Sustainable Aviation Fuels (SAF), die nachhaltigen Kraftstoffe für die Luftfahrt, können vereinfacht gesgat auf zwei Arten hergestellt werden: aus biogener Masse oder Strom. So hieß es zumindest immer. Doch für beide Herstellungsarten gibt es auch Bedenken: Umweltschutzverbände befürchten im Fall der Biokraftstoffe einen Konkurrenzkampf: Acker sollten nicht für den Anbau von Treibstoff, sondern für Essen verwendet werden. Synthetische Kraftstoffe waren bislang extrem energieintensiv, sodass sie in vielen Anwendungsformen wirtschaftlich unattraktiv sein könnten.

Ein Zürcher Start-up hat nun eine neue Methode entwickelt, um SAF herzustellen.  „Synhelion“  macht den Verbrennungsprozess rückgängig, bei dem Treibhausgase wie CO2 ausgestoßen werden, so das Versprechen. Mithilfe von Sonnenwärme werden CO2 und Wasser zuerst in Synthesegas, eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid, und anschließend in synthetisches Rohöl umgewandelt. Daraus können dann Benzin, Methanol oder auch SAF hergestellt werden. Synhelion produziert also aus Sonnenlicht Sustainable Aviation Fuels.

„Die Idee, den Verbrennungsprozess umzukehren, besteht seit den Achtzigern.“

Philipp Furler, Mitgründer Synhelion

„Die Idee, den Verbrennungsprozess umzukehren, besteht seit den Achtzigern. 2010 gelang uns im Labor der ETH Zürich der Durchbruch, als wir synthetischen Treibstoff im Labor herstellen konnten“, sagt Philipp Furler, Mitgründer von Synhelion, „Wir wollten unsere Erkenntnisse dann unbedingt in der Realität umsetzen.“ So gründeten Gianluca Ambrosetti und Philipp Furler 2016 Synhelion. Drei Jahre später steht auf dem Dach der ETH die erste Anlage Synhelions. Das Realitäts-Experiment klappt.

Aus Sonnenenergie, CO2 und Wasser stellt Synhelion zunächst ein Gas her, das mit Hilfe von Wasserstoff und Kohlenmonoxid zu Rohöl wird

Das CO2 für ihren Prozess erhält Synhelion unter anderem von Climeworks, einem weiteren Spin-off der ETH. Um den hergestellten Treibstoff auch kommerzialisieren zu können, müssen größere Anlagen her. In Spanien steht eine Forschungseinrichtung, welche sich mit Anwendungen zur Zementherstellung befasst. Im westfälischen Jülich baut Synhelion an einer eigenen Produktionsanlage, die 2023 in Betrieb geht. Die ersten Mengen SAF will das Unternehmen an die Fluggesellschaft Swiss liefern. Mit Partnerin Lufthansa bespricht Synhelion Zertifizierung und Distribution ihres Treibstoffes.

„SAF bietet den größten Hebel, um die CO2-Emissionen zu senken“

Synhelion-Sprecherin

Das Interesse der Airline verwundert nicht, SAF ist heutzutage ein begehrtes Gut. „Die Airlines wollen ihre gesteckten Klimaziele erfüllen, SAF bietet den größten Hebel, um die CO2-Emissionen zu senken“, sagt eine Sprecherin von Synhelion zu FUTURE MOVES. Doch die derzeit auf dem Markt verfügbare Menge SAF reicht bei Weitem nicht aus, um Flugzeuge weltweit zu versorgen. Wird Synhelion rechtzeitig produzieren können, bevor mehr herkömmlich hergestellte SAF auf den Markt kommen? „Derzeit ist das Feld noch offen. Auch die anderen Technologien zur Herstellung von synthetischen Treibstoffen sind erst noch am Bau ihrer Pilot-Anlagen“, so die Sprecherin. Kostenmäßig soll sich das Sonnen-SAF im Bereich heutiger nachhaltiger Kraftstoffe, also rund ein Euro pro Liter bewegen. 

„Ein weiterer Vorteil ist, dass wir nicht von einem Stromnetz abhängig sind, sondern überall produzieren können, wo es viel Sonne gibt“. Zu Zeiten der Energiekrise, wenn Kerosinpreise Kapriolen machen, ist Unabhängigkeit ein wertvolles Gut. Obschon Synhelion betont, niemals eine geopolitische Agenda verfolgt zu haben, so hat der Herstellungsprozess durchaus solche Implikationen. 

Want to know more?

Philipp Furler

Philipp Furler

Philipp Furler schloss 2014 seinen Doktor in Maschinenbau an der ETH Zürich ab. Bevor er zu Synhelion kam, war er Mitbegründer des ETH-Spin-off-Unternehmens Sunredox, das 2018 von Synhelion übernommen wurde.