Mit dem Ride-Pooling-Dienst Moia erprobt der Volkswagen-Konzern seit 2019 in Hamburg eine neue Form des urbanen Personenverkehrs. Die elektrisch angetriebenen Shuttles sind fast so komfortabel wie das eigene Auto. Sie funktionieren aber wie ein Bus, den man zu einer virtuellen Haltestelle bestellt, von denen es 10.000 in Hamburg gibt, wo also immer eine um die Ecke liegt. Und weil sich mehrere Kund:innen, deren Ziele auf der Strecke liegen, ein Fahrzeug teilen, soll das ganze schneller als der herkömmliche ÖPNV werden.   

Moia ist die Wette eines Autokonzerns auf eine Zeit, in der immer weniger Menschen ein eigenes Fahrzeug besitzen werden oder zumindest offen für Alternativen sind. Das sind in Hamburg schon heute gar nicht so wenige: 40.000 bis 50.000 Menschen würden den Dienst pro Woche nutzen, sagt Moia-CEO Robert Henrich im FUTURE MOVES Podcast. Er sagt aber auch: Das sind im Schnitt 1,3 Personen – exakt so viele Leute also, wie im Schnitt in einem privaten Pkw sitzen.

Doch so ernüchternd dieser Wert klingt, für Henrich der vor 15 Jahren mit Car2Go zum ersten Mal begann, ein neues Mobilitätskonzept aufzubauen, ist 1,3 vor allem ein Zwischenstand. „Wir wollen das Auto schlagen, was die Effizienz anbelangt“, sagt Henrich. Und er ist überzeugt, dass Moia das auch gelingen wird. Denn die wissenschaftlich abgesicherte Vision hinter Moia ist groß: Ein Shuttle könnte 20 oder mehr private Fahrzeuge ersetzen. „Am Ende wollen wir die Straßen freier bekommen“, sagt Henrich.

Dazu aber braucht es Geduld und Durchhaltewillen. Zum einen, weil die Pandemie Moia nach einem hoffnungsvollen Start durch zwei Lockdowns zweimal zurück auf Los befördert hatte. Vor allem aber, weil der wichtiges Baustein des Konzepts noch fehlt. Als Henrich und seine Leute 2017 mit der Konzeption des Ride-Pooling-Dienst begonnen haben, da hätten sie noch damit gerechnet, dass Roboter-Taxis im Jahr 2022 Realität sein werden, berichtet der CEO. Doch bislang befinden sich selbstfahrende Fahrzeuge noch immer im Erprobungsstadium. 

Moias Partner Argo AI, der das Self-Driving-System für das autonome Fahren liefert, schickt gerade speziell ausgestattete ID Buzz durch Hamburgs Osten, um die Karten für die selbstfahrenden Shuttles der Zukunft zu erstellen. Mittlerweile prognostiziertes Start-Datum: 2025. Die Folgen der Umstellung auf AV-Betrieb wären dramatisch: Zum einen rechnet Henrich mit einer Halbierung der Fahrpreise. Und dann käme die massive Vergrößerung der Flotte. Mit dieser wiederum verbessere sich das Angebot. Kürzere Wartezeit für die Kund:innen, schnellere Touren durch weniger Schlenker auf der Route.

„Nur wenn du profitabel bist, kannst du wachsen. Und wir wollen ja wachsen“

Robert Henrich, CEO Moia

Und spätestens dann würde der Wettlauf um die europäischen Metropolen beginnen, so der Moia-CEO. Dabei rechnet sich die VW-Tochter gute Chancen aus. Denn sowohl in Asien als auch in den USA fokussiere man sich auf Ride-Hailing, also die Ersetzung des Taxis durch autonome Fahrzeuge. In Europa jedoch sei der mit Blick auf die Mobilitätswende gerade überall geforderte Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs nur durch ein Kombinieren mit Ride-Pooling zu schaffen, so Henrich.

Wenn diese Rechnung aufgeht, wäre das natürlich auch eine gute Nachricht für Volkswagen. Der Konzern hat bereits einigen Durchhaltewillen bewiesen bei seiner Wette auf die Zukunft der Mobilität. Doch am Ende geht es bei allem Engagement für eine auto- und emissionsärmere Fortbewegung in der Stadt darum, Geld damit zu verdienen. An diesen Punkt will auch der Moia-CEO so schnell es geht gelangen. „Nur wenn du profitabel bist, kannst du wachsen“, sagt Henrich. „Und wir wollen ja wachsen.“

Was ein Kilometer Shuttle-Fahrt im Schnitt kostet, welche Bedeutung die eigene App für Moia hat und warum nicht nur verkehrsgeplagte Metropolen sich für Ride-Pooling interessieren, das verrät Robert Henrich in der neuen Episode des FUTURE MOVES Podcasts.

Über diese Themen spricht Robert Henrich im FUTURE MOVES Podcast:

… das Konzept und die Entwicklung des Diensts seit dem Start (3:26)

… den Zusammenhang von Flottengröße und Angebotsqualität (10:40) 

… Effekte des Ride-Poolings auf den Straßenverkehr (13:24)

… warum Menschen am eigenen Auto festhalten (15:14)

… Pricing und der erwartete Effekt des autonomen Fahrens (19:03)

… Mobilitäts-Super-Apps und die Bedeutung der eigenen Moia-App (22:01)

… die Zusammensetzung der Nutzer:innen (25:55)

… Multimodalität und Moias großes To-do Inklusion (27:00)

… wann die ersten autonomen Fahrzeuge auf die Straße kommen (32:15)

… Vertrauen in autonome Shuttles bei Kund:innen (36:42)

… den kommenden Wettlauf der Ride-Pooling-Dienste (38:41)

… Mittel- und Kleinstädte als Geschäftsgebiete (42:11)

… Profitablität und die Absicherung durch einen Konzern (47:20)

… die Zusammenarbeit zwischen Moia und dem ÖPNV (49:44)

… die nächsten Schritte für den Dienst (52:14)

… Zulieferer der Autoindustrie als Anbieter von Ride-Pooling-Shuttles (55:55)

… seinen „Mix der Woche“ (57:18)

Disclaimer: Moia ist Partner des FUTURE MOVES – New Mobility Summit