„Ja, der Bus ist auch irgendwie geil.“ Mit diesen Worten besiegelte Volkswagen-CEO Herbert Diess vor ein paar Jahren das Comeback des Bullis. So erzählt es Klaus Zyciora in der neuen Episode des FUTURE MOVES Podcasts. Und er muss es wissen. Denn Zyciora war damals Chefdesigner der Marke Volkswagen, dessen Team den ID Buzz genannten Widergänger des legendären T1 entworfen hat.

Kein Elektrofahrzeug von VW hat schon im Vorfeld einen solchen Hype ausgelöst wie der neue ID Buzz. Volkswagen feiert dieser Tage die offizielle Weltpremiere des kompakten Transporters. Doch der rollt schon seit Wochen mit maximal auffälliger, weiß-bunter Tarnfolierung über die Straßen und durch die Motorpresse. Das Serienmodell soll schließlich ab Herbst ausgeliefert werden.

Die große Aufmerksamkeit verdankt der ID Buzz natürlich dem Mythos, den die Vorlage umweht. Der von 1950 bis 1967 gebaute T1 ist neben dem Käfer das zweite Ur-Modell der Wolfsburger. Und als bevorzugtes Verkehrsmittel der Hippie-Bewegung wurde er zur Legende. Natürlich reizten solche Ikonen einen Designer, sagt Zyciora. Dennoch schlugen die ersten zwei Comeback-Anläufe fehl. Das Bulli-Revival kam bislang nicht über Konzeptfahrzeuge hinaus. 

„Wir brauchen Konzepte, die Parkraum frei spielen“

Klaus Zyciora

Dass es diesmal geklappt hat, liegt natürlich auch darin begründet, dass der ID Buzz eine Botschaft sendet: Nach dem Dieselskandal will Volkswagen sich so schnell es geht zum reinen Elektroautobauer transformieren. Die Antriebswende ist beschlossenen, die künftige Bedeutung des autonomen Fahrens absehbar. Daraus ergebe sich die Herausforderung, „Marken in die Zukunft zu transportieren“, sagt Zyciora. Für ihn als Designer gehe es dabei „darum, die Seele einmal freizulegen und zu schauen: Was kann ich davon in die Zukunft mitnehmen?“

Für diese Aufgabe dürfte es bei Volkswagen niemand geeigneteren als Zyciora geben. Der Designer startete seine Karriere 1989 in Wolfsburg, war von 2007 bis 2020 Designchef der Marke Volkswagen und ist inzwischen seit knapp zwei Jahren für das Design aller zehn Konzern-Brands von VW und Audi über Skoda und Seat bis zu Bentley, Ducati, Porsche und Lamborghini verantwortlich. 

Neben der konkreten Mission, die einzelnen Marken trotz geteilter Technologie unter der Karosserie möglichst unterscheidbar zu machen, beschäftigt Zyciora sich viel mit der Frage, welchen Einfluss die Produkte des Konzerns auf die Umwelt haben – sowohl im Sinne von Nachhaltigkeit als auch, was den städtischen Lebensraum angeht. Als oberster Gestalter eines Konzerns, der jedes Jahr zehn Millionen Autos produziert, hat Zyciora einigen Einfluss darauf, wie individuelle Mobilität künftig aussehen wird. 

„Wir werden erleben, dass sich die Straßenzüge leeren“, sagt Zyciora zu den Chancen, die mit autonomen Fahrzeugen verbunden sind. Wobei er dabei nicht nur an Roboter-Shuttles denkt, sondern auch an private Autos, die künftig nicht mehr an Abstellflächen in unmittelbarer Wohnortnähe gebunden sind. „Wir brauchen Konzepte, die Parkraum frei spielen“, sagt Zyciora. Autonome Fahrzeuge sind für ihn darum eine Möglichkeit, städtischen Raum „zu befreien“ und mehr Platz für andere Verkehrsteilnehmende wie Radfahrer:innen zu schaffen.

Für den obersten Designchef des Autobauers bedeute dies zugleich immer: diese Vision auch bezahlbar zu machen, so Zyciora, „sodass man innerhalb des verdichteten städtischen Raumes dahin kommt, dass die Straßenzüge nicht mehr mit den Blechlawine zugeschüttet sind, sondern intensive Lebensräume für die Menschen bieten, die dort leben.“

Neben seiner Vision einer individuellen und zugleich nachhaltigen Mobilität erklärt Zyciora in der neuen Episode des FUTURE MOVES Podcast, warum SUVs nicht so schnell aus dem Stadtbild verschwinden werden, wie die Digitalisierung seine Arbeit verändert hat und warum er individuelle Mobilität als bewahrenswertes Kulturgut versteht.

Über diese Themen spricht Klaus Zyciora im FUTURE MOVES Podcast:

… wie die Antriebswende Automarken aus Sicht eines Designers ändert (3:12)

… den Hintergrund des neuen Elektro-Bullis ID Buzz (4:36)

… Gestalterische Möglichkeiten, die sich aus der Antriebswede ergeben (10:51)

… wie er als Konzern-Designchef VWs Marken unterscheidbarer macht (17:16)

… das radikal erweiterte Aufgabenfeld der Designer:innen (22:33)

… Mitbewerber und veränderte Bedürfnisse der Kund:innen (27:59)

… Rohstoffkreisläufe und Verantwortung der Designer:innen (33:50)

… den Einfluss des weltgrößten Autobauers auf den urbanen Raum (39:21)

… welche Fahrzeugkategorie die SUVs ablösen könnte (48:34)

… seinen „Mix der Woche“ (52:33)