Wie definierst du für dich die Verkehrswende?

Leider kann ich mit dem Begriff wenig anfangen. Für mich ist es eine Worthülse, die gerne in der Politik benutzt wird, um vage Prophezeiungen für zukünftige Mobilität zu machen. Eine Wende als solche findet nicht unbedingt im Verkehr statt, sondern primär beim Energieträger: Fossil zu Elektro. Und das gilt fast ausschließlich für PKW. Bei allen anderen Formen des Transports deutet sich in absehbarer Zeit keine signifikante Veränderung an.

Wie sieht dein persönlicher Mobilitätsmix aus?

Mein persönlicher Mobilitätsmix teilt sich ungefähr in 70 Prozent Auto, 29 Prozent zu Fuß und 1 Prozent ÖPNV. Die ÖPNV-Verbindung sind in meiner Umgebung relativ schlecht. Ich fahre nach wie vor das erste Auto, das ich mir jemals gekauft habe – seit fast 13 Jahren: Audi A4 Avant 2,0-l-Diesel von 2005. Ich fahre überwiegend Langstrecke, 400 km und mehr, und dafür ist er perfekt.

Und wie sollte er aussehen, damit du zufrieden bist

Ich bin mit meinem persönlichen Mobilitätsmix sehr zufrieden. Ich wohne nicht in der Stadt, weshalb ich das Autofahren nicht als mühsam empfinde.

Hast du eine Mission die du verfolgst?

Nein 😀 Aber vielleicht verstehe ich die Frage nicht.

Wie gehst du mit Hatern um?

Ich finde es nicht weiter schlimm. Jeder, der in die Öffentlichkeit tritt, bekommt als Nebenprodukt ein gewisses Maß an Negativität ab. Das gehört einfach dazu. Außerdem würde ich zwischen „Kritik“ und „Hate“ unterscheiden. Kritik, auch wenn sie unfreundlich formuliert ist, hat etwas Substanzielles. Das finde ich gut, weil es Anregungen für Verbesserungen gibt. Beleidigungen sind tendenziell inhaltsleer und damit irrelevant.

Die aktuell größte Herausforderung in der Mobilitätswende ist …?

Die technische Umsetzung.

Deine Forderung(en) an Politik, Wirtschaft und Mobilitätsnutzer*innen?

Das Problem mit Forderungen ist, dass sie einen persönlich nichts kosten. Fordern ist einfach. Ich bin für mehr Eigenverantwortung in allen Bereichen.

Wer ist in Sachen Verkehrswende gerade richtig gut unterwegs?

Es ist zwar keine Person oder Firma, aber spontan fällt mir China ein. Aus europäischer Sicht ist das nicht unbedingt gut, doch China, beziehungsweise die Partei des Landes ist tatsächlich „gut“ unterwegs. 2021 hat China rund 40 Prozent des weltweit verfügbaren Lithiums verarbeitet. Wenn man bedenkt, dass die Batterie eines E-Autos rund 150 g Lithium pro Kilowattstunde enthält, zeigt sich welchen Einfluss China auf den weltweiten Wandel zur Elektromobilität hat.

Welchen Menschen in der Mobilitätsbranche sollte man – neben dir – folgen?

Das ist einfach! Natürlich meinem englischen Kollegen Mat Watson! In Deutschland kann ich meinen ehemaligen Kollegen Alexander Bloch von „Auto, Motor und Sport“ und das gesamte Team von „Motor1“ und „InsideEVs“ empfehlen.

Gibt es einen Ort, der für dich die Zukunft der Mobilität erlebbar macht?

Es ist zwar ein Negativbeispiel, aber es zeigt, dass die Zukunft der Mobilität nicht unbedingt besser sein muss: Der Tunnel von Elon Musks Boring Company in Las Vegas. Anstatt einen Tunnel für Teslas zu bauen, wäre eine U-Bahn effizienter und umweltschonender gewesen.

Dein bislang schönster Mobilitätswende-Moment?

Ich habe vor kurzem gesehen, wie ein E-Auto einen Pferdeanhänger zieht. Das zeigt, dass auch antiquierte Transportmittel wie Pferde nicht durch eine Mobilitätswende verschwinden.

Daniel Hohmeyer

Die Karriere des Autojournalisten begann ganz klassisch mit einem Volontariat bei „Auto Motor und Sport“, wo er bald als Tester und Moderator erstmals vor der Kamera landete. Es folgte eine Station als Leiter der Videoproduktion der Plattformen Motor1 Deutschland und InsideEVs, ehe Daniel Hohmeyer ganz frisch zu Carwow wechselte. Der britische Auto-Marktplatz betreibt einen extrem erfolgreichen englischsprachigen Youtube-Kanal mit 7,5 Millionen Follower*innen. Hohmeyer ist das neues Gesicht des deutschsprachigen Pendants und und für Carwow auch auf Instagram und Tiktok aktiv.