Spätestens seit sich die Klima- und Umweltminister:innen der Europäischen Union einstimmig für einen Ausstieg aus klimaschädlichen Antrieben bis 2035 geeinigt haben, ist klar: Das Ende der Verbrennertechnologie ist absehbar. Die Klimakrise lässt keine andere Option, und die Ineffizienz von E-Fuels spricht für Elektroantriebe. Ein paar Hersteller mögen noch immer mit der kompletten Elektrifizierung ihrer Modellpalette hadern, doch der überwiegende Teil ist vorbereitet. Doch wann steigen die Autohersteller aus dem Verbrenner aus? Viele haben sich bereits festgelegt und das auch öffentlich gemacht. Daran wird man sie messen. Und mit jedem Hersteller, der sich zum Abschied von Benziner und Diesel bekennt, wächst der Druck auf die verbliebenen Autobauer.     

In dieser fortlaufend aktualisierten Übersicht stellt FUTURE MOVES die bereits offiziell verkündeten Ausstiegsdaten der wichtigsten Hersteller und Marken zusammen. Außerdem listen wir die relevanten Marken auf, die mit diesem Schritt noch zögern.

DIE ENTSCHLOSSENEN

Audi 

Die Ingolstädter bringen ihren letzten Verbrenner 2026 auf den Markt, ab 2033 soll zumindest in Europa Schluss sein mit fossilen Brennstoffen. Gemeinsam mit Konzernschwester Porsche entwickeln sie die Premium Platform Electric (PPE), auf deren Basis teure und schöne Sportwagen mit E-Antrieb süddeutschen Ursprungs entstehen sollen.

Aus dem Stand zum Bestseller: Fast jeder zweite verkaufte Citroën C4 ist eine E-Version des Modells

Citroën

Seit die Franzosen zusammen mit Marken wie Peugeot, Opel, Fiat oder Jeep zu Stellantis gehören, ist ordentlich Dampf auf der E-Thematik im Konzern. Der kompakte E-Crossover ë-C4 kam besonders gut an: Aus dem Stand waren knapp die Hälfte der verkauften Fahrzeuge rein elektrisch angetrieben. Die Nutzfahrzeuge für den Privatverkauf sind seit Kurzem nur noch elektrisch verfügbar, 2030 ist bei Peugeot und allen europäischen Konzernschwestern endgültig Schluss mit Verbrennern. Spätestens dann wird der Schalter sicher auch bei Citroën umgelegt.

Fiat

Das gilt auch für Fiat. Die italienische Marke wird bis 2030 rein elektrisch sein, was angesichts des aktuellen Modellangebots mindestens ambitioniert ist. Der 500e feiert erste Erfolge, bald kommt ein E-Panda. Auffällig: Seit dem Zusammensammenschluss mit Stellantis kommen andauernd neue leichte Nutzfahrzeuge mit E-Antrieb auf den Markt. Konzernschwester Alfa will schon 2027 nur noch neue E-Autos bringen. Im europäischen Vergleich ist Italien bei der Verbreitung von E-Fahrzeugen noch abgeschlagen, ein Infrastrukturprogramm der Regierung und von Wirtschaftspartnern soll jedoch zügig die nötigen Ladesäulen bringen.

Jetzt mit noch mehr Stauraum: Der F-150 Lightning Pro ist die elektrische Version des meistverkauften Autos der USA

Ford

Das meistverkaufte Auto in den USA ist ein für unsere Verhältnisse riesiger Pick-up-Truck. Mit dem F-150 Lightning bringt Ford nun die E-Version des Bestsellers. Doch nur in Europa traut man sich ein Enddatum für den Verbrenner zu benennen: 2030. Schon ab 2026 soll es in jeder Baureihe deshalb mindestens einen Plug-in-Hybrid oder ein E-Fahrzeug geben. Mit dem E-Transit kommt nun auch ein elektrisches Nutzfahrzeug auf den Markt.

Hyundai

Es wird ein wenig unübersichtlich: Hyundai hat mit dem Ioniq vor Jahren ein Hybridauto auf den Markt gebracht, der wahlweise auch mit Stecker erhältlich ist. Außerdem gab es mit dem Ioniq Electric ein ganz passables E-Auto im Angebot, der bald aber eingestellt wird. Nun ist Ioniq eine eigene Automarke geworden, die rein als E-Fahrzeug konzipierte Wagen vertreibt, weiterhin gibt es den Kona Electric mit Hyundaiemblem. Und die Luxusmarke Genesis bringt mit dem Electrified G80 ihren ersten Stromschlucker. 2035 soll dann ganz Schluss sein mit Benzin und Diesel in Europa.

