Wie Meilensammeln, nur ohne das Klima zu killen
Vielfliegerprogramme sind voll 2004, denn sie belohnen klimaschädliches Verhalten. Und die Firmen spielen mit. Gutes Gewissen auf der Geschäftsreise? Bislang Fehlanzeige. Das will das Start-up Ecomio jetzt ändern.
Katharina Riederer, Mario Blatter und Sarah Benarey wolle mit ihrem Start-up Ecomio für Nachhaltigkeit bei Dienst- und Geschäftsreisen sorgen
Für viele ist das Meilensammeln der schönste Teil des Fliegens: Ach, danke für den Gratis-Kaffee in der Lounge, das gelegentliche Upgrade in die Business-Class oder den neuen Luxuskoffer. Abgesehen davon, dass Vielfliegerprogramme manchen Menschen Freude bringen, fördert es ein Verhalten, das überhaupt nicht mehr zeitgemäß ist – es steckt ja schon im Namen. Fliegen ist die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen.
Wer mit dem Flugzeug reist, beeinflusst mit dem CO2-Ausstoß das Klima und Vielfliegende haben einen maßgeblichen Anteil daran. Zwar schlossen sich neulich Airlines und Flugzeugbauer zusammen, um mit dem „Direct Air Capturing“ aus der Luft Treibhausgase zu saugen und zu speichern. Oder sie erforschen Sustainable Aviation Fuel und klimaneutrale Antriebe. Doch am Ende hilft nur eines: bessere Entscheidungen bei der Verkehrsmittelwahl zu fällen. Und genau hier setzt das Start-up Ecomio an, das Geschäftsreisenden nicht nur die beste Reiseverbindung vorschlägt – sondern in Kürze eine zweite wichtige Neuerung für Unternehmen präsentieren wird.
„Nachhaltigkeit soll auch bei Dienst- und Geschäftsreisen an erster Stelle stehen“
Sarah Benarey, Gründerin von Ecomio
Bei der Buchung einer Dienstreise sind häufig Kosten- und Zeitersparnis primär, die Nachhaltigkeit spielt in den wenigsten Unternehmen eine Rolle, weil sie sich in der Kosten-Nutzenrechnung nicht bemerkbar macht. Außerdem dürfen die Mitarbeitenden gesammelte Treuepunkte und Meilen häufig sogar privat einlösen – kein Anreiz, um die Option zu wählen, die das Klima bestmöglich schont. Sarah Benarey ist Gründerin von Ecomio, einer klimafreundlicheren Buchungsplattform für Geschäftsreisen. Sie kennt und versteht das Problem: “Nachhaltigkeit soll auch bei Dienst-und Geschäftsreisen an erster Stelle stehen. Wir wollen billigere und CO2-effizientere Flüge belohnen“.
Und dafür dreht das Münchner Start-up das Meilensammelprinzip um: Die Ecomio-Software soll Unternehmen dabei helfen, weniger CO2 zu verursachen und ihre Klimaziele zu erreichen. Klimaschonende Bahnreisen sind natürlich die bevorzugte Buchungsoption und werden mit einem Blatt besonders gekennzeichnet. Auf Strecken ohne Alternative wird die jeweils umweltfreundlichste Flugreise empfohlen, ähnlich wie es schon von anderen Buchungsportalen bekannt ist. Durch einen maschinellen Lernalgorithmus werden die Daten konstant auf dem Laufenden gehalten.
Wie bringt man Menschen nun dazu, ihr Verhalten zu verändern? „Wir müssen die Mitarbeitenden belohnen, damit Sie Ecomio anstelle der typischen Meilen oder anderen Punktesystemen nutzen“ erklärt Benarey. Das bisherige Buchungsverhalten wird von Ecomio analysiert, Reiserichtlinien berücksichtigt. Arbeitgebende legen fest, was das gewünschte Reiseverhalten ist und durch welche Incentives sie erreicht werden sollen. „Mit der Buchung werden die Mitarbeiter:innen mit Geldprämien oder Gutscheinen belohnt. Ebenfalls ist es möglich diese Einsparung zu spenden“.
Doch nicht alle Einsparungen müssen auch ausgezahlt werden – das richtige Verhältnis zwischen Kosten, Klimafreundlichkeit und Incentivierung legen die Firmen selbst fest. Neben Motivation spielt jedoch auch Gamification eine Rolle: Bei Challenges sollen sich Mitarbeitende firmenintern messen können. Barney denkt auch schon einen Schritt weiter: Zukünftig plant das Start-up nachhaltigere Hotels und weitere Reisemittel einzuführen.
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Sarah Benarey
Nachdem sie ihren Master in International Management absolviert hatte, war Sarah Benarey Business Development Managerin beim Non-Profit Atmosfair. Seit 2020 ist sie Mitgründerin und Chief Business Development Officer von Ecomio und möchte Unternehmen dabei helfen, klimafreundliche Dienst- und Geschäftsreisen zu nutzen.
Mario Blatter
Keine Software ohne Code: Mario Blatter hat einen Hintergrund in den Bereichen Maschinelles Lernen, Software-Engineering und Full-Stack-Entwicklung. Zusammen mit Sarah Benarey und Katharina Riederer hat er Ecomio gegründet und ist seit Oktober 2020 Chief Technology Officer.
