Seit Beginn der Corona-Pandemie sind Lieferdienste aus den Straßen nicht mehr wegzudenken. In den letzten zwei Jahren haben viele Menschen das eine oder das andere Mal die Dienste eines Lebensmittellieferanten in Anspruch genommen. Lebensmittel online zu bestellen und sich bequem nach Hause liefern zu lassen: ein Lifesaver während der Quarantäne, mittlerweile aber Gewohnheit für viele.

Lieferdienste gibt es deshalb wie Sand am Meer und prägen längst das Großstadtbild. Gefühlt kommt jeden Monat ein neuer Anbieter auf den Markt, nach dem Investor:innen Millionenbeträge werfen. Sie versprechen Einkäufe in wenigen Minuten bis vor die Haustür zu liefern, was ohne die sogenannten Rider:innen undenkbar wäre, die zu Dutzenden mit auf die Straße geschickt werden. Dabei ist das Prinzip nicht neu: Auch Supermarktketten wie Rewe beliefern seit längerer Zeit Kund:innen nach Termin. Aber wie nachhaltig ist das?

FUTURE MOVES interessierte: Wie schnell, wie umweltfreundlich, wie günstig sind die Anbieter?

Um die versprochene Lieferzeit von 10 Minuten einhalten zu können, haben die Startups mehrere Lagerhäuser in Stadtteilen, die regelmäßig aufgefüllt werden müssen. Das geschieht mehrmals täglich per Lkw. Von dort aus fahren die Rider:innen meist auf E-Bikes und liefern die Bestellungen häufig in Papiertüten aus.

Ob Plastik oder Papier, alle Lieferdienste produzieren Müll. Das ist ein Problem, weil Deutschland schon vor der Corona-Pandemie zu den Ländern gehörte, die am meisten Verpackungsmüll verursachen: Im Jahr 2019 entstanden knapp 230 Kilogramm Verpackungsmüll pro Person. Das sind 50 Kilogramm mehr als der europäische Mittelwert. Ein Grund: 60 Prozent des Obsts und Gemüses werden in Deutschland in Plastik- oder Papierverpackungen verkauft. Manche E-Food-Anbieter nutzen deshalb bereits wiederverwendbare Verpackungen, etwa Alpakas, Knuspr und Picnic. Nicht nur bei der Verpackung, den Liefergebieten gibt es Unterschiede: Ging es zu Beginn der Pandemie noch um Schnelligkeit, gibt es inzwischen viele alternative Anbieter, die sich mehr Zeit bei der Lieferung lassen und gezielt auf Nachhaltigkeit achten – und deshalb überwiegend kleinere Liefergebiete bedienen.

Frischepost etwa ist ein Start-up, das im Frühjahr 2015 in Hamburg von Eva Neugebauer und Juliane Eichblatt gegründet worden ist. Es ist damit ein Urgestein der Branche. Angefangen hat Frischepost in Hamburg, mittlerweile beliefert das Unternehmen Berlin, München, Köln und das Rhein-Main-Gebiet, jedoch mit eingeschränktem Liefergebiet. Das Prinzip könnte man mit einem Online-Hofladen umschreiben,  dessen Kund:innen mit  einem Mausklick Lebensmittel direkt vom Acker ordern statt anonyme Produkte mit Vielfliegerstatus im Supermarkt mitzunehmen. Neben Nachhaltigkeit und Qualität setzten die beiden Gründerinnen auf Transparenz, deshalb findet man neben den Produkten, die Unternehmen mit Produzent:innen Profile. Darin stellen sich die Produzent:innen mit Kurzbiografien, Fotos und Videos vor. „Farm to table“ in modern, so das Versprechen.

Manche Anbieter liefern per E-Bike oder -Lastenrad, andere per Auto

Mit nur ein paar Mausklicks Artikel, Liefertag und Lieferzeitfenster festlegen und bestellen. Erst nachdem der Bestellvorgang abgeschlossen wird, werden die Produkte frisch geerntet und ins Frischepost-Lager geliefert. Die Ware wird in Mehrwegboxen per Pfandsystem in Elektroautos geliefert, hiermit verzichtet Frischepost komplett auf Verpackungsmüll. Alternativ kann man seine Bestellung auch bei einer Abholstation abholen. Da die Produkte nur bei einem abgeschlossenen Bestellvorgang produziert oder geerntet werden, wirkt Frischepost das der Lebensmittelverschwendung entgegen.

