Aufgabe des Bunds der Steuerzahler sei „die Interessenvertretung für alle Steuerzahler“. Man sei unabhängig, parteipolitisch neutral und gemeinnützig, zu den Aufgaben zählten die Senkung von Steuern und Abgaben zu erwirken und Verschwendung zu stoppen. Berühmt ist er für sein sogenanntes Schwarzbuch, in dem jährlich die schlimmsten Millionengräber von Gemeinden, Ländern und Bund aufgelistet werden. 

Seit jeher widmet sich der Bund der Steuerzahler gern auch der Infrastruktur: etwa, wenn eine Autobahnbrücke auf ein Feld gebaut wird, die Autobahn jedoch 45 Jahre später immer noch nicht steht. Und wenn ein Bundesland vergisst, Tausende Haushalte an das Highspeed-Internet anzuschließen, weil das Kartenmaterial veraltet ist, ist das einfach peinlich. Und auch Medienhäuser freut’s, denn wie alle wissen, lässt sich mit Häme in Deutschland gut Klicks verdienen. Trotzdem liegt der BdSt manchmal auch daneben.

Selbst in der Fahrrad-Hauptstadt Amsterdam gibt’s Probleme mit wildparkenden Bikes.

Etwa beim Fahrradparkhaus an der U-Bahn-Station Kellinghusenstraße in Hamburg. Das jetzt seit zehn Monaten geöffnete Infrastrukturprojekt freut sich nicht gerade über einen Ansturm: Elf Prozent Auslastung errechnete ein Hamburger Radiosender kürzlich. 30 Fahrräder stünden im kostenlosen, 30 weitere im kostenpflichtigen Bereich. Knapp 500 Stellplätze stehen also leer. Und der BdSt? Der schrieb das Parkhaus schon vor Monaten in sein Büchlein und prämierte es als eine der größten Steuerverschwendungen, die es in Hamburg je gegeben hätte.

„Fahrradparkhäuser sind grundsätzlich sinnvoll“

Bund der Steuerzahler

Zwar seien Fahrradparkhäuser grundsätzlich sinnvoll, doch das Konzept käme nicht an. Mögliche Gründe führt er auch an: Der Umweg ins Parkhaus sei zu weit, die Rampe zu schmal, die Stufen zu hoch. Ja, das ist Mist. Für die 3 Millionen Euro, die der Bau gekostet habe, hätte man auch 25.000 Bügel bauen können, an denen man Fahrräder anschließen könnte, schlägt der Verein vor. Doch das ist kurzsichtig gedacht und ein bisschen wie zu sagen, dass man statt einer Feuerwache auch einfach viele Gartenschläuche hätte anschaffen können.

Der NDR hat sich immerhin bemüht, eine Erklärung der Stadt zu finden: Die Verkehrsbehörde verspricht, dass es sich um ein Zukunftsprojekt handle, das ein wenig Zeit bedarf bis es vollständig akzeptiert wird. So habe es anderenorts in Hamburg bereits mit Radparkhäusern geklappt. Doch Radparkhäuser funktionieren schlicht nicht sofort. Selbst in der Hauptstadt der Radfahrer:innen gibt es Akzeptanzprobleme (siehe Video). Hier gibt es gleich mehrere Luxus-Parkhäuser, die nicht immer voll ausgelastet sind. Weil viele Radler:innen ihre Räder aus Faulheit trotzdem vor dem Bahnhof anschließen, gibt es mittlerweile sogar ein Parkverbot vor Amsterdammer Bahnhöfen. Rad-Abschleppen gehört dort mittlerweile zum Alltag. Und auch das Schrottrad-Entsorgungsproblem in Göttingen zeigt, dass Parkhäuser nicht alle Probleme lösen.


Es braucht also Anreize, um Fahrräder in Parkhäuser umzusiedeln: In Amsterdam und Hamburg kann man augenzwinkernd auf das schlechte Wetter hoffen, das überdachtes Parken begünstigt. Mit wachsender Verbreitung von Rädern könnten Parkverbote auch hierzulande ein logischer Schritt sein, um Rad- und Fußwege für alle Menschen sicherer zu machen, was ganz nebenbei auch Sehbehinderten, die ohnehin oft nicht mitgedacht werden nützen würde. Fahrradparkhäuser müssen künftig so geplant sein, dass sie zu nutzen attraktiver ist als draußen im Regen und Matsch die Kette um das Hinterrad zu legen, um ein paar Minuten und einen Euro pro Tag zu sparen. Es braucht also vor allem weitere Versuche, Geduld, Mut und Kreativität, denn mit der Infrastruktur kommt auch die Verkehrswende, da sind sich Expert:innen einig. Nur sie hilft dem Klima und letztlich auch den Steuerzahler:innen.

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Stephanie Krone

Stephanie Krone

Stephanie Krone ist Sprecherin beim ADFC und treibt die Verkehrswende voran. @FrauKrone war zwar bereits in unserem #FAQ zu Gast und wurde auch an dieser Stelle schon einmal erwähnt. Doch ihre Twitter-Bio fasst es so gut zusammen: „It’s the infrastructure, sweetheart!“