April, April: Bundesregierung bezuschusst Führerscheinerwerb
Da haben wir uns einen Witz erlaubt: Auch der Führerscheinerwerb wird immer teurer. In einigen Bundesländern kostet er mittlerweile 2.000 Euro – im Durchschnitt. Carsharing können sich viele nicht leisten
Da haben wir uns einen Witz erlaubt: Auto, Motorrad und Lkw sind seit Jahrzehnten das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Nicht nur, weil so viele Menschen weltweit in Deutschland hergestellte Fahrzeuge lieben. Sondern auch, weil die Deutschen ihre eigenen Fabrikate vorziehen. Das deutsche Auto ist in Deutschland gewissermaßen ein Perpetuum mobile: Wir kaufen Autos, mit denen wir die Wirtschaft ankurbeln, die dann mehr Autos produziert, die wir kaufen können.
Plötzlich wird jedoch landauf, landab nach Alternativen geschrien. Der Grund ist klar: Wir müssen die Antriebs-, Energie- und Verkehrswende schaffen, wir haben gar keine andere Wahl. Und es sieht ja auch so aus, als würde sich wirklich was tun in Deutschland: Nie gab es mehr Radler:innen, ÖPNV-Nutzer:innen oder E-Autofahrer:innen. Doch nicht allen schmeckt das, allen voran ausgerechnet den Carsharing-Anbietern, weil denen mangels Führerscheinbedarf perspektivisch die Kundschaft fehlen wird. FUTURE MOVES wurde ein Konzeptpapier aus dem Bundesverkehrsministerium zugespielt, das den Erwerb des Führerscheins fördert.
„Die Anmeldungen zu Fahrprüfungen gehen zurück“
Bundesverband der Fahrlehrer
Den Grund dafür liefert der Bundesverband der Fahrlehrer: „Die Anmeldungen zu Fahrprüfungen gehen zurück. Kaum einer kann es sich noch leisten, wenn die Kollegen in den Großstädten 470 Euro Anmeldegebühr und 70 Euro pro Fahrstunde verlangen.“ Und in der Tat, die vier Millionenstädte führen das Ranking der teuersten Führerscheine an. Die Sprecherin eines bundesweit aktiven Carsharers, die anonym bleiben möchte, verrät gegenüber FUTURE MOVES: “Die Fahrschulen berauben uns mit hohen Preisen der Existenzgrundlage. Das ist aber kurzsichtig gedacht, denn sie bekommen nicht nur weniger Auszubildende, sondern schädigen auch das Klima. Nachhaltig.”
Denn: Statt selbst mit einem Elektroauto unterwegs zu sein, müssen Fahrer:innen dann auf umweltschädliche Fahrzeuge umsteigen. Viele Busse und Taxen fahren noch mit Diesel und elektrisch betriebene Scooter sind nach spätestens 5 Ladezyklen defekt und damit Sondermüll. Eine vom Bundesverband Carsharing in Auftrag gegebene Studie hat ergeben: Weil beim Carsharing anders als im ÖPNV keine Leerfahrten existieren und das Auto immer mindestens zu 20 Prozent belegt ist, ist die Bilanz hinsichtlicher der CO2-Äquivalente um 5 Prozent besser als der der U-Bahn.
„500 Euro vom Staat, 500 Euro von Carsharern“
Bundesministerium für Digitales und Verkehr
Ähnlich wie bei der Prämie für E-Pkw soll es deshalb 1.000 Euro Zuschuss zum Führerscheinerwerb geben, so will es ein Konzeptpapier von Bundesverkehrsminister Wissing. Darin heißt es: “Zur Bewerkstelligung der Verkehrswende erhalten Führerscheinneulinge 500 Euro brutto aus einem Fonds, in dem alle in Deutschland ansässigen Carsharing- und Rollersharing-Anbieter anteilig nach Kundenzahl einzahlen müssen. Die anderen 500 Euro bezahlt der Bund. Wer von dieser Förderung Gebrauch macht, darf sechs Monate nach Führerscheinerwerb kein Fahrzeug auf seinen Namen zulassen.” Das Ziel sei neben einer beschleunigten Verkehrswende auch ein wirtschaftlicher Stimulus für die Fahrschul- und die Automobilbranche. Eine weitere Bedingung will die Bundesregierung an die Subvention knüpfen: Zwischen Antrag und Bestehen des Führerscheins dürfen nur acht Wochen vergehen.
Want to know more?
Mike Fischer
Über die Neuregelung dürfte sich auch er freuen: Mehr Glück als Verstand hatte Mike Fischer als sein Sohn ihn vor Jahren auf Simon Desue aufmerksam machte. Und tatsächlich, der Youtuber hat schließlich den Führerschein im “Fischerdorf” von Mike Fischer gemacht. Neben Shirin David, Paola Maria und Chris Manazidis und vielen weiteren Influencern.
Boris Polenske
Im OMR-Podcast berichtete Polenske, dass die Fahrschule das undigitalste Business überhaupt sei, wie er in kürzester Zeit mit seinem Start-up 123Fahrschule in nur fünf Jahren 50 Standorte eröffnete und so zur Lufthansa des 2-Milliarden-Euro-Business werden konnte. Auch er dürfte von Wissings Konzeptpapier profitieren.