„Bei uns können kaum Fotos gemacht werden. Wir sind Pioniere, da müssen wir auf Industrie-Spionage aufpassen“, lautet die Begrüßung bei Symbio in Lyon. Das französische Unternehmen hat sich in eine Lagerhalle eingemietet und platzt bereits aus allen Nähten. Die Mitarbeitenden, größtenteils Anfang dreißig, arbeiten an fein säuberlich aufgeräumten Stationen, daneben reihen sich Testraum, Labor und Administration. Die Fabrik verlassen täglich etwa fünf bis zehn sogenannte StackPacks.

Das Kernprodukt von Symbio sind die „bipolar plate fuel cells“ oder Bipolarplatten-Brennstoffzellen zu Deutsch. Die Bipolarplatten sind Teil einer Membran, welche Wasserstoff und Sauerstoff gleichmäßig verteilt und einen elektrischen Fluss zwischen zwei Zellen herstellt. Hierbei wird jede Zelle von zwei Bipolarplatten gesandwicht. Je mehr Zellen, desto mehr Elektrizität entsteht. Die Platten entfernen zudem Wärme, das Abfallprodukt Wasser und verhindern Lecks. Der Strom aus der Brennstoffzelle treibt Motoren an, zusätzlich gibt es eine Batterie. Das Auto funktioniert also wie ein heutiges Hybrid-Fahrzeug, nur wird statt des Benzinmotors eine Brennstoffzelle angeschlossen. „Unser Ziel ist es, unser Produkt bis 2030 zum selben Preis wie ein normaler Motor anbieten zu können. Mit den sinkenden Wasserstoff-Preisen rechne ich aber schon einige Jahre früher damit“, sagt Philippe Rosier, CEO von Symbio.

Aktuell baut Symbio eine Gigafactory, die die Produktion und das Recycling optimieren soll. Foto: Symbio

Die größte Herausforderung der gerade mal elfjährigen Firma: Die Industrialisierung ihrer Bipolarplatten-Brennstoffzellen. „Wir tüfteln täglich an der Automatisierung und operationellen Verbesserung unseres Prozesses“, so der CEO. Derzeit schaffen fünf bis zehn Prozent der Brennstoffzellen den Qualitätstest nicht, meistens aufgrund eines Problems der Membran. Dank einer Gigafactory im amerikanischen Stil sollen die Qualitätsprobleme bald der Vergangenheit angehören. Die knapp 200 Millionen schwere Investition ist bereits im Bau, nicht allzu weit vom derzeitigen Produktionsstandort in Lyon entfernt. Der Umzug ist für 2023 angesetzt. „Neben einer voluminösen Produktion, sehen wir weiteres Optimierungs-Potenzial in der Vereinfachung der Systeme und Recycling von Materialien“, erzählt Rosier FUTURE MOVES .

„Die Experise für Wasserstoff-Antriebe fehlt woanders. Deshalb bilden wir nun selbst aus.“

Philippe Rosier, CEO Symbio

Neben den Herausforderungen in der Qualitätssicherung und dem Recycling muss sich Symbio auch mit dem Fachkräftemangel befassen. An der Symbio Academy bildet das Unternehmen sie bereits aus. „Wir mussten feststellen, dass die Expertise für Wasserstoff-Antriebe woanders fehlt. Deshalb bilden wir nun selbst aus“, sagt Rosier stolz.

In den kompakten Lieferwagen aus dem Stellantis-Konzern ist bereits ein Wasserstoff-Antrieb erhältlich. Foto: Stellantis

Symbio gehört mittlerweile zu Michelin. Damit das hohe Produktionsvolumen auch tatsächlich verkauft wird, arbeitet Symbio bereits mit vielen Firmen zusammen: Bis Ende 2019 stattete Symbio elektrische Nutzfahrzeuge von Renault mit einem Wasserstoff-Antrieb aus. Außerdem beliefert man die Schaeffler Gruppe, dem deutschen Zulieferer der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Und an den Stellantis-Konzern, entstanden aus der Fusion von Automobilkonzerne Fiat Chrysler und PSA, liefert Symbio Antriebe, die bereits in Autos, Lieferwagen, Bussen und sogar einem Rennwagen eingebaut wurden.

Want to know more?

Philippe Rosier

Philippe Rosier

Der Franzose ist seit knapp zwei Jahren Chef von Symbio. Studiert hat er ursprünglich Chemical Engineering und arbeitete dann in der Chemie-Industrie. Zuletzt war Philippe Rosier CEO von Chemie-Unternehmen Cerdia und Berater im Thema Klimawandel, bevor er zu Symbio stieß.