Jaguar

Ab 2035 darf man im Königreich nur noch E-Autos kaufen. Kein Wunder also, dass britische Marken ihre Strategie anpassen. Jaguar gibt Vollstrom und zieht den Verbrenner-Brexit auf 2025 vor. Kurios ist jedoch, dass die Markenschwester Land Rover etwas zögerlicher ist.

Grüner geht’s kaum: Die E-Version des Mini Cooper in der Camping-Variante

Mini

Anders als bei der Konzernmutter BMW steht bei Mini das Ende des Verbrenners bevor. Ab 2030 rollen nur noch elektrische Mini vom Band in Oxford sowie der geplanten Fertigungslinie in China, die von vorneherein nur E-Autos baut. Bereits 15 Prozent der verkauften Mini sind elektrisch angetrieben. Das Kompakt-SUV Countryman, das als PHEV beliebt ist, soll bald ebenfalls rein elektrisch fahren.

Opel

Der Start in die E-Welt wurde unter dem Dach von General Motors versemmelt: Der Ampera-e war so gut wie nicht erhältlich, weil sich pünktlich zum Marktstart PSA Opel einverleibt hat. Und GM hatte Besseres zu tun als die ehemalige Tochter mit E-Autos zu versorgen. Mittlerweile ist alles anders: Unter dem Stellantis-Dach sind bereits diverse E-Fahrzeuge verfügbar, Nutzfahrzeuge für den Privatgebrauch sogar ausschließlich als E-Version. Schon 2028 könnte die Verbrenner in Europa eingestellt werden. In China wird Opel sogar als rein elektrische Marke in den Markt eingeführt.

Peugeot

So ambitioniert ist nun auch Peugeot: Schon im übernächsten Jahr gibt’s bei Opel-Konzernschwester Peugeot jedes Auto auch als E-Modell. Und wie bei Opel und Citroën kriegen Privatleute die Transporter nur mit E-Motor. Trotz der Progressivität hielt man sich mit verbindlichen Aussagen zum Verbrennerende zurück, seit März 2022 ist 2030 jedoch als konzernweites Verbrennerende bekannt. Nur die US-Marken Jeep, Chrysler, Dodge und RAM dürfen dann noch Spritschlucker verkaufen – jedoch maximal 50 Prozent.

Volkswagen

Nein, zu den Zögerlichen gehört VW nicht. Nach dem Diesel-Skandal haben die Wolfsburger eine 180-Grad-Wende hingelegt und die Fährte von Tesla-Chef Elon Musk verfolgt. 2033 ist es zumindest in Europa aus mit dem Verbrenner. Einige Dutzend E-Autos sind angekündigt. 2026 soll dann Trinity kommen: Die Limousine soll Maßstäbe bei Software und Services setzen.

DIE ZAUDERER

BMW

Der einstige deutsche E-Autopionier verabschiedet sich in diesem Sommer nach neun Jahren vom i3. Dafür kommen neue E-Modelle laufend auf den Markt. 2023 soll es in jeder Klasse eine E-Alternative geben. Allerdings: Während andere 2030 als Ausstiegsdatum festgelegt haben, soll bei BMW dann lediglich die Hälfte aller verkaufter Fahrzeuge elektrisch angetrieben werden. An der Seite der CSU plädiert man für #Technologieoffenheit.

Cupra

Seat hat vor wenigen Jahren eine Premiummarke namens Cupra gegründet, die bislang vor allem für sportliche Fahrzeuge stand. Sie wird bevorzugt mit E-Fahrzeugen versorgt: Zwar gibt es bei Cupra kein Datum für den Ausstieg aus dem Verbrenner, dafür ist der Born und damit das erste E-Modell bereits auf dem Markt. 2024 kommt wohl der Tavascan, ein E-SUV. Ein Jahr danach der UrbanRebel. Das vier Meter kurze E-Auto basiert auf dem „MEB Small“, der neuen kleinen E-Plattform des VW-Konzerns.

