Am 18. Februar 1745 wurde Alessandro Volta geboren, weswegen Eingeweihte dieses Datum als „Tag der Batterie“ in Ehren halten. FUTURE MOVES nimmt den Festtag zum Anlass ein Auto zu feiern, dessen Bedeutung für die Antriebswende nicht zu unterschätzen ist: den Delorean DMC-12. Genau, den silbergrauen, flunderförmigen Sportwagen aus „Zurück in die Zukunft“. Dort sorgte ein Atomantrieb für Vortrieb (und die Möglichkeit zur Zeitreisen), weshalb Dr. Emmett L. „Doc“ Brown im Film behauptet, der Wagen fahre elektrisch.

In der Realität steckte unter dem Blech des echten DoLerean ein klassischer Benziner mit sechs Zylindern. E-Autos waren in den 1970er-Jahren, als die Entwicklung des DMC-12 begann, noch kein Thema. Elektrisch angetriebener Sportwagen wie der DeLorean, das mutet angesichts des damaligen Stands der Technik tatsächlich wie Science Fiction an.

„Ein ethischer Sportwagen“

John DeLorean

Dabei hatte John DeLorean für sein Auto eine Vision formuliert, die genau so auch von den Automotive-CEOs der Gegenwart stammen könnte: Er wolle mit dem DMC-12 einen „ethischen Sportwagen“ bauen, verkündete DeLorean damals. Ein Auto, das sicher, langlebig und nachhaltig sei. Und in gewissem Sinne ist ihm das sogar gelungen: Wenn es in der E-Auto-Community so etwas wie ein Classic Car gibt, dann ist es der DMC-12.

In Sachen wirtschaftlicher Nachhaltigkeit war John DeLorean allerdings alles andere als wegweisend. Ein Jahr nach dem Verkaufsstart im Jahr 1981 ereilte seine Firma die Pleite. Selbst DeLoreans hasardeurhafte Versuche der Geldbeschaffung – die legaleren bewegten sich am Rande des Subventionsbetrugs – konnten die irgendwann nicht mehr abwenden. Am Ende waren es verzweifelte Drogengeschäfte, die dem Unternehmer zum Verhängnis wurden.

Dem Image seines Autos allerdings konnte das zweifelhafte Verhalten des Gründers nichts anhaben. Was letztlich den bereits erwähnten „Zurück in die Zukunft“-Filmen zu verdanken ist. Der erste Teil kam 1985, also Jahre nach DeLoreans Sturz, ins Kino. Dort wurde der in der realen Welt nur 9.000 Mal verkaufte DMC-12 dann zum Auto, das sprichwörtlich aus der Zukunft kam – ein Image, dessen Grundstein John DeLorean ja selbst gelegt hatte.

Zumindest führte die Filmreihe dazu, dass der DMC-12 zum Mythos wurde. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand mit ein wenig Ingenieurstalent daran machen würde, Doc Browns Behauptung Wirklichkeit werden zu lassen und einen DMC-12 zum Elektroauto umzubauen. Das ist mittlerweile passiert. Der „E-Lorean“ genannte DMC-12-Umbau steht im Berliner Accelerator The Drivery, wo Start-ups an der Zukunft der Mobilität tüfteln. Das Auto ist aber nicht nur eine Art Maskottchen, sondern auch Technologieträger, an dem junge Firmen ihre Ideen und neue Komponenten ausprobieren.

Auch John DeLorean selbst darf man einigen – wenn auch sehr indirekten – Einfluss auf die Antriebswende zusprechen. Ohne öffentliches Kiffen mit DeLoreans Drogendeals gleichsetzen zu wollen, so weist die Unternehmerfigur Elon Musk doch gewisse Parallelen zu John DeLorean auf. Der nämlich hatte es als einer der Ersten verstanden, wie wichtig es ist, sich als Vordenker seiner Branche zur Marke zu machen. Wie revolutionär und wegweisend DeLoreans Wandel vom Konzernmanager zum Entrepreneur war, lässt sich in der sensationell unterhaltsamen Dokumentation „Framing John DeLorean“ bestaunen.

„John war seiner Zeit voraus, wenn es darum ging, wie man etwas promotet“

Tamir Ardon

Leider ist der Film nicht nicht im Stream verfügbar, aber in einem Interview hat dessen Macher Tamir Ardon DeLeoren einmal so charakterisiert: „John war seiner Zeit voraus, wenn es darum ging, wie man etwas promotet. Und er erkannte, dass am Ende des Tages das Wichtigste ist, sich selbst zu promoten. Er nahm ab, ließ sich die Haare wachsen, ließ sich das Kinn machen, trug schicke Anzüge. Er ließ sich scheiden und fing an, Supermodels zu daten, heiratete eins. Alles war darauf ausgerichtet, sich selbst als Marke zu definieren.“

Der fahle Manager bei General Motors, der zum schönheitsoperierten Unternehmer wird, der Models datet – das klingt schon ein bisschen wie das Playbook nach dem sich der halbglatzige Paypal-Erfinder Elon Musk zu dem exzentrischen Selbst verbessert hat, der zum Mars fliegen will und seinen Sohn X Æ A-12 nennt.

Die Parallelen zwischen DeLorean und Musk, beziehungsweise Tesla sind offenkundig und manchmal auf unübersehbar. Etwa im Fall des Cybertrucks von Tesla, der wie eine Neuauflage des DMC-12 für das SUV-Zeitalter anmutet und logischerweise bald nach der Vorstellung von jemandem für ein Video in das „Zurück in die Zukunft“-Setting gebastelt worden ist. Ebenfalls wenig überraschend poppt bei Twitter und Reddit immer wieder der Vorschlag auf, Elon Musk möge doch die die DeLorean Motor Company kaufen.

Bei der Firma handelt es sich allerdings nicht um das von John DeLorean gegründete Unternehmen. Im Jahr 1995 hat der Brite Steven Whynne die Rechte am berühmten Namens erworben und betreibt darunter heute in Texas eine Plattform für DMC-12-Ersatzteile. Sicher ein lohnendes Geschäft. Denn auch nach 41 Jahren existieren noch mehrere Tausend DeLoreans. Gut erhaltene Fahrzeuge werden zu Preisen um die 50.000 Dollar gehandelt, in Einzelfällen auch deutlich darüber.

Vielleicht sollte sich Musk die DeLorean Motor Company tatsächlich einmal anschauen. Denn Whynne hat kürzlich angekündigt, einen Plan umzusetzen, an dem er nach eigener Aussage seit 25 Jahren arbeitet. Der DMC-12 soll noch in diesem Jahr wieder auferstehen – als Elektroauto. Wenn man so will, wäre das Auto damit endlich in der Zukunft angekommen, die das Auto zum Mythos der E-Mobilität gemacht hat.

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Alessandro Volta

Alessandro Volta

Der am 18. Februar 1747 im italienischen Como geborene Alessandro Volta gilt als Erfinder der Batterie. Seine 1800 vorgestellte Volta’sche Säule war die erste konstante Stromquelle und wurde zur Basis der Elektrizitätsforschung und somit auch des E-Autos.

John DeLorean

John DeLorean

Zurücktreten, Elon Musk. Der 2005 verstorbene John DeLorean war der exzentrischste Automanager, den die Welt bislang gesehen hat und dessen Story diese Textbox sprengt. Wer sich DeLorean in all seinem schillernden Irrsinn nähern will, sei dieser Text als Wochenendlektüre empfohlen.