Auch andere Anbieter wie Gorillas geben nicht verbrauchte Lebensmittel per Weitervermittlungs-App Too good to go zu reduzierten Preisen ab. So will man der Verschwendung von jährlich rund 12 Millionen Tonnen Lebensmitteln entgegenwirken, die in Deutschland in den Abfalltonnen der Supermärkte, Restaurants und Co. landen. Auch Alpakas zum Beispiel liefert Artikel in ressourcenschonenden Mehrweggläsern, Obst- und Gemüsenetzen, kompostierbaren Papier oder recycelbarer Pappe, ähnliche Konzepte verfolgen Knuspr und Picnic. 

FUTURE MOVES hat zwölf Anbieter unter die Lupe genommen. Mittels der Pro-und-Kontra-Liste kannst du dir einen einfacheren Überblick über die Anbieter verschaffen und den für dich besten Kompromiss aus Kosten, Umwelt und Angebot finden.

Flink

ProKontra
+ Größtes Liefergebiet– Lieferkosten (ca. 1,80 Euro)
+ Schnelle Lieferung (ca. 10 Minuten)– Mindestbestellwert (ca. 1 Euro)
+ Große Auswahl– Große Lagerhallen
+ E-Fahrrad– Verpackungsmüll
– Ausschließlich Markenprodukte

Gorillas

ProKontra
+ Großes Liefergebiet– Lieferkosten (ca. 1,80 Euro)
+ Schnelle Lieferung (ca. 10 Minuten)– Große Lagerhallen
+ Große Auswahl– Verpackungsmüll
+ E-Fahrrad– Ausschließlich Markenprodukte
+ Kein Mindestbestellwert

Getir

ProKontra
+ Großes Liefergbebiet– Lieferkosten (ca. 1,80 Euro)
+ Schnelle Lieferung (ca. 15 Minuten)– Mindestbestellwert (ca. 10 Euro)
+ Große Auswahl– Große Lagerhallen
+ E-Fahrrad, E-Moped– Verpackungsmüll
+ Regelmäßige Coupons
+ Türkische Lebensmittel

Bringmeister

ProKontra
+ Großes Liefergebiet– Lieferzeit (ca. 1 Stunde)
+ Große Auswahl– Lieferung zur Zeit nur in Berlin, Potsdam, München und Augsburg
+ Lieferkosten variieren je nach Liefertermin und Bestellwert (ab 0,99 Cent)– Auto
+ Langes Lieferzeit Fenster

Alpakas

ProKontra
+ Große Auswahl– Lieferkosten
+ Ab einem Warenwert von 25 Euro ist die
Lieferung gratis
– Mindestbestellwert (ca. 1 Euro)
+ Langes Lieferzeitfenster– Lieferzeitfenster wenig flexibel und lang
+ E-Lastenräder– Liefert zur Zeit nur in Berlin
+ Kein Verpackungsmüll
+ Regionales und saisonales Obst und Gemüse
+ Artikel werden in ressourcenschonenden
Mehrweggläsern, Obst- und Gemüsenetzen, kompostierbarem Papier oder recycelbarer Pappe geliefert.

