Dass Elektroautos langstreckentauglich sind, das haben wir erst kürzlich in unserem 4.450-Kilometer-Test gezeigt. E-Autos lösen selbst in Menschen mit Benzin im Blut ganz andere Emotionen aus: Es geht viel mehr um das Geschick und die effiziente Routenplanung, die Freude über den gefundenen Sweetspot, also den Mix aus Geschwindigkeit und Reichweite als um km/h, PS oder 0-auf-100-Zeiten. Das weiß auch Arnie Kröger, die sich vor Jahren bei einer lautlosen Fahrt durch Paris von E-Mobilität überzeugen ließ und fortan Mustang, Corvette und Pick-ups stehenließ.

Heute ist sie Vorsitzende der „Electrified Women“, einem E-Auto-Verein von Frauen für Frauen. Denn: Die haben ganz andere Bedarfe und Interessen als Männer, so der Verein auf der Webseite. Ihr Mann Ove Kröger hat sich als Kfz-Sachverständiger für E-Autos einen Namen als Doc Tesla gemacht, zusammen schmeißen sie ihr Unternehmen „T&T emobility“ – und stecken hinter dem e-Cannonball. In diesem Jahr fand der Elektro-Wettbewerb mit Fahrprüfungen zum fünften Mal statt, 72 Teams in fünf Kategorien nahmen teil. Unter anderem auch Lisa Bohm, die Unternehmensberaterin für E-Mobilität und Mitgründerin der Electrified Women ist. Sie trat mit ihrer Beifahrerin an, der Tiktokerin Alina Ampere. So haben sie den e-Cannonball erlebt.

Von Hamburg ging es einmal an Ost- und Nordsee und zurück nach Hamburg

„Ich komme aus dem Motorsport und habe 2016 angefangen elektrisch zu fahren. Ich habe kein Event gesehen, bei dem man sich mit Elektromobilität battlen kann. Daraus ist der e-Cannonball entstanden“, erklärt Initiator Ove Kröger. Am 24. September fällt um halb sieben Uhr morgens bei unter 10 Grad Temperatur der Startschuss. Aufgeteilt in fünf Kategorien starten die Fahrzeuge mit kleinen, mittleren und großen Batterien sowie umgebaute „Heroes“ und E-Motorräder auf die rund 500 Kilometer lange Ausfahrt in Hamburg, die rund um Schleswig-Holstein an die Ost- und die Nordsee und wieder zurück führt.

„Du musst keinem mehr beweisen, dass die Elektromobilität auf Langstrecke funktioniert.“

Ove Kröger, Veranstalter e-Cannonball

„Du musst keinem mehr beweisen, dass die Elektromobilität auf Langstrecke funktioniert.“, sagt Kröger. „Im ganzen Gegenteil zu üblichen Modes der Sportveranstaltungen geht es hier um Effizienz“. Die genaue Route und die Ladestrategie wählend die Kontrahent*innen. Der e-Cannonball, der bislang quer durch Deutschland führte, soll in diesem Jahr an die legendären „Cannonball Runs“ erinnern, die vor einem halben Jahrhundert illegal von New York nach Los Angeles ausgetragen wurden – ebenfalls von Küste zu Küste. Anders als beim Original ist der e-Cannonball kein Rennen, sondern eine Rallye. Die Straßenverkehrsordnung ist bindend.

Manche Autohersteller testeten Prototypen beim e-Cannonball

Lisa und Alina, die in einem Kia Niro EV der neusten Generation an den Start gingen, kannten sich im Vorfeld noch nicht persönlich, was ihrer Taktik aber keinen Abbruch tut. 14,4 Kilowattstunden pro 100 Kilometer verbrauchen die Electrified Women auf ihrer Tour – ein sehr niedriger Wert, der sogar die Herstellerangabe unterbietet und in eine Reichweite von über 400 Kilometern mündet. Weil die Women 517 Kilometer fahren, genügte ein kurzer Ladestopp à fünfzehn Minuten. Der Schlüssel fürs effiziente Fahren: „Lift and Coast,“, sagt Ove Kröger, „das heißt rollen lassen und nur wenn du Vortrieb brauchst, ganz wenig das Gaspedal zu drücken und wieder loszulassen. Segeln, das ist das A und O.“ Nicht etwa die Energierückgewinnung durch Rekuperation.

Für die umgerüsteten Oldies schlägt Ove Krögers Herz besonders

„Unterwegs haben wir sehr viel erlebt“, sagt Lisa Bohm im Anschluss an die Rundfahrt. „Es war einfach sehr cool. Leider gab es einen kleinen Stau bei der Prüfung in Aalbek“ (Die Mitte des Herzens in der Grafik oben, d. Red.). „Von Nord- und Ostsee kamen ganz viele Teilnehmer reingefahren und dementsprechend gab es einen großen Stau.“ Die Aufgaben an sich waren aber kein Problem für Lisa Bohm und Alina Baumann: „Wir mussten eimal das Holstentor bei der Fahrt fotografieren. An der Ostsee mussten wir einen Parkschein von einem Parkplatz ziehen, in Kalifornien mussten wir an einem Punkt losfahren und genau zehn Meter abschätzen.“ E-Cannonball-Fans und -Follower*innen gaben im Vorfeld Tipps. Am neuralgischen Staupunkt in Aalbek mussten die Teilnehmenden die Ladeleistung nach 90 Sekunden schätzen sowie vorab einen Tipp abgeben, wie viel Energie auf der Fahrt verbraucht wird.

„Wir haben überlegt, ob es nächstes Jahr eine Prüfung geben könnte, die von den Electrified Women abgenommen wird.“

Lisa Bohm

„Als Team, das sich vorher nicht persönlich kannte, lief es sehr, sehr gut. Wir haben unsere Stärken eingebracht und Alina die Planung übernommen – ich habe das Fahren übernommen.“ Den beiden brachte das einen respektablen fünften Platz ein. Lisa würde in jedem Fall wieder mitmachen, weil es ihr großen Spaß bereitet hat. „Wir haben sogar schon überlegt, ob es vielleicht nächstes Jahr eine Prüfung geben könnte, die von den Electrified Women abgenommen wird.“

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Alina Baumann

Alina Baumann

Alina Ampere ist eine Instanz auf Tiktok. Dort erklärt die Baden-Württembergerin regelmäßig den richtigen Umgang mit E-Autos und Plug-in-Hybriden und präsentiert News rund um die E-Mobilität. Im FUTURE MOVES-Interview freut sie sich am meisten, wenn ihre Zuseher*innen Bilder vom neuen E-Auto schicken.

Lisa Bohm

Lisa Bohm

2020 gründete Lisa Bohm zusammen mit anderen Frauen die “Electrified Women”. Seit rund eineinhalb Jahren macht sie ihr Hobby zum Beruf und wird selbstständige Unternehmensberaterin für Elektromobilität. Sie hilft Firmen dabei, den Umstieg zu schaffen. Auch Privatleute bitten Sie regelmäßig um Rat.