbaren Produkten, von Erfindungen aus der Robotik, vor allem aber von der Hoberman-Kugel, die fast jedem Menschen aus dem Spielzeugladen bekannt sein dürfte. Aufgrund ihres einzigartigen Aufbaus und basierend auf der scherenartigen Bewegung lässt sich nun auch der Revolve Air auf einen Bruchteil der eigentlichen Größe zusammenfalten.
Im betriebsbereiten Zustand messen die Reifen 66,5 Zentimeter, wie jene eines gewöhnlichen Rollstuhls. Zusammengeklappt benötigt er mit 23 Zentimetern bis zu 60 Prozent weniger Platz als ein Faltrollstuhl und passt somit in Rucksäcke, in jedes Auto, Taxi oder in den Gepäckraum eines Flugzeugs – sogar als Hand- statt als Sperrgepäck. Mit einfachen Handgriffen lässt sich der Rollstuhl ein- und wieder ausklappen. Ziel sei es, eine „Rundreise viel reibungsloser zu machen“. Bereits im Jahr 2015 hat Andrea Mocellin den Mechanismus zum Patent angemeldet. 2018 gewann er dann für diese Innovation den Green Product Award, der nachhaltige Konzepte auszeichnet.
„Im 37 Quadratmeter großen Studio in München erfunden“
Andrea Mocellin, Gründer Revolve Wheel
Das Unternehmen konzentriert sich laut Mocellin auf zwei Ziele: Zusammen mit Verbänden will man eine „neue Ikone der Freiheit und Unabhängigkeit für aktive Rollstuhlfahrer:innen“ anbieten. Und durch Zusammenarbeit mit Partner:innen eine Vermietung auf nationalen und internationalen Flughäfen entwickeln. Rund drei Stunden Zeit und Ärger ließen sich beim Boarding einsparen, was vor allem den Passagieren, aber auch den Airlines und dem Bodenpersonal zugute käme. Das Buchen eines Revolve soll über eine Smartphone-App genauso leicht funktionieren, wie das Buchen eines Carsharing-Autos.
Interessierte sollen den Revolve Air zu einem Preis von rund 2.000 Euro kaufen können. Der Preis klingt hoch. Das könnte, sofern das Produkt Betroffene überzeugt, aber zur Nebensache werden, wenn dafür Selbstbestimmtheit und Lebensqualität steigen. Und: Besonders leichte Exemplare aus Carbon etwa schlagen heute schon mit 10.000 Euro zu Buche, wie Leeroy Mata auf seinem Youtube-Kanal erklärt.
Übrigens gewährt Mocellin schon einen Ausblick in die Zukunft: Das clevere Prinzip ließe sich auch auf Fahrräder anwenden. Dank der Vollgummibereifung soll man so auf dem Weg ins Büro nicht mehr von einem Platten überrascht werden und spart sich mühevolles Aufpumpen.
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Andrea Mocellin
Er ist leitender Produktdesigner bei Lilium und Gründer von Revolve. Geboren wurde Andrea Mocellin in Italien. Für sein Studium zog er erst nach Tulin und anschließend für seinen Master im Fahrzeugdesign nach London. Heute lebt er in München und möchte die Art und Weise wie wir uns fortbewegen verbessern und revolutionieren.