Honda

Die japanische Automarke zählt zu den Spätzündern der Branche. Der Honda E ist gerade erst auf dem Markt, ein weiteres E-Auto vor 2024 nicht in Sicht. Mit dem Verbrennerausstieg rechnet man nicht vor 2040. Stattdessen wird die Wasserstoffstrategie Japans sicher einen Einfluss auf die Entwicklung künftiger Modelle haben.

Kia

Zur Achse der Zögerlichen zählt auch Kia – die Schwestermarke von E-Aushängeschild Hyundai rechnete bis 2030 lediglich mit 20 Prozent rein elektrisch angetriebenen verkauften Fahrzeugen, hat das Ziel jedoch auf 30 Prozent hochgeschraubt. Die „Roadmap 2030“ sieht vor, dass bis zu 78 Prozent der verkauften Fahrzeuge in Korea, Nordamerika, Europa und China batterieelektrisch angetrieben sein werden. In diesen Märkten rechnet der koreanische Hersteller mit einer Million verkaufter E-Autos.

Land Rover

Bei Land Rover gibt es kein konkretes Ausstiegsdatum. Während Jaguar schon in wenigen Jahren Schluss macht, lässt sich der Geländewagenbauer weiterhin auf eine toxische Beziehung mit fossilen Brennstoffen ein. Immerhin: Bis zum Ende des Jahrzehnts soll es pro Baureihe eine E-Alternative geben, sodass die Prachtstraßen von Moskau, Los Angeles und London sauber bleiben könnten.

Mazda

Ein weiteres zögerliches Unternehmen aus Japan: Mazda. Man rechnet 2030 mit einem Viertel vollelektrischer Verkäufe, der Rest dürfte immerhin elektrifiziert sein. Mazda hofft auf eine Zukunft des Verbrenners durch synthetische Kraftstoffe. Da das nicht zur Politik vieler europäischer Länder passt, sind die Aussichten hierzulande aktuell nicht rosig.

Stromlinienform statt Schrankwand. Der auf Effizienz getrimmte Mercedes EQXX gibt einen Ausblick auf postfossiles Automobildesign

Mercedes-Benz

Zwar ist „beim Daimler“ (der mittlerweile nicht mehr Daimler heißt) kein konkretes Ende für Verbrenner abzusehen, jedoch ist das Unternehmen inzwischen offensiver als noch vor ein paar Jahren unterwegs. Ein Smart ist bereits nur noch mit E-Motor verfügbar. Ab 2030 gibt es zumindest keine neuen Verbrenner mehr und man bereite „das Produktionsnetzwerk des Unternehmens auf ein 100 Prozent elektrisches Pkw-Portfolio vor“. 11 Milliarden Euro werden allein in diesem Jahr in neue Modelle und Technologien investiert. Der EQXX zeigt mit weit über 1.000 Kilometern Reichweite und coolem Design, wo’s hingeht.

Nissan

Noch ein E-Pionier, der sich nicht traut. Der erste Nissan Leaf kam bereits 2010 auf den Markt, die zweite Version ist seit ein paar Jahren unterwegs. Ein klares Ausstiegsdatum aus dem Verbrenner ist jedoch nicht abzusehen – schon allein aufgrund des Umstands, dass lange kein zweites reine E-Modell bei Nissan in der Pipeline war. Ob’s bislang wohl nicht so Leaf? In Kürze gibt es jedoch endlich eine Alternative namens Ariya. Es ist, wie so viele Autos momentan, ein SUV. 

Porsche

Einerseits hat mit dem Taycan einen – pardon – Tesla-Killer im Portfolio. Andererseits weigerte man sich lange, die Ikone 911 zu elektrifizieren. Stattdessen will man ihn mit E-Fuels betanken, die Porsche und Audi wohl in der Formel 1 erproben könnten. Doch das heißt nicht, dass die ein 911e auf Basis der Premium Platform Electric (PPE) nicht doch entstehen könnte: Neusten Gerüchten zufolge, ist der nämlich in Entwicklung, eine E-Alternative für den 718 (Boxster, Cayman) hat Porsche-Chef Oliver Blume auf dem FUTURE MOVES – New Mobility Summit bereits in Aussicht gestellt (hier geht’s zum Youtube-Video). Das wäre doch mal was. Ab nächstem Jahr will man auch das SUV Macan als E-Modell anbieten – das könnte sich jedoch verzögern.