Liefertürke

ProKontra
+ Große Auswahl an türkischen Lebensmitteln– Mindestbestellwert (ca. 30 Euro)
+ Halal-Zertifikat– Verfügbare Lieferslots buchen, die Lieferzeit könnte ca. 3 Stunden dauern
+ Keine Lieferslots– Liefert zur Zeit nur in Köln
+ Arbeitet mit lokalen Supermarkt und Metzgerei zusammen– Verpackungsmüll
+ Keine riesigen Lagerhallen

Frischepost

ProKontra
+ Große Auswahl– Mindestbestellwert (ca. 29 Euro)
+ Keine Lieferkosten– Verfügbare Lieferslots buchen,
zustellung am nächsten Werktag
+ Regionales Obst und Gemüse– Liefert zur Zeit nur in Hamburg, Berlin,
München, Köln und im Rhein-Main-Gebiet
+ Saisonales Obst und Gemüse
+ Große vegane Auswahl
+ Kein Verpackungsmüll
+ Pfandsystem
+ E-Auto
+ Mit Produzent:innen-Profilen

Rewe Lieferdienst

ProKontra
+ Große Auswahl– Zustellung am selben Werktag
+ Lange Lieferzeiten– Lieferkosten variieren (ca. 2,90 Euro)
+ Günstige Eigenprodukte– hoher Mindestbestellwert (50 Euro)
+ Fester Termin– Verfügbare Lieferslots buchen
– Keine genauen Angaben zum Liefergebiet, wird nach Eingabe der Postleitzahl ermittelt
– Auto
– Verpackungsmüll

Arive

ProKontra
+ Keine Lieferkosten– Keine Günstigen Alternativen
+ Kein Mindestbestellwert– Keine große Auswahl an Lebensmittel
+ Schnelle Lieferzeit (ca. 30 Minuten)– Liefert zur Zeit nur in Hamburg, Berlin, München und Frankfurt
+ Teuere Technik– Verpackungsmüll
+ Kosmetik
+ Designer
+ Lebensmittel
+ Hochwertige Spirituosen
+ Haushaltsmittel

Picnic

ProKontra
+ Große Auswahl– Mindestbestellwert (ca. 30 Euro)
+ Keine Lieferkosten– Verfügbare Lieferslots buchen, zustellung am nächsten Werktag
+ E-Auto– Liefert zur Zeit nur in NRW
+ Nehmen Pfandflaschen (die sie selber auch im Sortiment haben) mit und berechnen den Pfand auf die Rechnung– Verpackungsmüll
+ Tierprodukte
+ Babynahrung
+ Arbeiten mit Lokalen Bäckern und Metzgern zusammen
+ Recycelbare Plastiktüten

Knuspr

ProKontra
+ Lieferung innerhalb von ca. 1-3h – Lieferkosten (ca. 4,90 Euro)
+ Große Auswahl– Mindestbestellwert (29 Euro und ab 79 Euro Bestellwert bezahlt man keine Liefergebühren)
+ Bio und Regionale Artikel– Verfügbare Lieferslots buchen
+ Rezeptvorschläge– Liefert zur Zeit nur in München und Umgebung
+ Mehrwegverpackung– Produktverpackung 
+ E-Auto

Amazon Fresh

ProKontra
+ Lieferung (ca. 2 Stunden)– Lieferkosten (ca. 3,99 Euro entfällt ab 80 Euro)
+ Große Auswahl– Mindestbestellwert (ca. 20 Euro)
+ Für Amazon Prime Mitglieder– Verfügbare Lieferslots buchen
– Liefert zur Zeit nur in Berlin, Potsdam, Hamburg und münchen München
– Produktverpackung 
– Nur für Amazon-Prime-Mitglieder

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Oliver Merkel

Oliver Merkel

Mitgründer des Berliner Start-ups Flink. Der erste Standort wurde erst im Februar 2021 in Berlin gegründet. Mittlerweile betreibt Flink nach eigenen Angaben 140 Standorte in vier Ländern, ist in 60 Städten präsent. In Deutschland und den Niederlanden sieht sich das Unternehmen bereits als „Marktführer im neuen Quick-Commerce“

Eko Fresh

Eko Fresh

Nun springt Rapper und Schauspieler Eko Fresh (bürgerlicher Name Ekrem Bora) mit auf den E-Food Trend auf und geht mit seinem eigenen Lieferdienst Unternehmen ins Rennen. Mit „Liefertürke“ startet der 38-Jährige erstmal in Köln durch. Die Besonderheit: Türkische Produkte werden direkt vom lokalen Supermarkt online bestellt und geliefert.