Elektrifizierte Legende: Das Concept Car eines möglichen R5-Comebacks

Renault

Die Franzosen sind mit Nissan und Mitsubishi seit Langem in einer Liaison, die Beziehung ist jedoch offen. Anders als bei Nissan wird es viele E-Autos von Renault geben, aber ohne ein Verfallsdatum für Benziner zu nennen. Dafür ist ein Revival der Marken-Legenden R5 und R4 in Arbeit. Dass Retro mit großem E funktionieren kann, zeigen schon Mini und Fiat.

Seat

Dank VW-Rückendeckung haben die Spanier bereits den Kleinwagen Mii electric auf dem Markt. Doch das nächste E-Auto ist noch nicht angekündigt, ein Verbrenneraus ist ebenfalls kaum absehbar. Dafür könnte der Seat-Marke Cupra dann als Produktionsstandort für das nächste kleine E-Auto namens UrbanRebel eine besondere Bedeutung innerhalb des Konzerns zukommen.

Škoda 

Ein möglicher spanischer E-Kleinwagen von Seat könnte auch mit tschechischem Logo verkauft werden. Zwar gibt’s auf Basis des Modularen E-Baukastens (MEB) von VW bereits den Enyaq und ganz frisch das Enyaq-Coupé, beide in mittlererer SUV-Größe. Doch die nächsten drei E-Škodas sollen dann kleiner werden, sagte der scheidende Chef Thomas Schäfer. Immerhin: 2030 sollen 50 bis 70 Prozent aller verkauften Škodas elektrisch fahren.

Toyota

Wie Honda, Mazda und Nissan traut sich auch Toyota nicht recht. Die neue Submarke bZ soll zwar haufenweise E-Autos hervorbringen, doch eine Absage an andere Kraftstoffe gibt’s nur bedingt. Bei Toyota wird Lexus 2035 weltweit nur noch E-Autos anbieten. Bei der Hauptmarke wird auch Wasserstoff eine große Rolle spielen.

Volvo

Eigentlich hatte Volvo extra Polestar zur E-Marke gemacht, nun ist Sprit auch bei der Hauptmarke auf dem Abstellgleis. Bis 2030 erfolgt der Ausstieg. Volvo XC40 und C40 Recharge heißen die ersten reinen E-Schweden, die gerade auf den Markt kommen. Doch was wird dann mit Polestar?

DAS FAZIT

In den vergangenen Monaten hat sich jede Menge getan. Vom Massen- bis zum Luxushersteller hat sich inzwischen die Mehrheit auf ein Ende des Verbrenners committed. Kleiner Schönheitsfehler: In einigen Fällen beschränken die Autobauer ihr Bekenntnis nur auf den europäischen und nordamerikanischen Markt. Doch gut möglich, dass sich dies bald ändert. Denn in Asien, vor allem in China – dem für fast nahezu sämtliche Autobauer aus Europa und den USA der wichtigste Einzelmarkt – sind in den vergangenen Jahren jede Menge neue rein elektrische Brands entstanden. Vor allem die in höheren Fahrzeugklassen angesiedelten Marken drängen nun mit Macht nach Europa. Es bleibt also spannend, wann, wo und von wem den letzte Verbrennungsmotor in einen neuen Pkw eingebaut werden wird.

Wir haben diese Übersicht sorgfältig recherchiert. Sollte uns dennoch ein Fehler unterlaufen oder ein Update durchgerutscht sein, schreib uns an redaktion@futuremoves.com. Melde dich auch, wenn du der Ansicht bist, dass eine Marke, die hier fehlt, unbedingt auf unsere Liste gehört. 

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Robert Anderson

Robert Anderson

1832 baute Robert Anderson im ostschottischen Aberdeen eines der ersten Elektroautos überhaupt. Da andere Quellen von 1839 als Entstehungsjahr sprechen, ist unklar, ob er der erste, zweite oder dritte Erfinder war. Das niederländische Team aus Sibrandus Stratingh und Christopher Becker sowie der amerikanische Thomas Davenport forschten zur selben Zeit an E-Fahrzeugen.

Ányos Jedlik

Ányos Jedlik

Der ungarische Priester und Naturwissenschaftler Ányos Jedlik erfand bereits 1829 einen Gleichstrommotor. In Ungarn und der Slowakei gilt er deshalb als der stille und heimliche Erfinder des Elektromotors. In den 1850er-Jahren entdeckte er das dynamoelektrische Prinzip, 1961 folgte der erste Dynamo. Er war somit etwa fünf Jahre schneller als Werner von Siemens.